tuation: Seit Jahren ist die durchschnittliche Studiendauer mit sieben Jahren konstant. Dass sie zu verbessern ist, ist damit nicht ausgeschlossen.
Missverständnis Nummer 2: Die Hochschulpersonalsituation sei, wie es ein Hochschulfunktionär jüngst nannte, "verstopft". Das heißt, zu viele Hochschullehrer hielten sich zu lange – ist gleich pragmatisiert – an den Universitäten auf. – Ich habe mir besonders die Zahlen des akademischen Mittelbaues angesehen, und da muss ich sagen, dem ist überhaupt nicht so: Von 2 163 habilitierten und 4 171 nicht habilitierten Assistenten sind bloß 770 pragmatisiert und 1 100 provisorisch definitiv. Bei Frauen sieht das Verhältnis – ich kann leider sagen: naturgemäß – schlechter aus.
Missverständnis Nummer 3: Österreich liege in Sachen Akademisierungsrate schlecht. – Der Hochschulbericht gibt dazu genau Auskunft: Die Akademisierung der Erwerbsbevölkerung ist seit den siebziger Jahren gestiegen. Frauen konnten den Abstand zu den Männern weiter verringern. – Vielfach wurde mit schlechten, das heißt falschen Vergleichsziffern operiert, vor allem mit solchen, die den sekundären und postsekundären Bildungsbereich abbilden.
Für die Frauensituation gilt, dass nicht alles so ist, wie es sein soll. Handlungsbedarf besteht etwa bei der Graduiertenausbildung von Akademikerinnen. Was weiters Anlass zum Nachdenken und zu politischen Maßnahmen geben soll: Mädchen wählen nicht im notwendigen Maße karriere- und berufsorientierte Studien und ignorieren damit Chancen, die auf dem Arbeitsmarkt bestehen würden – Stichwort: Arbeitsbereich Technologie, Informatik, Information. Die aktuelle Aktion des deutschen Kanzlers Schröder zur "Rettung in Arbeitnehmernot" durch Import von Arbeitskräften und jungen Hochschulabsolventen aus der ganzen Welt ist ein beredtes Beispiel für die Lage in unserem Nachbarland. Wir sollten nicht dorthin unterwegs sein.
Was schlage ich daher vor? Verstärkt gezielte Berufs- und Studieninformation zu planen und umzusetzen. Wir wissen nämlich auch aus diversen Studien, dass eine Zufallsentscheidung für ein Studium, die En-passant-Information, die Peer-Group-geleitete Entscheidung mit großer Sicherheit zu Drop-out, zu einem Studienwechsel, zu einer unmotivierten Studienwahl und schließlich zu Studienzeitverlust führt. Nachdenken lässt mich die Tatsache, dass über die Hälfte der Absolventinnen – bezogen auf zitierte Wirtschaftsklassen – in nur drei Branchen tätig sind. Das ist keine gute Entwicklung.
Was ist daher zu tun? Ausbau der Post-Doc-Qualifizierungsstellen, Frauenförderung im Speziellen als Habilitationsförderungsprogramm – hier sind die Weichen gut gestellt –, eine Reform des Studienförderungsgesetzes – kurzum: Viele, viele Punkte, die sich im Regierungsprogramm formuliert finden, sind rasch in Angriff zu nehmen.
Meine Damen und Herren! Die Wahrheitssuche, die ich am Anfang mit Lessing angesprochen habe, die epistemische Neugierde als Ziel des universitären Studiums, das muss auch in Zukunft – und künftig noch stärker, meine ich – Ziel der Universität und Inhalt der universitären Auseinandersetzung sein.
Ein paar Bemerkungen noch zum Entschließungsantrag von Kollegen Niederwieser: Ein wenig orientiert sich der Antrag 1 am Regierungsprogramm, nämlich insofern er die Veröffentlichung der Lehrveranstaltungsbewertungen betrifft. Fast könnte man seiner Meinung sein, wenn da nicht das Wörtchen "uneingeschränkt" wäre. Eine "uneingeschränkte" Veröffentlichung ist deshalb problematisch, weil die Evaluationsagentur erst Entwürfe machen muss, wie diese Evaluation sach- und fachgerecht geschehen muss, bevor wir die Ergebnisse der Erprobung uneingeschränkt der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Zum zweiten Entschließungsantrag, betreffend den Forschungsbereich Fremdenfeindlichkeit: Wir haben in Österreich die EU-Beobachtungsstelle für Rassismus erhalten. Ich denke, dass es der österreichischen Wissenschafts-, Kultur- und Unterrichtsministerin gelingen wird, einen Kontakt und eine Kooperation mit dieser Stelle herzustellen, um die Forschungsbereiche, die notwendig, die zu erneuern und zu erweitern sind, zu fixieren und schwerpunktartig ihren Fortbestand und ihre Weiterentwicklung zu sichern.