Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 134

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Lassen Sie mich drittens Folgendes sagen: Es gibt in dieser Angelegenheit eine absolut klare Ministerverantwortung. Ich stelle mir schon die Frage, meine Damen und Herren: Was wäre denn, wenn hier statt der Frau Bundesministerin Gehrer unser Ex-Wissenschaftsminister Caspar Einem säße? Würden Sie dann an die ÖVP appellieren, sie solle sich einschalten, damit keine Demonstrationen stattfinden? – Ich verstehe Ihre Formulierungen und vor allem den Vorwurf in unsere Richtung überhaupt nicht.

Aber zum Bericht selbst, meine Damen und Herren. Er wurde schon mehrfach angesprochen und positiv bewertet. Ich schließe mich diesen Aussagen an. Ich möchte mich in meinen Ausführungen kurz den neuen Medien und den Universitäten widmen.

Sie wissen, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dass an jedem Arbeitstag etwa 20 000 wissenschaftliche Aufsätze weltweit ins Netz gestellt werden. Und Sie wissen auch, dass Bildung ein wichtiger Rohstoff ist, dass er aber auch unglaublich schnell veraltet. Diese Entwicklung ist meines Erachtens ein signifikanter Ausdruck eines Epochenwechsels, in welchem auch Österreich integriert ist.

Diese Informations- und Wissensgesellschaft, in der wir leben, erfordert selbstverständlich neue Lehr- und Lernformen, zugleich fordert sie auch neue Bildungsinhalte, wobei insbesondere die Medienkompetenz anzusprechen ist.

Im österreichischen Bildungswesen haben neue Unterrichtstechnologien derzeit noch einen untergeordneten Stellenwert. Schulisches Lernen wird künftig aber immer stärker von den Medien bestimmt sein. Im tertiären Sektor sind wir bereits so weit, dass wir seit geraumer Zeit die legistische Einrichtung zur Durchführung von Fernstudien haben. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den "Fernstudien"-Paragraphen 8 im Universitäts-Studiengesetz, der die rechtliche Grundlage für Fernstudienelemente beinhaltet.

Im tertiären Bereich wurde der verstärkte Einsatz neuer Medien von Österreich bisher gut unterstützt. So wurden insbesondere multimediale Bildungsmaterialien gefördert, wie das im Hochschulbericht ja auch im Detail ausgeführt ist.

Die Chance, die mit modernen Medien im Bildungsbereich einhergeht, kann eine längst fällige Demokratisierung im Bildungsbereich bewirken. Damit meine ich den möglichen Abbau von Bildungsbarrieren, die Ausweitung von Bildungsangeboten, die verbesserte Teilnahmemöglichkeit, den erleichterten Zugang für Berufstätige, für Personen mit Betreuungspflichten, aber auch für Behinderte im Allgemeinen. Darüber hinaus ist auch die Möglichkeit des verbesserten Zusammenwirkens der verschiedenen Bildungseinrichtungen zu erwähnen.

Wichtig oder noch wichtiger scheint mir allerdings derzeit jener Prozess zu sein, diese Technologie zur Verfügung zu stellen. Es ist meinem Empfinden nach durchaus nicht sichergestellt, dass hiefür die nötigen Maßnahmen in Österreich gesetzt werden können. Ein Blick in das Regierungsprogramm der Koalitionsparteien zeigt, dass dem Thema "Neue Medien" nur ein eher geringer Raum gewidmet wird. Es fällt jedoch auf, dass dieses Thema unter dem Titel "Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich" subsumiert ist.

Meine Damen und Herren von der Regierungskoalition! Ihre gut klingenden Forderungen und Kapitelüberschriften allein sind meines Erachtens zu wenig. Und auch der Satz aus der Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzlers reicht da nicht aus, nämlich: "Neu regieren heißt, Bildung als Rohstoff des 21. Jahrhunderts in den Mittelpunkt zu stellen." – Bei all Ihren Ankündigungen fehlen die konkreten Pläne und Maßnahmen, wie Sie, geschätzte Damen und Herren, das tatsächlich umsetzen wollen.

Was allerdings seit heute – und auch schon in den letzten Tagen – bekannt und gleichzeitig auch bedauerlich ist, ist, dass die vorgesehene Technologiemilliarde für das Jahr 2000 bereits ausgesetzt wurde und dass die Ausgaben für den Bereich Wissenschaft und Forschung um mehr als 600 Millionen Schilling gekürzt werden. (Abg. Dr. Martin Graf: Das stimmt ja nicht! Sie brauchen nur den Budgetposten anzuschauen! Über 100 Millionen! 530 Millionen ...!) Ich glaube, dass Ihre Budgetvorschläge nicht ausreichen werden. Ob wir das im Bildungsbereich finden


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