Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 136

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Der Hochschulbericht 1999 – erweitert um den Frauenbericht – ist besonders ausführlich. Dafür möchte ich unserem früheren Bundesminister Caspar Einem und den zuständigen BeamtInnen danken. (Beifall bei der SPÖ.)

Uns Sozialdemokraten war seit Anbeginn der barrierefreie Zugang zur Bildung ein großes Anliegen, dient Bildung doch der Partizipation an den gesellschaftlichen Ressourcen sowie der Chance für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen.

Erst vor 100 Jahren wurden die Universitäten für Frauen geöffnet. Sie blieben überwiegend gesellschaftlich privilegierten Schichten vorbehalten. Für Abeiterkinder war der Abschluss eines Hochschulstudiums schwierig und entbehrungsreich. Heute noch sind die meisten Absolventen akademischer Studien Akademikerkinder, prozentuell an zweiter Stelle stehen Kinder von Vätern mit Volksschulabschluss. Der Wunsch nach Bildung ist bei diesen Kindern besonders ausgeprägt. Sie müssen viele Entbehrungen auf sich nehmen, um zu ihrem Ziel zu gelangen.

StudentInnen mit Akademikervätern wählen eher atypische wie technische Studienrichtungen und erreichen häufiger einen Studienabschluss. Akademiker verdienen häufig mehr. Sie können es sich leisten, ihre Kinder länger zu versorgen und haben die Vorteile höherer Bildung erlebt. Der prozentuelle Anteil von Töchtern von AkademikerInnen ist unter den Hochschulabsolventinnen ebenfalls ein höherer. Der brutalere Arbeitsmarkt erfordert höhere Qualifikationen.

Das Budget für die Hochschulen soll um zirka 1 Milliarde Schilling gekürzt werden, die Schulen erhalten jedoch mehr. Liegt das daran, dass unser Bildungsministerium jetzt unter der Führung einer Volksschullehrerin steht? Ist Lehrer-Lobbyismus wichtiger als die Zukunft von Jugend, Wissenschaft und Forschung?

Um keine Probleme mit der Lehrerbeschäftigung zu bekommen, wurden Lateinkenntnisse als Studienvoraussetzung beibehalten. In meinen Augen wäre das Forcieren von EU-Sprachen die bessere Antwort auf die Herausforderung einer globalisierten Welt.

Der Lehrberuf ist überwiegend weiblich. Das Positive an dieser Budgetzuteilung ist daher die Förderung von Frauenarbeitsplätzen. (Beifall bei der SPÖ.)

Dr. Hertha Firnberg war die Pionierin für die Öffnung und Demokratisierung der Universitäten – genau das, was Sie jetzt gerade so beklagt haben. Der Akademikeranteil an der Erwerbsbevölkerung stieg von 3,1 Prozent mit einem Frauenanteil von 1,6 Prozent im Jahre 1971 auf 8,6 Prozent mit einem Frauenanteil von 8,2 Prozent im Jahre 1997.

Das Studium ist nicht mehr elitär. In den letzten zehn Jahren stiegen die jährlichen Absolutzahlen der Erstabschlüsse von Frauen um über 60 Prozent, die Steigerungsrate bei den Männern betrug 31,6 Prozent. Obwohl mehr Frauen ein Studium beginnen, gibt es weniger Absolventinnen. Die höhere Drop-out-Rate bei Frauen ist vor allem durch die Geburt von Kindern bedingt. Studentinnen sind häufig Alleinerzieherinnen, Studenten fast nie.

Familienarbeit ist ein Karrierehindernis! Erfolgreiche Männer sind idealerweise verheiratet, haben zwei oder mehr Kinder. Frauen müssen sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Die Verteilung der Lasten der unbezahlten, wenig angesehenen Familienarbeit geht massiv in Richtung Frauen – für die männerorientierte Gesellschaft optimal! Sie setzt die Manövriermasse Frau nach Beliebigkeit und Bedürfnissen ein – vom Mutterkreuz über die Arbeit in Rüstungsbetrieben, als Trümmerfrauen, als Arbeitstiere in schlecht bezahlten, weniger interessanten Berufen, bis hin zur Unterstützung der Karriere des Mannes, zur karitativen Arbeit in der Nachbarschaft, zum Großziehen der Kinder, zum Führen des Haushalts, zur Mitwirkung in Familienbetrieben ohne soziale Absicherung, zur Pflege alter Angehöriger, aber auch zur Teilzeitbeschäftigung, wenn man die Frauen gerade benötigt.

Wir Frauen haben gleiche geistige Interessen wie Männer, wollen eigenes Geld verdienen, ohne uns für Ausgaben rechtfertigen zu müssen. (Beifall bei der SPÖ.) Kochen, putzen, das Pflegen und Großziehen von Kindern sind nicht unsere angeborenen Begabungen! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)


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