Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 278

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Ihnen das lieber? Oder steht er auf der Straße? – Mir geht es darum, dass der Jugendliche eine Beschäftigung hat und dass er die Möglichkeit hat, eine Ausbildung zu genießen. Wenn das eine Vorlehre ist, dann ist mir das – auch wenn ich weiß, dass das nicht das Gelbe vom Ei ist – immer noch lieber, als wenn er zu Hause oder auf der Straße sitzt oder nur als Hilfsarbeiter tätig ist, wo er auch eine Anlehre hat, aber keine Lehrabschlussprüfung. Durch die Vorlehre hat er die Möglichkeit, eine Lehrabschlussprüfung abzulegen, und deswegen halte ich sie für sinnvoll. Auch die Zusatzprüfungen für Schulabsolventen stehen ihm offen. Wenn wir das alles nicht machen und wenn wir mit der dualen Berufsausbildung eben nicht mehr wollen, was bleibt uns dann übrig?

Da schreibt die Gewerkschaft so schön: Durch die Vorlehre erspart sich der Lehrherr bei einem Herren- und Damenkleidermacher gegenüber einem Lehrling 52 000 S. Ein Vorlehrling kostet 131 670 S und ein Lehrling 183 708 S. – Nun ja, und wenn er eine Fachschule für Kleidermacher besucht, dann kostet er nur der öffentlichen Hand etwas und dem Lehrherrn überhaupt nichts und ist auch eine ausgebildete Fachkraft! – Das ist ein derartiger Blödsinn, dass es einen größeren gar nicht gibt! Das muss ich wirklich sagen. Es ist zum Haareraufen! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich glaube, dass das ein Schritt in die richtige Richtung ist. Ich bin auch nicht mit allen Dingen hundertprozentig einverstanden, aber das ist ein Schritt in die richtige Richtung, um neue Ausbildungsplätze auch in Lehrgängen zu schaffen und die Möglichkeit zu bieten, dass jene, die keine Ausbildungsplätze erhalten, dort eben über die Vorlehre, über Lehrgänge gehen und dann eine Berufsausbildung absolvieren. Die Lehrlingsstiftungen laufen im Jahre 2003 aus, das wissen wir. Sollte es sich als notwendig erweisen, kann man sie immer wieder neu einführen. Das ist überhaupt kein Problem.

Was die Ausdehnung der Beschäftigungsmöglichkeit von Jugendlichen auf die Zeit zwischen 22 und 23 Uhr betrifft, so muss ich sagen, dass das schon ein ewiges Anliegen von mir gewesen ist. Ich habe dabei vor allem an die Ausbildung in Gastronomiebetrieben gedacht, weil es seit der Einführung der Sommerzeit einfach zu einer Verschiebung gekommen ist. Es ist falsch, wenn in den "ÖGB-Nachrichten" steht, dass es hier zu einer Ausweitung der Arbeitszeit im Gastgewerbe kommt. Das ist nicht der Fall. Es handelt sich nicht um eine Ausweitung, sondern um eine reine Verschiebung und sonst nichts. (Demonstrativer Beifall der Abgeordneten Dr. Puttinger und Dr. Stummvoll.  – Zwischenruf des Abg. Riepl. )

Wenn jemand einen Beruf erlernt, dann muss er auch die Möglichkeit haben, zu jener Tages- oder Nachtzeit zu arbeiten, zu der der Beruf ausgeübt wird! Beim Bäcker ist das eben zeitiger in der Früh, denn Sie wollen doch die Semmeln um 7 oder 8 Uhr auf dem Tisch haben, und nicht um 10 oder 11 Uhr am Vormittag. Die müssen daher früher hergestellt werden. Deshalb ist es notwendig, dass diese Lehrlinge auch zu dieser Zeit ausgebildet werden.

Ein Lehrling in der Gastronomie darf zwar bis 2 Uhr Früh vor der Theke stehen, aber ausgebildet werden darf er nicht!

Wir haben noch eine Ausschussfeststellung aufgenommen, dass die Ausbildung auch zwischen 22 Uhr und 23 Uhr gewährleistet sein muss. (Heiterkeit und Zwischenruf des Abg. Schwemlein. )  – Selbstverständlich, das werden wir genau beobachten, Herr Kollege, und wenn das nicht so zutrifft, dann werden wir das eben ändern.

Das Einzige, womit ich bei dieser Änderung nicht ganz einverstanden bin – das gebe ich offen zu –, das ist die Probezeit. Denn ich halte nichts davon, dass sie auf drei Monate verlängert wird. Ich muss sagen, mir wäre eine Probezeit von sechs Wochen genug, denn wenn ein Ausbildungsbetrieb nicht in der Lage ist, innerhalb von vier Wochen zu erkennen, ob der Lehrling zu gebrauchen ist oder nicht, dann ist das sowieso kein Ausbildungsbetrieb! Dann gehört ihm ohnehin die Lizenz entzogen. (Abg. Öllinger: Jetzt wird er aber radikal!) Aber ich schaue mir das gerne einmal an.

Ich kenne das Argument der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer, dass durch diese Probezeitverlängerung Lehrlinge vor allem in der Gastronomie nur als Ersatz für Saisonniers und


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