Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 71. Sitzung / Seite 147

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auch eine vernünftige Debatte darüber. Momentan ist davon überhaupt nichts zu bemerken. Es ist auch so, dass der industriepolitische Ausschuss, der dafür zuständig wäre, monatelang nicht zum Tagen kommt; pikanterweise handelt es sich dort um einen einschlägig vorbelasteten Vorsitzenden.

Lassen wir all diese Einübungen der schwarz-blauen Regierung wie "Neu Regieren", Privatisieren, Entpolitisieren und so weiter und so fort weg! Schauen wir uns ein paar wenige Beispiele an, um die es hier tatsächlich geht, denn dann wird nämlich klar, was das Malheur ist. Das Malheur ist nicht, dass irgendjemand die Freundschaft zu Kollegen Prinzhorn grundsätzlich als Sündenfall bezeichnen will – das ist nicht der Punkt –, sondern es geht darum, dass Freundschaften in diesem Bereich bestimmte Auswirkungen haben. Es kann doch niemand glauben, wenn jemand wesentliche Funktionen in der Stiftung des Präsidenten Prinzhorn hat, dass er sonst nichts mit ihm zu tun hat, dass er sonst völlig unabhängig von diesen Interessen agiert. Das ist das Problem!

Und was ist das Interesse des Kollegen Prinzhorn? – Er hat im Prinzip eine klare industriepolitische Linie im Auge und entzieht sich völlig der Debatte, nämlich Privatisieren auf null, und zwar so schnell als möglich, und das um jeden Preis. Und das ist der Schaden für die Volkswirtschaft, der da angerichtet wird. (Beifall bei den Grünen.)

Deshalb ist es nicht egal, wer der Freund von Prinzhorn ist, wo er sitzt und wo nicht. Sich einerseits dieser Debatte zu entziehen und andererseits vor sich hin zu fuhrwerken – noch dazu im Chaos, aber darauf werden wir noch eingehen –, ist nun wirklich keine glückliche Performance.

Kommen wir zum Beispiel Telekom. Herr Minister! Wenn da alles so super ist, wie hier getan wird – Sie sind auch schon zitiert worden, dass im dortigen Management kein Fehler erkennbar ist –, dann frage ich Sie, warum Sundt jetzt gehen muss, noch dazu um diese Summe. – Ich will jetzt gar nicht auf diese bloß polemische Ebene einsteigen. 52 Milliarden, um ihn herauszukaufen, sind kein Pappenstiel. Aber warum muss er gehen? – Sie haben gerade die Performance der Aktienentwicklung gelobt.

Ich sage Ihnen, warum er gehen muss: Es wurde auch hier jemand gefunden, der mit Kameraden Prinzhorn besser bergsteigen kann. Das ist die Ursache. Das klingt so komisch, ist aber leider wahr; man muss sich nur die Recherchen anschauen, die es zu diesem Bereich gibt.

Was war der Fall? – Ditz blamiert sich bis auf die Knochen bis zum heutigen Tag. Die ganze Aktion wird abgeblasen. Wie sich das auf die Kurse auswirkt, können wir uns dann gleich nachher gemeinsam anschauen. Es soll ein neuer Vorstand kommen. Eine Begründung dafür gibt es in der Öffentlichkeit nicht. Aber darüber öffentlich zu diskutieren ist das Blödeste, was man einem Unternehmen antun kann.

Ditz fliegt in Begleitung zu Pfingsten nach Rom. Mit wem fliegt Ditz zu Pfingsten nach Rom? (Abg. Dr. Stummvoll: Mit dem Flugzeug!) Mit wem, nicht mit was (allgemeine Heiterkeit), aber diese Differenzierungen habe ich Ihnen ohnehin schon nicht mehr zugetraut. (Beifall bei den Grünen.)

Ditz fliegt mit Heinzel nach Rom. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ditz, der angeblich so unabhängig in der Telekom agiert, bekommt ein Beiwagerl aus dem ÖIAG-Aufsichtsrat, der wiederum nichts anderes mit Prinzhorn zu tun hat, als ein Bergkamerad zu sein. Was wird dort gemacht? – Man fahndet nicht nach der Erleuchtung des Heiligen Geistes in Rom, nein, es wird der Partner Telecom Italia aufgesucht, um ihnen Herrn Häberli schmackhaft zu machen, den der Chef der Telecom Italia "schlucken" soll. Was ist mit ihm? – Jedes Kriterium, das man hätte prognostizieren können, trifft zu: Er ist ein Freund der besagten Herren, jemand, der "in Papier" gemacht hat, diesfalls "in Papierservietten". Alle Prognosen treffen also zu.

Ich bin gespannt, wie die nächsten Vorstandsbestellungen ausschauen werden, ich bin mir gar nicht sicher, wer aus dieser Branche und aus dem Freundeskreis Prinzhorn noch nicht angesprochen wurde. Das ist das Problem dieser Sache. Es geht nicht darum, dass jemand ein Freundschaftsverhältnis hat, sondern darum, dass jemand im Interesse eines anderen, der ganz


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