Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 204

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Meine Damen und Herren von der Opposition! Ich sage, was ich auch im Ausschuss gesagt habe. Ich sage es bewusst als Fragestellung, weil ich hier ja keinen Wirbel auslösen möchte. Denken Sie einmal nach: Ist es wirklich der Weisheit letzter Schluss, wenn wir sagen, dort, wo wir für unseren Wohlstand dringend Fachkräfte brauchen, ist das Sache der Betriebe, aber die tun Ihrer Ansicht nach noch viel zu wenig, während wir auf der anderen Seite dem Steuerzahler zumuten, dass jährlich viele Tausende Politologen, Psychologen, Soziologen ausgebildet werden, die wir nachher nicht beschäftigen können? Nur eine Fragestellung! Denken Sie in einer ruhigen Stunde nach, ob das der Weisheit letzter Schluss sein kann! (Abg. Heinisch-Hosek: Sie vermischen Äpfel mit Birnen!)

Herr Kollege Riepl, Sie werden zum Ergebnis kommen, dass wir dankbar sein müssen, dass wir diese Ausbildungssituation in Österreich haben. Daher empfehle ich Ihnen wirklich: Machen Sie davon Gebrauch, fahren Sie ins Ausland – und dann kommen Sie glücklich zurück! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Eine gute Rede!)

23.01

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Redner ist Herr Abgeordneter Dietachmayr. Er hat das Wort. (Abg. Dr. Khol: Der Ordner spricht!)

23.01

Abgeordneter Helmut Dietachmayr (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Diese Diskussion um unsere Jugendlichen ist viel zu ernst und zu wichtig, als dass sie Platz für emotionale Reden oder so unqualifizierte Äußerungen, wie sie Kollege Haigermoser hier gemacht hat, böte. Das Thema ist viel zu ernst, und daher sollten wir sachlich und nüchtern die Dinge sehen, wie sie sind. Wir brauchen nicht schönzufärben, wir brauchen nur daran zu arbeiten, denn unser aller Ziel muss es sein, dass jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz hat.

Seit Beginn der Lehrstellenkrise im Jahre 1996 ist auf Initiative der Sozialpartner mit Hilfe von AMS, Bund und Ländern eine Vielzahl von positiven Interventionen gesetzt worden, die zur Entspannung der Situation beigetragen haben. Trotz all dieser Bemühungen zeigt sich aber kein nachhaltiger Erfolg.

Ich kann Ihnen hier eine ganz aktuelle Zahl aus Oberösterreich nennen. Alleine in Oberösterreich waren am 30. September noch immer 1 250 sofort einsetzbare Jugendliche ohne Lehrstelle. Die Hoffnungen in Bezug auf die Wirksamkeit der Mehrzahl der gewählten Aktionen, die darauf abzielen, dass mittels Überbrückungsmaßnahmen oder Transferausbildungsplätzen Jugendliche vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden, haben sich eben nicht erfüllt.

Auch mit kurzfristigen Überbrückungsmaßnahmen, in die investiert wird, kann das Lehrstellenproblem offensichtlich nicht gelöst werden. Im Gegenteil: Es wird in dessen Verlängerung investiert. Es ist nämlich so, dass Jugendliche heute in befristeten Überbrückungsmaßnahmen jene berufsrelevante Vorbildung erhalten, die sie dann im nächsten Jahr erfolgreich macht, wodurch sie aber die neu auf den Arbeitsmarkt drängenden Jugendlichen des aktuellen Schulentlassungsjahrganges im Kampf um einen Lehrplatz verdrängen. Die übriggebliebene Gruppe erhält wieder Zugang zu kurzfristigen Maßnahmen – und so weiter und so weiter. Und das setzt sich jedes Jahr fort.

Daher ist es sinnvoller, die Berufsausbildung der derzeit auf dem Arbeitsmarkt befindlichen Gruppe für die gesamte Ausbildungsdauer zur Gänze durch öffentliche Interventionen zu sichern: Das kann über Stiftungen erfolgen, die zielgerichtet für jene zukunftsorientierten Berufe ausbilden, für die es eine erkennbar große oder größere Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gibt, für die aber kein ausreichendes Ausbildungsangebot besteht.

Daher: Grundsätzlich stehen verschiedene Varianten zur Verfügung, etwa die erprobten trialen Modelle, aber kurzfristig, Herr Bundesminister, werden es, glaube ich, doch Stiftungen sein müssen. Es sollte hier kein Streit entstehen, sondern es sollten Maßnahmen gesetzt werden, die unseren Jugendlichen helfen. Mit der Finanzierung dieser Maßnahmen kann die berechtigte Hoffnung verbunden werden, vielleicht doch ab dem Jahre 2002 auf ein tatsächlich deutlich


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