Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 58

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sprechern. Ich möchte noch Roman Kunyik erwähnen, der hier wirklich unermüdlich gearbeitet hat. Ich bin sehr froh, dass wir in diese Richtung Schritte setzen, und ich bin auch sehr froh darüber, dass es erstmals hier einen Beschluss gibt, mit dem sich alle vier Parteien gegen die aktive Sterbehilfe, gegen Euthanasie aussprechen.

Wir haben uns dazu bekannt: begleiten statt töten, und es wurde auch in der Enquete, die heute schon einige Male erwähnt wurde, gesagt: Ziel ist es, an der Hand eines anderen Menschen aus dem Leben zu scheiden, und nicht, durch die Hand eines anderen Menschen zu sterben.

Ich bin sehr froh darüber, dass es hier diesen Grundkonsens gibt, muss allerdings sagen, ich erwarte mir, dass dieser Grundkonsens, den wir heute finden, auch international getragen wird, denn diese Fragen werden uns auch in Europa weiter beschäftigen.

Wir haben Grundkonsens darüber erreicht, dass nicht nur junge, gesunde, schöne und glückliche Menschen, sondern ebenso alte, kranke, gebrechliche und sterbende Menschen ihren fixen Platz in der Gesellschaft haben. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um die Ängste im Zusammenhang mit dem Sterben zu reduzieren, aber auch, um das Leben in seiner Würde und in seinem Wert unantastbar zu lassen. Alles andere kommt einer Kapitulation unserer Gesellschaft vor den Herausforderungen des Lebens und des Sterbens gleich, denn die praktische Erfahrung zeigt, dass dort, wo man unter Hinweis auf Autonomie Tötung zulässt, sehr bald ohne Zustimmung getötet wird, und das, was wie Autonomie und Freiheit des Einzelnen anmutet, was ein vermeintliches Recht sein sollte, sehr schnell zur Pflicht für viele wird und in Wirklichkeit nichts anderes ist als eine Aushöhlung der elementarsten Rechte des Menschen, des Schutzes des Lebens und des Schutzes seiner Würde.

Ich glaube, wir sind hier wirklich aufgefordert – ich möchte das noch einmal wiederholen, weil mir das sehr wichtig ist –, nachdem sich hier alle vier Parteien geeinigt haben, gegen Euthanasie und gegen aktive Sterbehilfe zu sein, dafür zu sorgen, dass all jene Abgeordneten, die international tätig sind, die Verpflichtung wahrnehmen, auch in Europa dafür zu kämpfen.

Man kann nicht auf der einen Seite gegen aktive Sterbehilfe sein und auf der anderen Seite den Menschen in Österreich nichts anbieten. Deswegen ist dieser Entschließungsantrag absolut wichtig. Wir haben in Österreich in diesem Bereich Schwachstellen, wir haben Mängel, und wir müssen uns dazu bekennen und hier aktiv werden. Sicher muss die Palliativmedizin ausgebaut werden, und wir brauchen Support-Teams, die zu den Patienten nach Hause kommen können und in der Palliativmedizin ausgebildet sind. Ich möchte hier Professor Virt erwähnen, der sagt: Palliativmedizin ist nicht die teuerste, wohl aber die menschlichste Form der Medizin. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir brauchen einen Ausbau der Hospizbewegung, sowohl, wie es meine Vorrednerin gesagt hat, stationär als auch extramural. Es zeigt sich – ich habe viele Hospize besucht –, dass Menschen, die gut umsorgt sind und gut betreut werden, die keine Schmerzen haben, den Wunsch nach aktiver Sterbehilfe überhaupt nicht äußern. Aus vielen Diskussionen weiß ich auch, dass gerade dieser Wunsch oft ein Schrei ist: Lasst mich nicht allein! Ich brauche Nähe, ich brauche Zuwendung, ich brauche Menschen, die mit mir sprechen! Die letzten Wünsche der Sterbenden sind Wünsche wie: Ich möchte schmerzfrei sein. Ich möchte nicht alleingelassen werden, und ich möchte im Kreise meiner Familie sein.

Mit diesem Entschließungsantrag, der den Ausbau der Palliativmedizin, die finanzielle Absicherung, den Ausbau der Hospizbewegung und die Schaffung der Möglichkeit der Pflegekarenz oder Sterbebegleitung für Angehörige zum Inhalt hat, haben wir schon sehr viel getan. Wir müssen jetzt schauen, dass Bund, Länder, Gemeinden und Versicherungsträger hier wirklich zusammenarbeiten und rasch weitere Schritte setzen.

Ich bin auch dafür, dass wir Mittel für die Sterbeforschung bereitstellen, denn wir befassen uns sehr viel mit dem Beginn des Lebens, mit In-vitro-Fertilisation, mit allen möglichen Dingen – aber was passiert am Schluss des Lebens? Es gibt ganz wenige Menschen, die sich in der Forschung damit beschäftigen. Ich möchte hier eine große Frau zitieren, die ein Buch mit dem


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