Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 34

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Meine Damen und Herren! Ich halte es für sehr notwendig, dass wir an diesen internationalen Studien teilnehmen, damit wir Vergleiche haben. Ich halte es auch für notwendig, dass wir innerhalb Österreichs durch derartige Überprüfungen die Qualität an den Schulen sichern.

Die schon erwähnte TIMS-Studie aus dem Jahre 1995, die uns gezeigt hat, dass im naturwissenschaftlichen Bereich zum Beispiel bei den 14- bis 15-Jährigen einige Defizite bestehen, hat dazu geführt, dass wir die Methodik des naturwissenschaftlichen Unterrichts in Österreich hinterfragt haben. Sie hat dazu geführt, dass wir ein Projekt für eine neue Methodik im naturwissenschaftlichen Bereich umsetzen, in dem auf eine andere Art und Weise als bisher gearbeitet und konstruktivistischer Unterricht geboten wird: nicht der herkömmliche Unterricht, der aus Wissensvermittlung und Wiederholung besteht, sondern ein Unterricht, bei dem ein Schüler Wissen vermittelt bekommt und damit Aufgaben lösen muss, eine neue Form des Unterrichts also. Das war die Auswirkung der TIMS-Studie auf das österreichische Schulwesen.

Die PISA-Studie hat nun ein erfreuliches Ergebnis gebracht: Wir sind gut! Aber ich sage ganz offen und ehrlich: Wir wollen noch besser werden!

Was kann man aus dieser PISA-Studie mitnehmen? – Aus dieser Studie ist erstens abzuleiten, dass wir unter den deutschsprachigen Ländern am besten liegen – siehe die große Diskussion in Deutschland, die dort ausgebrochen ist –, dass wir in Europa im Spitzenfeld liegen, dass wir uns aber noch verbessern müssen, um in die weltweite Spitzenklasse zu kommen. Das ist eine Herausforderung! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Diese Studie hat meiner Meinung nach gezeigt, dass an Österreichs Schulen von den Lehrern und Lehrerinnen sehr gute Leistungen erbracht werden. In internationalen Diskussionen kommt zum Ausdruck, dass das auch daher rührt, dass bei uns in Österreich die Schule ernst genommen wird.

Es ist nicht egal, wann man in die Schule kommt und ob man in die Schule kommt. Es wird eben auch noch festgehalten, ob man am Unterricht teilnimmt oder nicht. Es ist auch nicht egal, ob man Hausaufgaben macht und lernt oder nicht. Dieser Laisser-faire-Stil, der zum Beispiel in manchen Schulen in Deutschland gepflegt wird, hat seine Folgen dadurch gezeigt, dass besonders dort, wo es ein undifferenziertes Gesamtschulsystem gibt, die Schüler und Schülerinnen sehr viel schlechtere Leistungen erbracht haben.

Meine Damen und Herren! Wenn man diese Studie heranziehen will, um zu sagen, das sei ein Plädoyer für eine Gesamtschule, dann sage ich Ihnen ganz nüchtern: Es hat sich in vielen Studien gezeigt, dass die Organisation der Schule nicht ausschlaggebend ist für die Leistung, die dort erbracht wird. Ausschlaggebend für die Leistung sind die Qualität und die Nachhaltigkeit des Unterrichts und dass die Schule ernst genommen wird. Und das geschieht in Österreich!

Deshalb ist es unsinnig, über die Einführung einer Gesamtschule zu diskutieren. Der Organisationsaufwand lohnt sich nicht, und die Leistung wird dadurch nicht verbessert. Mein Bestreben ist es, unser gutes, differenziertes Schulsystem mit seiner hundertprozentigen Durchlässigkeit noch weiter zu verbessern! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Eine weitere Aufgabe, die wir aus der PISA-Studie mitnehmen, ist folgende: Die österreichischen Schülerinnen und Schüler erbringen gute Leseleistungen. Es zeigt sich aber auch, dass es in jedem Altersjahrgang Kinder gibt, die nicht lesen können. In der Studie wurde festgestellt, dass 4 Prozent der Kinder fast nicht lesen können und dass 11 Prozent Schwierigkeiten damit haben.

Wir haben daraus ein Projekt gemacht, das heißt, wir wollen die Leseleistung der Kinder bereits in der 3. Volksschulklasse durch Lesetests feststellen und denen, die sich schwer tun, gezielte Förderung geben, denn lesen können heißt lernen können, und das ist mir das Wichtigste: dass die jungen Menschen, wenn sie die Volksschule verlassen, diese Kulturtechnik Lesen hundertprozentig beherrschen.


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