Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 80

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"Es ist durch nichts erklärbar, dass Österreicher, die in Frankreich und Belgien in Kohlegruben unter unmenschlichen Bedingungen geschuftet haben, die in Steinbrüchen und Schwefelhöhlen Nordgriechenlands arbeiten mussten oder in marokkanischen Gefängnissen festgehalten waren, keine Entschädigung erhalten sollen."

Ich und meine Fraktion werden daher dieser Novelle zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.20

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Bruckmann. – Bitte. (Abg. Dr. Martin Graf: Herr Kollege Dietachmayr! Was haben Sie in den letzten 30 Jahren gemacht? Nichts! Null! Und jetzt kritisieren!)

12.20

Abgeordneter Dr. Gerhart Bruckmann (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Als Abgeordneter des Österreichischen Seniorenbundes und als ältester Abgeordneter im Hause – altersmäßig knapp gefolgt von Harald Ofner, der unmittelbar nach mir auf der Rednerliste steht – ist es mir ein Herzensbedürfnis, mich zu dieser Thematik zu Wort zu melden.

Als Geburtsjahrgang 1932 habe ich wachen Sinnes die Schrecken des Krieges noch erlebt, wenngleich nur passiv. Ich habe Bombenangriffe erlebt, Beschüsse durch Tiefflieger, war als 12-Jähriger als so genannter Pimpf zu Aufräumungsarbeiten nach Bombenangriffen eingesetzt; wenn dann die ersten Leichen sichtbar wurden, hat man uns Kinder zur Seite geführt.

Dies war aber alles nichts im Vergleich zu dem, was jene mitmachen mussten, die nur wenige Jahrgänge älter waren als wir. Kein Soldat ist in diesem ihm aufgezwungenen Krieg zu seinem Vergnügen in Kälte und Nässe tage-, ja wochenlang hungernd und frierend im Schützengraben gelegen. Keiner hat sich mit Begeisterung von Granaten zerfetzen oder zum Krüppel schießen lassen. Und jenen, die das Glück hatten, den Krieg mehr oder weniger unbeschadet zu überleben, haben die Härten der Kriegsgefangenschaft auch keinen Spaß gemacht. Alle haben gelitten, furchtbar gelitten – meist, aber nicht immer, im Osten noch mehr als im Westen, und viele von ihnen, nur allzu viele, sind in der Kriegsgefangenschaft zugrunde gegangen.

Hohes Haus! Diese Regierung ist angetreten, einen eisernen Sparkurs zu verfolgen, aber gerade durch die notwendige Budgetkonsolidierung einen Freiraum zu schaffen, der es ermöglicht, Akzente zu setzen und in bestimmten Bereichen auch höhere Staatsausgaben in Kauf zu nehmen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ein solcher Akzent war die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes im Interesse der jungen Österreicher. Ein weiterer war etwa die Behindertenmilliarde. Ich bin glücklich, diesen heutigen Tag erleben zu dürfen, an dem die Republik Österreich einen derartigen Akzent in Richtung auf die ältesten Mitbürger setzt, indem sie sich mit diesem symbolischen Zeichen vor den Leiden jener verneigt, die die Schrecken des Krieges und der Gefangenschaft erleben mussten.

Kollege Öllinger! Sie haben meine Presseaussendung unrichtig zitiert. Ich habe nicht gesagt: Faustschlag ins Gesicht der Pensionisten, sondern: ein Faustschlag ins Gesicht unserer älteren Mitbürger, die nach einem ihnen aufgezwungenen Kriegseinsatz noch in der Kriegsgefangenschaft unsägliches Leid erdulden mussten. Und dabei bleibe ich! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Was aber eine Entschädigung für Veteranen des Ersten Weltkrieges betrifft, muss ich sagen, ich bin gerne bereit, mit Ihnen gemeinsam etwas vorzubereiten, allerdings unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Jüngsten jener Jahrgänge inzwischen 102 Jahre alt sein müssten.

Hohes Haus! Blicken wir aber nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft! Wir sagen ein klares Ja zur Einigung ganz Europas, zur Schaffung einer Zone des Friedens in einer Welt, die nach wie vor voll kriegerischer Auseinandersetzungen ist – einer Zone des Friedens, in der Gott verhüten möge, dass je eine spätere Generation noch einen solchen Krieg erleben muss. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.24


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