Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 54

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Ich möchte heute ganz besonders auf einen Punkt eingehen, der auch in der Diskussion im Ausschuss zum Ausdruck gekommen ist, nämlich auf die Situation der Frauen im tertiären Bildungsbereich, insbesondere in den technischen Studienrichtungen und auch in den technischen Fachhochschulrichtungen.

Wir wissen alle, wie weit die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen in Österreich noch immer auseinander klafft, nämlich um in etwa 30 Prozent. Hier haben 30 Jahre sozialistische Frauenpolitik zu meinem tiefsten Bedauern nichts oder nur sehr wenig gebracht. Mehr als die Hälfte dieser 30 Prozent sind auf den Berufseinstieg zurückzuführen, also nicht etwa darauf, dass man Kindererziehungspflichten hat, nein, sondern auf den Berufseinstieg, auf die Wahl des falschen Berufes durch Mädchen und Frauen gleich zu Beginn des Berufslebens. (Abg. Mag. Prammer: Da haben Sie aber nicht die Studie gelesen!) Genau deswegen ist es so besonders wichtig, dass Frauen in Zukunft verstärkt in technische, technologische Berufe gehen, denn das sind die Bereiche, in denen im Durchschnitt wesentlich mehr zu verdienen ist.

Wir sehen, dass auch im Fachhochschulbereich der Erfolg noch nicht ganz gelungen ist. Ich danke aber auch der Frau Bundesminister dafür, dass sehr viele verschiedene Programme ganz massiv und verstärkt zur Heranführung von Frauen an diese technischen Bereiche entwickelt und weitergeführt wurden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.) Ich erwähne an dieser Stelle die Aktion "MiT – Mädchen/Frauen in die Technik".

Ganz besonders wichtig scheint mir aber genau jener Bereich zu sein, wo Lehrer, zum Beispiel Mathematiklehrer, verstärkt ausgebildet werden in der Art und Weise, wie man Mädchen die Mathematik näher bringt, nämlich so, dass sie sie mögen. Da gibt es nämlich gravierende Unterschiede. Es sind mehr sprachliche Beispiele, Verständnisbeispiele notwendig, keine rein auf Zahlen basierende Mathematik. Und genau auf diese Fortbildungsmodelle, die es jetzt für Lehrer in den technischen, naturwissenschaftlichen Fächern gibt, wo es spezifisch darum geht, wie man Frauen für diese Bereiche interessieren kann, müssen wir unser besonderes Augenmerk richten.

Wenn in der heutigen Diskussion gesagt wurde, dass so wenige mit Lehrabschluss in den Fachhochschulen zu finden sind, so ist das richtig. Ich möchte nur eine meiner Beobachtungen hier auch noch zum Besten geben. Ich habe in Innsbruck sehr viele Leute getroffen, die jetzt einen Fachhochschul-Studiengang besuchen und die unmittelbar vorher die Abendmatura gemacht haben. Sie verfügten vorher über einen Lehrabschluss, machten dann die Abendmatura und kamen bei der Gelegenheit darauf, dass sie geeignet dafür sind, weiter zu lernen, dass es sie interessiert, fortzusetzen. Und sie haben mir im persönlichen Gespräch bestätigt, dass ihnen die Fachhochschule das viel eher als die Universität ermöglicht. Die Fachhochschule ist auch aus diesem Grund ein ganz, ganz wesentlicher alternativer Ausbildungszweig im tertiären Bildungsbereich. Die Leute verfügen zwar über eine Matura, aber einen noch größeren Schritt hätten sie vielleicht nicht getan.

Was die Standortfrage betrifft, möchte ich kurz auf eines eingehen: Ich glaube, es ist richtig, dass jetzt eine Konsolidierung der Standorte erfolgt. Die Geschichte der Fachhochschulen ist so jung, die Entwicklung geht so schnell und so rasant voran, dass man den gegründeten Fachhochschulen jetzt auch einmal eine Verschnaufpause geben muss, damit die Expansion in Ruhe fortgesetzt wird und neue, zusätzliche Standorte das gesamte Management nicht immer wieder neu aufziehen müssen.

Ich glaube aber sehr wohl, dass mittel- bis langfristig die Entwicklung doch wieder so sein muss, dass man da und dort, auch im Sinne einer regionalen Stärkung verschiedener Regionen, neue Standorte eröffnen wird. Um die Fachhochschulen herum entwickeln sich auch viele neue kleine Wirtschaftsbetriebe, gerade im Informationstechnologiebereich, wo die Schüler bereits als Teilzeitarbeitskräfte herangezogen werden. Das ist auch für eine regionale Entwicklung wichtig, aber ich glaube, das braucht Zeit und wird erst mittelfristig wieder sinnvoll sein. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

11.25


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