Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 73

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zutauschen, von Behauptungen herunterzusteigen und zu Argumenten zu kommen. Diese Argumente möchte ich bei den Studiengebühren noch einmal anführen, und zwar mit der Kritik, dass sie letztlich dürftig sind.

Ich unterstelle Ihnen damit sogar etwas Positives, Sie wissen nämlich um die Dürftigkeit der Argumente, beißen sich aber an diesen Gedanken und Ideen fest. An dieser Stelle erlaube ich mir zu sagen: Gedanken haben zwischen den Zähnen nichts zu suchen, sie sollten an anderen Orten angesiedelt sein, dann kann man reden.

Ich habe Herrn Khol einmal beim Bergsteigen beobachtet, da war er in Bewegung. Jetzt, in der Mühe der Ebene und der Verhandlungen, sehe ich keine Bewegung. Ich sehe nur Beharren auf Dogmen, aber keinen Dialog. (Beifall bei den Grünen.)

Es grenzt auch wirklich an absolute Schönfärberei, wenn nun behauptet wird, Studierende und deren Eltern hätten die Studiengebühren angenommen. – Angenommen haben sie nichts, sie haben abgegeben, Geld abgegeben, und das nicht wenig.

Die Österreicher haben es – wie Sie das sagen – auch angenommen und somit den Regie­rungskurs bestätigt, dass sie die höchsten Steuern der Zweiten Republik zahlen, dass sie Ambulanzgebühren zahlen. Das haben sie alles angenommen. Aber warum haben sie es angenommen, Frau Minister? – Weil ihnen keine andere Wahl blieb! Daraus eine Bestätigung des Regierungskurses abzuleiten, finde ich schon arrogant. Diese Wette würde ich schon gewinnen, dass dem nicht so ist. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn Menschen keine Wahl haben, dann helfen ihnen auch Argumente nichts, und auch der Widerstand hat nichts geholfen, weil Sie nicht darauf gehört haben. Das war also kein fairer Kampf.

Die Güte der Argumente ist auch nicht gestiegen, als man gesagt hat: Was nichts kostet, ist nichts wert! – So ist es nämlich nicht. Ich möchte es Ihnen ersparen, darüber nachzudenken, aber es gibt sicher Werte, die in Geld nicht zu messen sind.

Ich gebe gerne zu, wenn Sie es unbedingt hören wollen, dass es größere Katastrophen geben mag als Studiengebühren – das macht sie aber nicht fairer, das macht sie nicht sinnvoller. Sagen Sie mir: Wie wollen Sie Ihre kühnen Ziele – eine Verdoppelung der AkademikerInnen­quote, eine deutliche Anhebung der Anzahl von Forscherinnen und Forschern pro tausend Erwerbstätige – erreichen, wenn Sie Latten einziehen, wenn Sie Barrieren aufbauen? Zu glauben, dass durch Studiengebühren mehr Leute studieren werden, ist ja absurd.

Schauen wir uns einmal die Statistiken an! Es stimmt schon, dass die Zahl der Erstsemestrigen etwas gestiegen ist. Aber zuerst einmal ist die Zahl der Studierenden um 20 Prozent gesunken. Im Wintersemester 2001/2002 ist die Zahl der Erstinskribenten um 14 Prozent gesunken. Wenn sie jetzt um 10 Prozent steigt, so bleibt – man braucht kein Mathematiker zu sein, um das subtrahieren zu können – immer noch ein Minus von 4 Prozent. – Es ist dies also zwar ein kleiner Erfolg, aber kein riesiger.

Es wurden auch immer Unwahrheiten verbreitet, die man hier nicht Lügen nennen darf, das ist mir schon klar. Es ist bekannt und errechnet, dass Studierende nach ihrem Einstieg ins Be­rufsleben durch die Steuerprogression 90 Prozent aller Leistungen, die der Staat in sie investiert hat, diesem über ihre Steuern zurückzahlen. Schüssel hat gemeint, Studierende kosten pro Kopf so viel. Ich darf Ihnen sagen, dass seit 1970 die Kosten pro Studierenden, gemessen am BIP, um 60 Prozent gesunken sind. Das ist die Wahrheit. Billiger als Studierende sind lediglich Volksschülerinnen und Volksschüler. Alle anderen Schüler kosten pro Kopf mehr als Studie­rende. Auch das wurde immer wieder falsch dargestellt, und das gefällt mir nicht.

Es war das tolle Wort „Abfederung dieser Belastungen“ in Ihrem Munde. Was ist die Wahrheit? Der Anteil der Studienbeihilfen-EmpfängerInnen ist von ehemals 12 Prozent auf 14 Prozent gestiegen. Das ist einer der niedrigsten Werte in den OECD-Staaten. Ich habe die Zahlen hier. Sollten Sie versuchen, sie zu widerlegen, lege ich Ihnen Ihre Statistik aus dem Ministerium vor.


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