Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 9. Sitzung / Seite 33

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Ich habe sehr aufmerksam den Spitzfindigkeiten von Frau Kollegin Baumgartner-Gabitzer ge­lauscht. Ich meine, die Absicht, die dahinter steckt, ist sehr klar: Es wurde mit dieser Benen­nung, mit dieser Kurzbezeichnung bewusst in Kauf genommen, die Grünen durch eine miss­ver­ständ­liche Parteibezeichnung zu schwächen, was eine bewusste Täuschung der Wählerinnen und Wähler ist, steht doch hinter der Partei „GRÜNÖ“ die Liste der EU-Opposition, eine dekla­rier­te Anti-Europapartei, die von zahlreichen ÖVP-Funktionären und auch ÖVP-Mandataren unter­stützt wurde. – So viel zur Glaubwürdigkeit und Seriosität der ÖVP als Europapartei.

Für mich ist im Übrigen eines sehr interessant: Dass auf den Pröll-Plakaten in Niederösterreich überhaupt der Begriff „ÖVP“ fehlt, und da wird es tatsächlich kompliziert. Als Bauherr und Architekt dieser FPÖ/ÖVP-Regierung angetreten, distanziert sich nun Pröll von dieser ÖVP, und gleichzeitig werden Sie, meine Damen und Herren aus Niederösterreich, dieses Regierungspro­gramm mittragen und mitbeschließen, nämlich Abbau, Kürzungen und Verschlechterungen.

Somit, meine Damen und Herren, schließt sich der Kreis, dass Landesthemen sehr wohl auch Bundesthemen sind. Das Doppelspiel, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, der Wählertäu­schung in Niederösterreich geht tatsächlich lustig weiter. Natürlich spielt die Landtagswahlord­nung dabei eine wesentliche Rolle, aber bei dieser Wahl am 30. März, meine Damen und Herren, geht es nicht um den Landeshauptmann. (Rufe bei der ÖVP: O ja!) In erster Linie geht es uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten um die Menschen in diesem Land und um das politische Gleichgewicht der Kräfte. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich verstehe den Personenkult der ÖVP, denn er hat System. Es werden alle möglichen Tricks angewendet, und Fairness und Respekt, wie immer eingefordert werden, sind leere Worte, und das möchte ich anhand von zwei Beispielen darstellen.

Der Herr Landeshauptmann fühlt sich schon von Plakaten und Transparenten anderer Parteien gestört und irritiert. Sie werden weggeräumt, sie werden verhüllt. Ich frage Sie, meine Damen und Herren: Wie empfindlich, wie dünnhäutig ist dieser Mann aus Niederösterreich? Ist sein Machtanspruch tatsächlich so unkontrolliert und so maßlos?

Das zweite Beispiel, meine Damen und Herren: Beschlossene und genehmigte Gelder für Kin­dergärten in Niederösterreich werden von Landeshauptmann Pröll zurückgehalten. Die Begrün­dung dafür lautet – hören und staunen Sie! –: Protokollarische Gepflogenheiten bei der Eröff­nung dieser Kindergärten wurden nicht eingehalten. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren! Das ist ja fast Majestätsbeleidigung. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich denke, auch in Niederösterreich muss Recht Recht bleiben. Auch in Niederösterreich müssen ordnungsgemäß gefasste Beschlüsse umgesetzt werden. Gekränkte Eitelkeit und Weh­leidigkeit spielen dabei keine Rolle, denn die Betroffenen in diesem Fall, meine Damen und Herren, sind die Gemeinden, sind die Firmen und ihre Mitarbeiter, und bei den Kindergärten sind es vor allen Dingen die Kinder und ihre Familien. (Beifall bei der SPÖ.)

So viel sei zum Demokratieverständnis und zum Kompetenzmissbrauch der ÖVP gesagt, meine Damen und Herren!

Somit schließt sich dieser Kreis zum Thema Sondersitzung. Ich bin sehr froh darüber – ich hoffe, wir können es noch lange sein –, dass wir in einem freien Land mit freien Menschen und frei gewählten Mandatarinnen und Mandataren leben, die eine Sondersitzung dann einberufen, wenn sie glauben, dass es notwendig ist.

Was wir in Niederösterreich brauchen, meine Damen und Herren, sind tatsächlich Lösungen für die zukünftigen Jahre und für die zukünftigen Herausforderungen. Kollege Spindelegger! Heide­maria Onodi in Niederösterreich steht für gerechte, menschliche und auch soziale Lösungen! (Beifall bei der SPÖ.)

16.14


 


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