Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 32

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Sand zu setzen. Um diese Sache können Sie nicht herumschwafeln. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Kollege Spindelegger! Sie haben erwähnt, dass in Niederösterreich alles so super sei, weil man ja nur 1 Prozent Darlehenszinsen für Wohnbauförderung bezahlen würde. – Ich bitte Sie: Verwirren Sie doch die Leute nicht noch zusätzlich – oder ich weiß nicht, was Ihre Absicht war. Das ist doch das Wesen der Wohnbauförderung, dass solche Konstruktionen gemacht werden! Sie nehmen den Sinn der Sache, stellen ihn hierher und sagen: Das ist eine wunderbare Erfindung der ÖVP, und das funktioniert jetzt! – Gar nichts funktioniert, weil nämlich Zehn­tausende durch Ihr Verhalten in Niederösterreich jetzt nicht in den Genuss dieser Förderung kommen! Das ist doch das Problem! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Spindelegger: Das ist ja völlig falsch!)

Ich kann Ihnen gar nicht unterstellen, dass Sie selbst die Sache nicht durchschauen, daher kann ich nur mutmaßen, dass Sie hier mit voller Absicht Ursache und Wirkung zum Zwecke der Vernebelung verwechselt haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es hätte auch anders gehen können. Nehmen wir das Beispiel Oberösterreich: Dort ist in einem Vier-Parteien-Konsens, muss man fast sagen, jedenfalls auch auf Anraten und unter Beteili­gung der Grünen, ein anderer Weg gewählt worden. Dort sind auch Wohnbaudarlehen verkauft worden. Dort hat man aber gesagt – ich zitiere wortwörtlich –: Da die Entwicklung am Kapital­markt vorerst nicht abzusehen ist, gehen wir in Niederösterreich sicher nicht in diese Veran­lagungsform! (Rufe bei den Grünen: In Oberösterreich!) – Entschuldigung! Danke: Oberöster­reich. – Das war zu viel „Niederösterreich“.

Deshalb wäre es – jetzt ist wieder „Niederösterreich“ richtig – Niederösterreich auch gut ange­standen, solch eine Vorgangsweise zu wählen! – Ihre Ausflüchte hier, Herr Kollege Spindel­egger und Herr Staatssekretär, sind einfach durchschaubar. (Beifall bei den Grünen.)

Das kann man deshalb nicht durchgehen lassen, weil das Argument, das Sie vorbringen, ja be­deuten würde, dass nur deswegen, weil in vier Tagen Wahlen stattfinden, jetzt die Wahrheit plötzlich nicht mehr ausgesprochen werden kann. Es gibt nämlich Argumente, die trotz eines Wahlkampfes richtig sind, und Sie können das hier nicht einfach umdrehen.

Niederösterreich – um jetzt tatsächlich auf die dortigen Verhältnisse einzugehen – ist für sich schon noch erwähnenswert, und zwar deshalb, weil dort, verglichen mit anderen Bundeslän­dern, besonders üble Zustände herrschen, was Machtpolitik betrifft. Es ist in diesem Punkt das schlimmste Bundesland von allen. Dort kann man erkennen, wie sich die Allmachtsphantasie der ÖVP zu einem gewissen Allmachtsanspruch auswächst – und das sind die Ergebnisse da­von! (Beifall bei den Grünen.)

Was die Rolle der FPÖ betrifft, so muss ich sagen: Es tut mir Leid, aber in Wahrheit haben wir dort, so kommt es mir vor, eine ähnliche Situation wie im Bund: Wir haben eine ÖVP-Allein­regierung mit ein paar hilflosen blauen Oppositions-Sprenkeln – auch wenn die Rede des Kolle­gen Wattaul sehr amüsant war, aber das ist die Situation! Erinnern wir uns an die letzte Legis­laturperiode: eine Partei der Rosenstingls, eine Partei der Gratzers. Als das alles aufgeflogen ist, waren die Damen und Herren in Südafrika und in Brasilien flüchtig. – Das ist Ihre Situation! (Abg. Scheibner: Wo sind Sie mit Ihren Leuten? Von Ihnen hört man gar nichts in Niederöster­reich! Sie sind unsichtbar!)

Mein Schlusssatz: Schauen Sie, für dieses Land, für Niederösterreich, ist alles nützlich und hilf­reich – nur keine absolute Mehrheit der ÖVP! Und was die FPÖ dort tut, wird in Zukunft nicht mehr interessieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.37


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlos­sen.

 


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