Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 51

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zwar nicht nur im Krisenmanagement und im Wiederaufbau, sondern auch dann, wenn es darum geht, die Sanktionierung für Militärmaßnahmen durchzusetzen.

Es wird notwendig sein, auch über die Konfliktprävention stärker zu reden. Es ist zu spät, dann darüber zu diskutieren, wenn bereits der Krieg ausgebrochen ist! Wir wissen, dass es eine ganze Reihe von Ländern etwa in Afrika, aber auch in Asien gibt, in denen es diktatorische Regime gibt, in denen es, wenn Rohstoffe vorhanden sind, auch die notwendigen Geldmittel für die Aufrüstung dieser Regime gibt. Da reicht es nicht, wenn man sich etwas darüber mokiert, dass es wie in Asien Regime gibt, wo sich der Diktator in Gold gießen lässt und sich mit einem Kult umgibt, sondern hier muss man rechtzeitig politische Maßnahmen setzen, um eine Aufrüs­tung dieser Regime und eine Gefährdung für den Weltfrieden zu verhindern.

Wir werden auch in der Europäischen Union darüber diskutieren müssen: Wie sieht es denn wirklich aus mit den schönen Zielen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die wir uns alle so wünschen, wo wir aber sehen, dass dieser gemeinsame Wille, auch ge­meinsa­me Sicherheitspolitik zu betreiben, anscheinend leider auf das Gebiet Europas be­schränkt ist?

Wir haben in Mazedonien einen Erfolg gefeiert, wo einige hundert EU-Soldaten Krisenmanage­ment betreiben werden. Auch das ist aber nur dann möglich, wenn man auf größere Institutio­nen wie die Nato zurückgreifen kann. Aber dann, wenn es wirklich darum geht, Weltpolitik zu machen, zu zeigen, dass Europa auch ein Faktor in der Weltpolitik ist, scheitert dieses Europa kläg­lich, dann gibt es in den europäischen Ländern keinen Konsens, dann gibt es in der Europäi­schen Union keinen Konsens. Doch solange es nicht den politischen Willen dazu gibt, so lange brauchen wir über alle anderen Schritte in der europäischen Sicherheits- und Verteidi­gungs­politik gar nicht zu diskutieren. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das werden die Fragen der Zukunft sein, wann wir uns wirklich endgültig von der Nachkriegs­ordnung in Europa und auf der Welt verabschieden und ob wir auch wirklich bereit sind, die erforderlichen Kapazitäten einzubringen, sodass es eben nicht notwendig ist, immer auf die Strukturen der Vereinigten Staaten zurückzugreifen. Da sind wir auch in Österreich gefordert, dass auch wir in Zukunft unseren Beitrag in diesen europäischen Konnex politisch und, wenn es notwendig ist, auch militärisch einbringen.

Meine Damen und Herren! Wenn es darum geht, auch die österreichischen Maßnahmen zu be­urteilen, dann möchte ich hier hervorstreichen, dass die österreichische Bundesregierung ruhig, gelassen, aber effizient auf diesen Konflikt reagiert und auch entsprechende Sicherheitsmaß­nahmen in Österreich gesetzt hat. Es ist das ein Akt der Souveränität, ein Akt, den wir den Sicherheitsinteressen unserer Bevölkerung schuldig sind.

Wir werden unsere außenpolitischen Kapazitäten, gerade auch in diesem Krisenraum des Nahen Ostens, unseren guten Namen, den wir dort haben, die guten Kontakte, die wir dort haben, nützen und vielleicht noch stärker nützen müssen als in der Vergangenheit, um hier ein klares, objektives Bild herzustellen, und dürfen in Zukunft eben nicht darauf Rücksicht nehmen, dass irgendwelche Großmächte, egal, wer das ist, darüber entscheiden, wer gut und wer böse ist. Hier hat Österreich eine Nische in der Außenpolitik, eine Chance, eben weil wir diese Kontak­te haben, weil wir einen guten Namen haben, ein kleines Mosaiksteinchen für die Bewälti­gung dieses Krisenherdes miteinzubringen.

Ich glaube, dass dieser Konsens, den wir heute angesichts des Krieges im Irak hier haben, ein Beispiel sein kann und hoffentlich auch für die Zukunft ist, dass wir dieses Krisenmanagement, diese Außenpolitik und auch die Nischen in der Außenpolitik für Österreich gemeinsam nutzen, um als Österreicher einen kleinen Beitrag für den Weltfrieden leisten zu können. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.04


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zum Wort gelangt der Herr Vizekanzler. Der Nationalrat hat beschlossen, die Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


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