Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 75

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Despot nur mit brutalster Unterdrückung an der Macht, und ganz besonders leidet die kurdische Minderheit unter dieser Menschen verachtenden und Menschen vernichtenden Politik. Unver­gessen sind die Bilder der zigtausenden mit Giftgas ermordeten Kurden, die das Terrorregime auf dem Gewissen hat!

Was Europa und die Welt nun entzweit, ist der so genannte Präventivkrieg sowie der Versuch der USA und ihrer Verbündeten, die UNO in eine humanitäre Hilfsorganisation umzufunktionie­ren, damit ihre Bedeutung in der Weltordnung untergraben wird. Hinzu kommt noch die Tat­sache, dass das Völkerrecht durch diesen Angriffskrieg außer Kraft gesetzt wird. Wir Sozial­demokratInnen sind der Meinung, dass die jetzige Bush-Administration diesen Krieg ohne Er­mächtigung durch den UN-Sicherheitsrat begonnen hat. Es gibt keine UN-Resolution, weder die Resolution 1441 noch eine andere, die automatisch die Anwendung militärischer Gewalt ermög­licht beziehungsweise dazu ermächtigen würde.

Es ist somit unsere tiefste Überzeugung, dass dieser Krieg durch keine UNO-Resolution ge­deckt ist. Der Krieg der Bush-Administration und ihrer Verbündeten gegen den Irak und seine Bevölkerung stellt eine Verletzung des Völkerrechts dar. Wir Sozialdemokraten haben daher die Regierung aufgefordert, für die sofortige Beendigung dieses Krieges einzutreten. (Beifall bei der SPÖ.)

Dass nun, wie heute schon öfters betont worden ist, die Vertreter der Parlamentsparteien im Nationalen Sicherheitsrat zu einer Entschließung gekommen sind, ist wirklich eine Sternstunde des österreichischen Parlamentarismus – sofern sie hier heute tatsächlich so beschlossen wird. Was mir Leid tut, ist, dass in dieser Entschließung die Völkerrechtswidrigkeit nicht dezidiert genannt wurde, aber sie kommt inhaltlich sehr wohl zum Ausdruck, und daher kann man sehr gut mit dieser Formulierung leben.

Ich bin davon überzeugt, dass sich Österreich für den Aufbau demokratischer Strukturen und rechtsstaatlicher Institutionen einsetzen wird, und ich bin auch davon überzeugt, dass, wenn die UNO und das alte Europa mit eingebunden sind, dies unter besonderer Berücksichtigung der irakischen Traditionen und mit großem Respekt vor der arabischen Kultur erfolgen wird.

Sehr geehrte Damen und Herren! Lassen Sie mich noch etwas zur österreichischen Neutralität sagen! Die österreichische Neutralität wurde in der Vergangenheit immer wieder von den Mit­gliedern dieser Bundesregierung in Frage gestellt. Selbst der Bundeskanzler dieser Republik wollte sie schon mit anderen identitätsstiftenden Utensilien wie den Mozartkugeln und den Lipizzanern in das Tabernakel der Geschichte stellen. Dass jetzt niemand mehr die Neutralität in Frage stellt, das ist, so glaube ich, gut so und macht Mut. So gesehen ist das eine sehr wichtige und notwendige Debatte, die hier stattfindet. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Sie können es sich auch nicht verkneifen! Da könnte ich jetzt eine Menge dazu sagen!)

Ich war immer schon eine Verfechterin der Neutralität. Dem ehemaligen Klubobmann Kostelka (Abg. Scheibner: Warum haben Sie es dann 1999 abgeschafft? Warum haben Sie es aus­gehöhlt, wenn Sie so gescheit sind?) habe ich die Neutralität schon unter den Christbaum ge­legt. (Abg. Scheibner: Führen wir diese Debatte besser nicht!) Diesbezüglich weiß ich mich von sehr vielen Österreicherinnen und Österreichern unterstützt; die Neutralität ist für sehr viele Österreicherinnen und Österreicher ein wichtiges Gut, insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen es einen Neutralitätsfall gibt, ist sie etwas sehr Wichtiges.

Auch wenn jetzt innegehalten wird, Herr Klubobmann Scheibner, wenn jetzt über den Ankauf von Abfangjägern nachgedacht wird, so glaube ich, sollten wir neben all dem Leid, das wir seit einer Woche auf den Bildschirmen sehen (Abg. Scheibner: Sie vermengen da wirklich ein paar Dinge, die gehören da nicht her!), auch darüber nachdenken, dass die Neutralität etwas Wichti­ges ist, und nicht die Beistandspflicht oder der Beitritt zur NATO. (Beifall bei der SPÖ.)

14.05


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Witt­auer. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


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