Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 104

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das heißen soll (Abg. Reheis: Das ist äußerst „witzig“, Herr Kollege! Äußerst „witzig“!) – für das Jahr 1999 und dem vorläufig letzten Budget des Finanzministers Grasser für das Jahr 2002.

Im Jahr 1999 betrug das Nettodefizit bei Herrn Finanzminister Edlinger 2,3 Prozent des Brutto­inlandsprodukts, im Vorjahr betrug die gleiche Kennzahl 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Differenz ist bekanntlich nach Adam Riese, Herr Kollege Matznetter, 1,7 Prozent des Brutto­inlandsprodukts. Das heißt, das Nettodefizit wurde um 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verringert, was immerhin ein Betrag von ungefähr 3,5 Milliarden € ist. (Abg. Dr. Matznetter: ...! Das ist die Wahrheit!)

Jetzt sagen Sie, das sei alles nur einnahmenseitig entstanden. Daher nehmen wir eine zweite Kennzahl her: die Steuer- und Abgabenquote. Sie betrug unter Finanzminister Edlinger im Jahr 1999 44,4 Prozent und betrug im Vorjahr 44,6 Prozent. Das ist nach Adam Riese eine Differenz von 0,2 Prozent. (Oh-Rufe bei der SPÖ. – Abg. Dr. Matznetter: Aber im Jahr 2001 betrug sie viel mehr!)

Herr Kollege Matznetter! Wenn das Nettodefizit um 1,7 Prozent geringer ist, einnahmenseitig aber nur 0,2 Prozent dazugekommen sind, heißt das nach Adam Riese 1,5 Prozent des BIP waren ausgabenseitige Maßnahmen. Das ist der Erfolg von Finanzminister Grasser. (Abg. Dr. Matznetter: Er hat es nicht eingehalten!) Das ist der Erfolg der neuen Budget- und Finanzpolitik dieser und der vorigen Bundesregierung, Herr Kollege Matznetter! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich diskutiere mit Ihnen nicht polemisch, ich lege die konkreten Fakten auf den Tisch. Sie wer­den sich schwer tun, diese Fakten zu widerlegen, denn sie sind überall nachlesbar: beim Wirt­schaftsforschungsinstitut oder bei der Statistik Austria. Es gab einen ausgabenseitigen Erfolg im Ausmaß von 1,5 Prozent des BIP. (Abg. Dr. Matznetter: Präsident Fiedler hat gesagt, ...!) 0,2 Prozent – richtig! – waren einnahmenseitig.

Ich komme zum zweiten Punkt, und zwar zu Ihrem heutigen Antrag betreffend eine Steuersen­kung für alle Einkommensbezieher mit weniger als 14 500 € pro Jahr. Herr Kollege Matznetter! Es ist heute genau einen Monat her, am 26. Februar dieses Jahres haben Sie und Ihre Freunde der SPÖ hier diesen unseren Antrag, der Teil des Regierungsprogramms war, abgelehnt. Sie versuchen, nach dem Rosinenprinzip vorzugehen. Sie sagen, ich klaube mir das aus dem Regierungsprogramm heraus, was eine Rosine ist. Sie verschweigen dabei aber Folgendes: Sie verschweigen dabei den ganz simplen Sachverhalt, Herr Kollege Matznetter, dass jedes Budget nur zwei Seiten hat: Einnahmen und Ausgaben. Wenn man die Einnahmenseite um 100 Millio­nen € oder um eine Milliarde € verringern will, heißt das automatisch, dass man auch die Ausgabenseite um 100 Millionen € oder um eine Milliarde € verringern muss.

Dieser Aufgabe haben Sie sich natürlich nicht gestellt. Das ist klassische Oppositionspolitik: Rosinenprinzip, keine Verantwortung übernehmen, nur Zuckerln verteilen!

Herr Kollege Matznetter! Ich weiß, in der Opposition geht das. Ich hoffe nur sehr, dass Sie nie in die Lage kommen, Regierungsverantwortung zu übernehmen, denn dabei täten Sie sich sehr schwer. Da müssen Sie nämlich im Interesse der Seriosität zu Ihren Steuervorschlägen auch ausgabenseitige Vorschläge machen. Diese sind Sie uns heute leider schuldig geblieben. (Zwi­schenruf der Abg. Mag. Trunk.)

Daher werden Sie verstehen, dass wir die Steuerreform nicht als Flickwerk beschließen wollen. Wir werden hier den Vorschlag für ein Doppelbudget 2003/2004 mit der ersten Etappe einer Steuerreform machen. Dann werden wir sehen, ob Sie zustimmen, denn dann sind beide Seiten der Bilanz enthalten – Einnahmenseite und Ausgabenseite. Und dann kommt für Sie die Stunde der Wahrheit. Ich freue mich schon darauf. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

15.54


Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Abgeordnete Sburny ist die nächste Rednerin. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


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