Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 141

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hängt natürlich immer auch davon ab, ob es sich der kleine Partner gefallen lässt. Er hat es sich gefallen lassen, nur um in diese Regierung eintreten zu können.

Es ist schade, dass man hier nicht mehr Selbstbewusstsein an den Tag gelegt hat. Es ist auch schade, dass man von Seiten der Gewinner dieser Wahl nicht versucht hat, den kleineren Partner das Gesicht wahren zu lassen. Es ist wirklich schade, dass man ihn so vorgeführt hat.

Aber es gibt auch inhaltliche Schwierigkeiten mit diesem Bundesministeriengesetz: Es ist nicht einsichtig, warum man Minister Böhmdorfer die Konsumentenschutzkompetenz weggenommen hat – außer man geht davon aus, dass er den Banken unbequem geworden ist und somit einer Klientel, die im Wesentlichen der ÖVP nahe steht, unbequem wurde und man sozusagen verhindern wollte, dass der Konsument zu seinem Recht kommt, und ein Kniefall im Bereich des Konsumentenschutzes vor den Mächtigen in diesem Land gemacht wurde.

Es ist auch schade, dass die Nahrungsmittelkontrolle nicht mehr bei Bundesminister Haupt ist, der meiner Meinung nach in diesem Bereich sehr verdienstvoll tätig war. Man hat sie natürlich in ein ÖVP-Ressort gegeben. Es ist ja viel einfacher, die Nahrungsmittelkontrolle in den eigenen Händen zu behalten, denn wenn die Agrarlobby irgendetwas bei den Nahrungsmitteln falsch macht, dann kann man sich leichter selbst arrangieren, als wenn das vielleicht ein unzu­verlässiger Regierungspartner macht, der in diesem Bereich sogar Kompetenzen aufzuweisen hätte. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist sehr durchsichtig, was hier passiert ist, und es ist sehr schade um die Chance, die ver­säumt wurde, eine zweckmäßige, zukunftsorientierte und effiziente Verwaltung zu bilden. Von einer solchen kann sicher nicht die Rede sein.

Sehr schade ist es, dass es uns nicht gelungen ist, mit den zuständigen Stellen dafür zu sorgen, dass man die Forschungsagenden zusammenfasst. Auch diese wurden zersplittert. Da gibt es immer wieder Lippenbekenntnisse, dass man sie in ein Ressort zusammenfassen soll, aber es bleibt eben leider nur bei Lippenbekenntnissen, weil sie dann im Ressort des Bundes­ministers Gorbach zusammenzufassen gewesen wären, den ich durchaus für einen kompe­tenten Mann in dieser Angelegenheit gehalten hätte. Aber das Misstrauen der ÖVP war offen­sichtlich zu groß, als dass man ein derart zukunftsträchtiges Ministerium der FPÖ hätte über­lassen wollen, als dass man derartig zukunftsträchtige Möglichkeiten in einem FPÖ-Ressort hätte ansiedeln wollen.

Ich möchte noch ein weiteres inhaltliches Problem aufgreifen: Die Zuordnung des UBAS zum Innenministerium ist meiner Meinung nach sachlich und fachlich falsch. Die Unabhängigkeit des Bundesasylsenates besteht darin, dass er auch wirtschaftlich und räumlich unabhängig ist von jenem Ministerium, dessen Bescheide er überwachen soll.

Wir alle wissen, dass zwar vielleicht nicht in die Entscheidung eingegriffen werden kann, weil de facto die Unabhängigkeit im Gesetz gewahrt bleibt. Aber man kann den Unabhängigen Bundesasylsenat auch noch über andere, wirtschaftliche Zwänge in eine Abhängigkeit bringen. Das fängt bei der Raumzuteilung an, das zeigt sich bei der Mittelzuteilung und all den Dingen, die wir kennen, und das ist schade. Es hat einen Beigeschmack, als ob sich das Innen­ministerium selbst die Kontrollinstanz ins Haus holt.

Ich kann mich daran erinnern, dass sich der nunmehrige Präsident dieses Hauses in seiner Rede darüber, warum der Unabhängige Bundesasylsenat im Bundeskanzleramt angesiedelt sein soll, dahin gehend geäußert hat: weil es besser ist, wenn man ihn nicht im Innen­ministerium ansiedelt, sondern im Bundeskanzleramt, damit diese Abhängigkeit nicht gegeben ist. – Der Abgeordnete Khol hat das noch erkannt; ich weiß nicht, ob es der Präsident erkennt.

Das heißt im Wesentlichen – damit seien zwei Punkte nochmals zusammengefasst –: Es ist nicht effizienter geworden, es ist nicht zweckmäßiger geworden, und es ist schon gar nicht sparsamer geworden. Es haben sich die Kosten dieser Regierung um 2 Millionen € erhöht, und es haben sich die Zuständigkeiten verkompliziert.

 


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