Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 176

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Angesichts dieser großen weltpolitischen Tragödien ist ziemlich alles, was wir hier tun, relativ klein und Gott sei Dank relativ unbedeutend. Dass trotzdem die Emotionen oft hochgehen können, das gehört zum Parlamentarismus. Ich denke auch, dass all die schlimmen Ereignisse in der Welt kein Grund sind, unsere Arbeit hier gering zu schätzen oder sie gar als unbedeutend zu erachten. Wir können vieles leider nicht verhindern, aber nichtsdestotrotz ist es unsere Aufgabe, die relativ kleinen und unbedeutenden Probleme – so gut es eben geht – zu lösen.

In der Debatte zum Bundesministeriengesetz ist gesagt worden – und das wurde auch als Argument für die Vergrößerung der Regierung ins Treffen geführt –, dass dieses Haus mehr Agenden zu erfülle habe. – Ja, das stimmt. Aber um das jetzt alles in einen versöhnlichen Ton zu kleiden: Die Antwort hätte ja nicht unbedingt mehr Regierungsfunktionen lauten müssen, obwohl ich auch das nicht für die größte Tragödie dieser Republik erachte. Die Antwort hätte ja auch die Aufwertung des Parlaments sein können.

Das ist etwas, was unser aller Interesse sein sollte. Da würde ich mir insbe­sondere natürlich von den Abgeordneten der Regierungsfraktionen wünschen, dass sie nicht nur ihren Regierungsmitgliedern den Rücken stärken – das geschieht ja meistens in Demo­kratien, auch nicht immer –, sondern dass sie auch einmal an dieses Haus denken.

Wenn ich mir vor Augen führe, was zu tun gewesen ist, als ich hier begonnen habe, und was jetzt an Aufgaben zu erledigen ist, und dass es wahr ist, dass der internationale Bereich sehr viel größer geworden ist, und dass auch die Fragen der Neuordnung der Kompetenzen im Bun­desstaat jetzt endlich einmal angegangen werden müssen und dass das sehr viel Sachverstand brauchen wird, dann würde das allemal rechtfertigen, dass man die Arbeitsmöglichkeiten des Parlaments insgesamt ausbaut und verbessert. (Allgemeiner Beifall.)

Dabei denke ich vor allem an Dinge, die ich hier natürlich auch nicht zum ersten Mal verlange, aber ich weiß ja, dass in manchen Bereichen nur steter Tropfen den Stein höhlt. Ich denke da etwa an einen legistischen Dienst, der in der Lage ist, für Abgeordnete Aufgaben zu übernehmen, auch wenn sie selbst nicht rechtskundig sind, und die Rechtskundigen können es auch nicht immer selber. Ich denke, das muss nicht immer alles bei der Bundesregierung angesiedelt sein beziehungsweise es müsste zumindest auch im Hohen Haus eine Möglichkeit geben.

Ich denke an den Verfassungsdienst, der meiner Meinung nach klarerweise ins Hohe Haus gehören würde, und ich denke auch an die Möglichkeit von sonstigen Hilfseinrichtungen, wie beispielsweise daran, Wirtschaftskompetenz im Rahmen von Werkverträgen, im Rahmen einer Zuarbeit in Anspruch nehmen zu können – wenn schon nicht als ständige Einrichtung so doch zumindest als zeitweise Möglichkeit. Das wäre schon notwendig, um die Qualität der Arbeit anzuheben. (Beifall bei den Grünen, der ÖVP und der SPÖ.)

Ich habe mir natürlich auch manchmal gedacht, wie das meine grünen Kolleginnen und Kolle­gen machen werden, wer so für den Tierschutz kämpfen wird und wer hier mit großer Leiden­schaft mein Anliegen der Gleichstellung von Frauen und Männern vertreten wird. In dieser Hinsicht haben mich gerade die letzten Redebeiträge meiner Kollegin Sabine Mandak und auch der Abgeordneten Grossmann sehr beruhigt, und ich denke mir, diese Anliegen wird hier schon jemand wahrnehmen. Ich hoffe und wünsche das gerade für jene Themen, mit deren Auf­wertung hier im Hause ich vielleicht doch ein bisschen zu tun habe, auch wenn das manchen vielleicht gelegentlich schon etwas zu viel war, aber das wird schon weiter vertreten werden. Da verlasse ich mich ganz auf euch.

Ein Allerletztes wollte ich noch sagen, und zwar insbesondere dem Klubobmann Khol. Er ist jetzt zwar nicht da, aber Sie werden es ihm ausrichten. (Ruf bei der ÖVP: Erster Präsident!) – Präsident Khol! Da schwingt noch immer die vergangene Legislaturperiode mit. Ich bin der Meinung, dass Konflikte in diesem Land zu wenig hart und präzise ausgetragen werden. Dabei meine ich nicht Verletzungen anderer Personen, überhaupt der persönlichen Sphäre, aber politische Positionen klar herauszuarbeiten und auch die Gegensätze und nicht immer gleich nach dem Schulterschluss zu rufen, das halte ich für in einer Demokratie notwen­dig. Ich denke,


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