Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 154

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Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich stehe zwar als Nationalratsabgeordneter heute zum ersten Mal an dieser Stelle, ein ganz Neuer in diesem Geschäft bin ich aber nicht mehr. – Wenn junge Man­datare auf Grund verschiedener Positionen frisch in die Politik kommen und hier als Oppo­sitionsabgeordnete irgendetwas verzapfen, von dem sie nichts wissen, dann kann man das noch als lässliche Sünde nachsehen. Es tut mir aber sehr Leid, wenn alt gediente Funktionäre nicht verstehen wollen, dass wir heute in der europäischen Entwicklung andere Rahmen­bedin­gungen vorfinden als noch vor einigen Jahren und wir uns – Politik ist die Kunst des Mögli­chen – nach diesen Rahmenbedingungen auch zu richten haben. Damit, dass man sich als Glo­ba­lisierungsgegner, wie dieses Modewort heute lautet, bezeichnet und sich ganz einfach gegen all diese Dinge verschließt, ist es nicht abgetan. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir vor geänderten Rahmenbedingungen stehen.

Ich erinnere nur daran: Die schlimmsten Einschnitte hat es unter Sozialminister Häuser gege­ben, für die 33. ASVG-Novelle war der Begriff „Räubernovelle“ im Gebrauch. Die Kranken­schein­gebühr wurde von Sozialministerin Hostasch eingeführt.

Herr Kollege Einem, weil Sie mich gerade so anschauen: Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran, aber ich weiß noch, was Sie, als wir als Gewerkschafter des öffentlichen Dienstes bei Ihnen als Staatssekretär für den öffentlichen Dienst waren, so wie heute auch, dem öffentlichen Dienst zugemutet haben, wie Sie uns verhöhnt haben. Ich könnte Ihnen den Platz in Ihrem Büro zeigen, wo wir gestanden sind. Sich heute als Opposition hinzustellen und so zu tun, als ob man damit nichts zu tun hätte, das ist sicherlich zu wenig. (Beifall bei der ÖVP.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin Gewerkschaftsmitglied, ich bin Gewerk­schafts­funktionär, und für mich bricht die Welt nicht zusammen, wenn wir als Gewerkschafter und als Ar­beit­nehmervertreter in den verschiedensten Protestformen unsere Positionen darlegen. Allerdings macht der Ton die Musik, und das war das, lieber Fritz, was uns eigentlich schon von Ju­gend an immer miteinander verbunden hat, dass wir nämlich versucht haben, den richtigen Ton zu finden. (Zwischenruf des Abg. Gradwohl.) Und wenn der Bezirksvorsitzende des ÖGB Höckner einen Brief versendet, in dem er Kollegen Jakob Auer persönlich verunglimpft, dann bin ich froh, dass ich in Niederösterreich Gewerkschaftsfunktionär bin, denn wir haben in Nie­der­österreich Gott sei Dank ein besseres Klima. (Abg. Eder: Ja, im ÖAAB! – Weitere Zwi­schenrufe bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! (Abg. Verzetnitsch: Und was für Meldungen kommen aus der ÖVP?) Fritz, ich verurteile das genauso, und ich habe auch gesagt: Ich bekenne mich zu den berechtigten Maßnahmen, die Gewerkschafter setzen. Ich weiß auch noch, wie es bei der Pen­sionsreform 1997 war – Otto Pendl sitzt auch hier –, als wir bis zum Schluss verhandelt haben und Ilse Mertel, die heute nicht mehr im Hohen Haus sitzt, bis zum Schluss versucht hat, für uns das Bestmögliche herauszuverhandeln. Ich bin daher auch nicht bereit, zu akzeptieren, dass ich heute von der Kollegin Bachner und von dir einen Brief bekomme, in dem ich dazu aufgefordert werde, heute mich als Abgeordneter zu deklarieren, wie ich bei der Pensionsreform abstimmen werde.

Meine Position ist bekannt: Ich bin der Meinung und ich bin fest davon überzeugt, dass wir so wie bei jeder anderen Regierungsvorlage, wenn wir ernsthaft daran arbeiten, auch die für diese Reform nötigen Maßnahmen setzen werden, und zwar in gemeinsamer Verantwortung. Lieber Fritz, eine solche Entwicklung wird aber nicht gestärkt, wenn an Mandatare Briefe verschickt wer­­den. Manche müssten dazuschreiben: Ich weiß nicht. Ich weiß es aber schon, weil ich da­von überzeugt bin, dass die Sozialpartnerschaft in meiner ÖVP funktioniert und dass wir günsti­ge Regelungen bekommen werden.

Weil manche von unserem Koalitionspartner jetzt so tun, als hätten sie damit überhaupt nichts zu tun, möchte ich aber auch noch daran erinnern, dass es einmal eine SPÖ-FPÖ-Koalition ge­ge­ben hat und der ihr angehörende Verteidigungsminister Frischenschlager den größten Ein­griff im Bereich der Berufssoldaten mit spürbaren Verschlechterungen für die Zeitsoldaten zu ver­ant­worten hatte. (Abg. Murauer: So ist es!) Für die zeitverpflichteten Soldaten hat es früher eine andere Pensionsregelung gegeben, aber ein sozialistischer Bundeskanzler und ein frei-


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