Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 17

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als 600.000 Menschen ein Volksbegehren gegen den Ankauf dieser Flugzeuge unter­schrieben haben.

Um etwas zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist, nämlich den Ankauf dieser Kampf­flugzeuge, betreibt die Bundesregierung seit nunmehr zwei Jahren ein Verwirrspiel auf allen Ebenen:

Ein Verwirrspiel um die Ausschreibung. Die Beschaffung der Eurofighter ergebe sich zwangs­weise als Ergebnis der Bewertung des Ausschreibungsvorganges, behauptet die Bundes­re­gierung. Abgesehen davon, dass namhafte Experten, auch des Bundesheeres, nicht dieser Ansicht waren, als die Bundesregierung ihre Typenentscheidung traf, hat das nunmehrige Leistungs­paket mit der damaligen Ausschreibung nichts mehr zu tun. „Unbedingte“ Voraus­setzung für die Bieter waren damals 24 Stück Flugzeuge, die bereits 2005 im österreichischen Luftraum patrouillieren sollten. Jetzt geht es um 18 Flugzeuge, von denen die ersten vier im Jahr 2007 eintreffen. Ginge es der Regierung also wirklich um die für die Österreich kosten­günstigste und beste Lösung, müsste sie diesen Beschaffungsvorgang neu ausschreiben, wie dies auch der 3. Präsident des Nationalrates, Prinzhorn, mit allem Nachdruck verlangt hat. Statt dessen beeilt sie sich, diese Anschaffung möglichst rasch abzuschließen ohne den Bericht des Rechnungshofes abzuwarten.

Ein Verwirrspiel um die Stückzahl. Zunächst wurde behauptet, dass das österreichische Bundesheer unbedingt 24 Abfangjäger brauche, um den Luftraum zu schützen. Nun reichen plötzlich 18 Stück, in der Übergangszeit von 2005 bis 2007 offensichtlich noch wesentlich weniger und diese können auch von einem anderen Staat gemietet werden.

Ein Verwirrspiel um die Art des Flugzeuges. Die Aufgaben der Abfangjäger wurden stets vergleichbar jener einer Luftpolizei beschrieben, deren Aufgabe es ist, unbekannte Flugzeuge zu identifizieren und zu begleiten – also gleichsam Streifenwagen mit Flügeln. Auf den „Erd­boden“ umgelegt entspricht die Ausstattung der österreichischen Luftpolizei mit Eurofightern aber der Anschaffung von Formel 1 – Boliden für die Autobahngendarmerie.

Ein Verwirrspiel um den Preis. Während stets versprochen wurde, sich um die kostengünstigste Lösung zu bemühen, wurde nun die mit Abstand teuerste gewählt. Um die enormen Kosten zu verschleiern, wurden die größten Anstrengungen unternommen. 1,791 Milliarden € würden 24 Eurofighter kosten, erklärte die Regierung am 2. Juli 2002 nach ihrem Beschluss, das teuerste Modell zu kaufen. 18 Eurofighter kosten nun, wie Finanzminister Grasser vorige Woche letzt­endlich zugeben musste, 1,969 Milliarden Euro – ohne Erhaltungs- und Betriebskosten und ohne die Kosten für die sogenannte „Zwischenlösung“ für die Jahre 2005 bis 2007. Zeitgleich wurde dem Parlament ein Abänderungsantrag der Regierungsparteien übermittelt, in dem Kos­ten von 1,337 Milliarden € angegeben werden. Medienberichten zufolge („News“ von gestern) wer­den die wahren Koste  – inklusive neue Logistik bzw. Anpassung derselben, Ausbildung der Piloten, Ankauf eines Simulators, notwendiger Infrastrukturmodifikationen und der nötigen Zwi­schenlösung – bei mehr als drei Milliarden € liegen. Immer noch ohne Bewaffnung und Be­triebskosten (mindestens 50 Millionen € pro Jahr, vermutlich deutlich höher), sodass die Ge­samtkosten für diese Kampfflugzeuge über eine Lebensdauer von 30 Jahren voraussichtlich jenseits der fünf Milliarden € liegen werden.

Ein Verwirrspiel um die Budgetbelastung. Nur mehr als Verhöhnung der Steuerzahler kann die Behauptung gewertet werden, wonach die Budgets dieser Legislaturperiode „mit keinem Cent“ belastet würden. Denn der Ausbau der Infrastruktur und die Ausbildung der Piloten müssen auch für sogenannte „Zwischenlösung“ ab 2005 vorgenommen werden. Die Belastung künftiger Budgets durch diese Regierung, die antrat „keine neuen Schulden“ mehr zu machen, wird aufgrund der Finanzierungskosten dafür umso höher ausfallen. Sollte jener Kommentator in der Zeitung „Die Presse“ vom 20. Mai recht haben, der meint: „Oder ist es Schüssels Taktik, eine Art vorgezogene Rache an späteren Wahlsiegern, denen man mit den Eurofightern eine ge­walti­ge Altlast hinterlässt?“

 


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