Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 30. Sitzung / Seite 73

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Sie, Herr Kollege Gahr, haben auch über die Maßnahmen bei der Bundesbahn gespro­chen. Meine Damen und Herren! 12 000 Mitarbeiter – ich sage sogar 15 000 Mitarbei­ter – werden freigesetzt, und das ist Ihr Verschulden! (Abg. Zweytick: Das glauben Sie doch selbst nicht! Fragt einmal eure Betriebsräte und eure Gewerkschaftsvertreter! – Zwischenruf des Abg. Gahr.)

Damit werden Sie die Leistungen der Bundesbahn, auch die Serviceleistungen, nicht verbessern und die Pendlersituation überhaupt nicht erleichtern. Sie schmälern die Qualität der Bundesbahn, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Bei­fall bei der SPÖ und den Grünen.)

Im Übrigen ist die ÖVP/FPÖ-Politik im Verkehrsbereich, beim Klimaschutz und bei der Einhaltung der Kyoto-Ziele seit Antritt der Regierung Schüssel I und fortsetzend in der Regierung Schüssel II gescheitert. Es ist in Wirklichkeit nichts weitergegangen.

Es ist wohl unbestritten, meine Damen und Herren, dass der Verkehr, insbesondere der Transitverkehr, jener Sektor ist, in dem die Klimabelastungen stetig zu- statt ab-nehmen. Somit sind die Emissionen des ungehindert steigenden Verkehrs, insbeson­dere des LKW-Verkehrs, maßgeblich für das Verfehlen des Kyoto-Zieles mitverantwort­lich. Es geht nicht nur um die Umsetzung des Kyoto-Zieles, sondern vor allem um das besondere Grundrecht der Menschen auf Gesundheit, aber in diesem Zusammenhang auch um die Umsetzung der Durchführungsprotokolle der Alpen-Konvention.

Die durch den Verkehr – insbesondere durch den Transitverkehr durch die sensible Zone in Tirol – verursachten Schadstoff- und Lärmbelastungen liegen weit über den gesundheitlich vertretbaren Werten und über dem Kyoto-Ziel.

Das Protokoll Nr. 9 des EU-Beitrittsvertrages sagt:

„Die NOx-Gesamtemission von Lastkraftwagen im Transit durch Österreich wird im Zeitraum zwischen dem 1. 1. 1992 und dem 31. 12. 2003 um 60 Prozent reduziert.“

Meine Damen und Herren! Was ist passiert? – Das Gegenteil ist der Fall! Den Transit­vertrag wird es nicht mehr geben; die Ökopunkteregelung wird es nicht mehr geben; die 108 Prozent-Schutzklausel wird es nicht mehr geben; Nachfolgevertrag werden wir keinen sehen. Das hat auch diese Bundesregierung mitzuverantworten. (Abg. Gahr: Klima und Vranitzky ...!) Sie haben nicht den entsprechenden Einsatz gezeigt und manches teilweise sogar selbst verhindert! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Noch einige wichtige Punkte zur Kenntnisnahme: Im Jahre 1991 gab es 1 060 000 ökopunktepflichtige LKW-Transitfahrten durch Öster­reich, im Jahre 2002 waren es 1 718 622. Die primärrechtlich vereinbarte Reduktion der NOx-Emissionen dieses Verkehrs beträgt, wie gesagt, 60 Prozent. – Tatsächlich erfolgte eine Steigerung um 18 Prozent. Die Folgen davon sind schwere gesundheit­liche Probleme wegen Lärm und Schadstoffen sowie eine dramatische Verschlechte­rung der wirtschaftlichen Existenzgrundlagen, ganz besonders im Tiroler Inntal.

Ich frage Sie: Wo bleibt die Einhaltung des Kyoto-Zieles? Wo bleibt die Förderung des öffentlichen Verkehrs? Wo bleibt ein nationaler Klimaschutzplan? Wo bleibt eine ent­sprechend wirksame Energieförderung? Wo bleiben ausreichende Messstellen? Und wo, meine Damen und Herren, gibt es eine Klage gegen die Kommission wegen Ver­letzung des Protokolls Nr. 9? – Weit und breit nichts zu sehen!

Die Folge dieser Politik ist dramatisch: Laut WHO sterben in Österreich 2 400 Men­schen an den Folgen der Luftverschmutzung durch den Verkehr. Mehr als 1 500 Tiroler Ärzte und Ärztinnen, Bürgerinitiativen, Familien- und Tourismusverbände und beson­ders auch wir Sozialdemokraten haben in Unterschriftenaktionen endlich Taten und keine schwarz-blauen Beschwichtigungen gefordert.

 


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