Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 34. Sitzung / Seite 38

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Bei der jüngsten Generation gibt es fehlende Kinderbetreuungsplätze, fehlende Nach­mittagsbetreuung, fehlende Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche unterschied­licher sozialer Gruppen und unterschiedlichen Geschlechts. Bei den ganz alten Men­schen gibt es teilweise wirklich verheerende Missstände in der Pflege, in der Existenz­versorgung. Und für alle Generationen dazwischen gibt es die Sparpakete der Re­gierung, die für jeden etwas beinhalten, nämlich an Kürzungen.

Es ist auch das beträchtlich, was der Generationenreichtum ganz konkret für Männer und Frauen unterschiedlich bietet. Wir haben eine Generation von Frauen, die in der Bildung noch halbwegs gleichgestellt ist, aber auch da wäre es mir neu, dass im Bildungswesen tatsächlich die Eigenständigkeit von Mädchen und Frauen genauso gefördert wird, dass die Lehrinhalte tatsächlich den realen Verteilungen der Ge­schlechterrollen entsprechen.

Junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren haben mit den allseits bekannten Problemen der fehlenden Kinderbetreuung, der fehlenden Mobilität, insbesondere auf dem Land, der fehlenden Arbeitsmarktchancen zu kämpfen. Sie verdienen weniger als gleich alte Männer, haben jedoch eine Doppel- und Dreifachbelastung zu tragen. Und was machen Sie in dieser Situation, die hinlänglich bekannt ist? – Sie appellieren, wie das zum Beispiel ein Tiroler Kollege von Ihnen einmal gemacht hat, dort an die Nach­barschaftshilfe, wo die Kinderbetreuungsplätze fehlen. Sie erklären – wie auch der Vorredner – die Wahlfreiheit zum Prinzip des Angebots, aber die Wahlfreiheit zwischen nichts und nichts ist leider keine große Hilfe! (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Die 40- bis 60-jährigen Frauen – das ist ein ganz merkwürdiges Phänomen – schiebt man schon fast zum „alten Eisen“ ab. Versuchen Sie als 45-jährige Frau, einen Ar­beitsplatz zu finden und vom Arbeitsmarktservice vermittelt zu werden – schwer vermit­tel­bar! Nachdem man sozusagen zuerst reduzierte Chancen auf dem Arbeitsmarkt hatte, denn frau könnte ja Kinder bekommen, die sie dann betreuen muss, hat man später keine Chancen mehr, weil man ab 40 einfach zu alt ist. Das ist sehr prekär.

Man dient als Frau dann allerdings noch dazu, Enkelkinder und Eltern zu pflegen – das wurde ja heute auch zur großen sozialen Errungenschaft der Regierung erhoben. Man sagt den Leuten, kümmert euch selbst um eure Familienangehörigen, denn der Staat hat nicht sehr viel zu bieten, wir haben vor, die private Pflege und Versorgung zum obersten Prinzip zu erheben. – Und das heißt in Wirklichkeit, Gratisfrauenarbeit noch sehr viel mehr einzufordern von Staats wegen. – Danke, diese Generationenpolitik brauchen wir nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren der Regierungskoalition! Erzählen Sie mir bitte nicht, dass es außerhalb von Lainz das vollkommene Leben in Würde, Selbstbestimmung und Freiheit für alte Menschen in Pflegeheimen gibt. (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

Ich komme zum Schlusssatz: Es braucht nicht nur einen Ausgleich – und zwar nicht einen rhetorischen, sondern einen realen Ausgleich – der Interessen zwischen den Generationen, sondern auch einen innerhalb der Generationen und zwischen Männern und Frauen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.14

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

 


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