Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 24

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Die Regierung prahlt nun mit einer Steuerreform, für die ihr kein Superlativ zu hoch gegriffen sein kann. „Großer Wurf“, „größte Steuerreform der 2. Republik“, etc. sind nur einige der Bezeichnungen, mit denen sie sich selbst lobt. Abgesehen davon, dass diese Steuerreform – vielleicht – im nächsten Jahr im Kraft tritt, dafür aber neuerlich Belastungen im Gesamtausmaß von 1,8 Milliarden Euro mit 1.1. 2004 schlagend wer­den – und das sicher, erfüllt sie auch in keiner Weise die Anforderungen, die an eine Steuerreform zu stellen sind. Insgesamt wird mit dieser Steuerreform der Bevölkerung bestenfalls ein Bruchteil dessen zurückgegeben, was ihr zuvor durch diverse Belas­tungspakete abgeknöpft wurde. Diese sogenannte Steuerreform findet zudem sozial absolut unausgewogen statt: es werden jene, die von den verschiedenen Belastungen am ärgsten betroffen waren und die es daher am dringendsten bräuchten – jene 2,5 Millionen Personen, die weniger als 14.500 Euro verdienen – überhaupt nicht ent­lastet.

Es gehen von dieser Steuerreform keine Wachstumsimpulse aus, die für Österreichs Wirtschaft und Arbeitsmarkt aber dringend notwendig gewesen wären. Anstatt Investi­tionsanreize zu schaffen, rühmt sich die Regierung einer immens teuren Körperschaft­steuer-Senkung, die nur 20 % der Unternehmen zugute kommt. Damit bekommen diese Unternehmen das gleiche Volumen an Entlastung wie die derzeit 3.129.725 unselbstständig Erwerbstätigen.

ÖVP und FPÖ haben die Regierungsgeschäfte zu einem Zeitpunkt günstiger Arbeits­marktentwicklung übernommen: Seit Herbst 1999 gingen die Arbeitslosenzahlen bei gleichzeitig steigender Beschäftigung kontinuierlich zurück. Die österreichische Arbeits­marktpolitik war auf dem besten Weg, das im Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung gesetzte Ziel einer Arbeitslosenrate von nur 3,5 % zu erreichen.

Nach vier Jahren Regierung von ÖVP und FPÖ sieht die Situation grundlegend anders aus: Die Arbeitsmarktlage in Österreich hat sich seit 2000 Jahr für Jahr verschlech­tert – die Arbeitslosenrate ist von 5,8 % nach nationaler Zählung im Jahr 2000 auf 7,0 % im Jahr 2003 gestiegen.

Gegenüber Dezember 2000, als 217.000 Personen arbeitslos gemeldet waren, gab es im Dezember 2003 um beinahe 80.000 Arbeitslose mehr, 296.916 gemeldete Arbeits­lose und 34.567 Arbeitslose, die sich in Schulungen des Arbeitsmarktservice befanden, insgesamt somit 331.483 arbeitslose Menschen in unserem Land. Das ist ein Anstieg um 36,7 %. Im abgelaufenen Jahr waren insgesamt 850.000 Menschen zumindest ein­mal arbeitslos. Beinahe jeder dritte Arbeitnehmer in Österreich ist damit von Arbeits­losigkeit betroffen. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg in diesem Zeitraum um 52,4 %. Derzeit sind 64.000 junge Menschen ohne Job.

Gleichzeitig reicht das Arbeitsplatzangebot der österreichischen Wirtschaft nicht aus, um dem nach wie vor steigenden Arbeitskräfteangebot ausreichend Beschäftigung zu ermöglichen. In Österreich wurde 2003 mit durchschnittlich 240.000 registrierten Arbeitslosen und rund 35.000 Arbeitslosen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen die höchste Arbeitslosigkeit seit 1945 registriert.

Diese verheerende Arbeitsmarktbilanz geht zu einem großen Teil auf das Versagen der Bundesregierung in der Wirtschafts- und Konjunkturpolitik zurück. Doch auch die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung hat zu dieser negativen Entwicklung entschei­dend beigetragen.

Trotz mehrerer von der Bundesregierung angekündigten arbeitsmarktpolitischen Ju­gendprogramme fehlen nach wie vor rund 2.500 Ausbildungsplätze für 15jährige Schul­abgängerInnen und die Arbeitslosigkeit der 19-24jährigen steigt überdurchschnittlich.

 


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