Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 33

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Eine Bemerkung hat uns besonders stutzig gemacht. Der Herr Bundeskanzler hat gemeint, es gebe keine Gegenfinanzierung für diese Steuerreform, es würden nur die begonnenen Strukturmaßnahmen bei der Eisenbahn, bei der Gesundheit et cetera weitergeführt werden. – Nun, meine Damen und Herren, was heißt das: Die begonne­nen Strukturmaßnahmen werden weitergeführt!? Heißt das, dass etwa im Gesund­heitsbereich dann, wenn all die Wahlen des Frühjahrs vorbei sein werden, auf einmal die Selbstbehalte für den Arztbesuch eingeführt werden – als Finanzierungsbeitrag für diese Steuerreform, die auf der anderen Seite ein großes Budgetloch reißt?

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie haben bisher immer nur gesagt, dass keine neuen Steuern kommen werden, aber Sie haben uns nicht verraten: Werden neue Selbstbehalte kommen, werden neue Abgaben kommen, die dann erneut, wie schon in der Vergangenheit, die österreichische Bevölkerung belasten? Wir haben den Eindruck, das bittere Ende dieser Steuerreform kommt erst nach dem 13. Juni. Erst dann wird man wissen, wie Sie die Budgetlöcher in Zukunft stopfen werden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie sich schon dazu entschließen, eine Steuersenkung auf Pump zu machen, dann stellt sich die Frage: Wieso haben Sie das nicht im Jahre 2003 gemacht, in dem es eine scharfe wirtschaftliche Rezession gegeben hat? Wieso machen Sie es nicht wirksam für das Jahr 2004, in dem es nach wie vor keine Bewegung auf dem Arbeits­markt gibt? Nein, Sie machen das erst für das Jahr 2005.

Ich würde mir das alles, was Sie uns erzählt haben, einreden lassen, wenn Sie diese Steuerreform ausgleichen könnten. Aber sie erst recht auf Defizit zu finanzieren und sie zu einem Zeitpunkt durchzuführen, zu dem sie für die Wirtschaft bedeutend weniger bringt, als sie vor zwei Jahren schon hätte bringen können, das scheint eine Politik zu sein, die nicht darauf schaut, was der österreichische Arbeitsmarkt braucht, die nicht darauf schaut, was die österreichische Wirtschaft braucht, sondern das dürfte das billige Verteilen von außerordentlich teuren Wahlzuckerln sein.

Meine Damen und Herren! Wenn man diese so genannte größte Steuerreform aller Zeiten zusammenfasst, dann bleibt Folgendes übrig (Präsident Dr. Khol gibt das Glo­ckenzeichen) – ich bin beim letzten Satz, Herr Präsident –: Der Zeitpunkt ist falsch, die Entlastung ungenügend, der Wirtschaftseffekt gering, die Steuergerechtigkeit fehlt, die Kosten sind zu hoch! Die größte Steuerreform aller Zeiten entpuppt sich als Steuer­murks. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)

15.19

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zur Beantwortung der Anfrage hat sich Herr Bundes­minister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Bartenstein zu Wort gemeldet. Seine Redezeit soll 15 Minuten nicht überschreiten. – Herr Minister, Sie sind am Wort.

 


15.20

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein: Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine geschätzten Kollegen auf der Regie­rungsbank! Meine sehr verehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Als Arbeits- und Wirtschaftsminister stehe ich vor Ihnen. Die vorgelegte schriftliche Form der Dring­lichen Anfrage, Herr Klubobmann Gusenbauer, beschäftigt sich insbesondere mit Fra­gen des Arbeitsmarktes. Sie selbst haben in Ihrer Anfrage aber allenfalls 10 Prozent diesem Thema gewidmet. Lassen Sie mich hier zur Steuerreform später noch Stellung beziehen.

Eines sage ich Ihnen schon: Es ist nicht nur die größte Steuerreform, die Österreich je gesehen hat – danke, Karl-Heinz Grasser! –, sondern es ist auch der große Wurf (Widerspruch bei der SPÖ – Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), von dem nicht


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