Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 204

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Minister Böhmdorfer und auch diese Bundesregierung nachhaltig bemühen, geleistet wurde. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

19.31

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Stadlbauer. – Bitte.

 


19.32

Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Sie zeigen mit diesem Gesetz wieder einmal ganz genau, was Ihnen Frauen wert sind. Die einen sagen es ein bisschen versteckter, indem sie im Kreis argumentieren, so wie Frau Abgeordnete Fekter, und die anderen sagen es eigentlich relativ unverblümt frei heraus. Ich zitiere Herrn Kollegen Donnerbauer, der gemeint hat: Nur weil jemand eine Frau ist, soll sie eigene Rechte haben? – Ich würde sagen, damit demaskieren Sie sich. Somit sehen wir schön die Unterschiede in der Art und Weise, wie Sie mit Frauen umgehen und wie wir mit Frauen umgehen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hier geht es einfach darum, Frauen die gleichen Rechte zu geben, wie sie die Männer haben. Wie schon gesagt, da werden einfach wieder Unterschiede sichtbar. So gesehen bin ich sehr dankbar für diese Diskussion. Im Unterschied dazu haben aber die Gen-Väter, also die biologischen Väter, alle Rech­te. Diese dürfen alles.

Ein Beispiel: Die Regierungsvorlage räumt dem anerkennenden Mann das Recht ein, seine genetische Vaterschaft zu beweisen, wodurch sein Anerkenntnis auch gegen den Willen von Mutter und Kind wirksam bleiben soll.

Jetzt stellen Sie sich einmal vor, was das für eine Patchwork-Familie bedeutet! Mutter, Kinder, dann gibt es den Vater, der unglücklicherweise nicht der leibliche ist, aber der von den Kindern genauso akzeptiert, genauso geliebt wird. Und dann tritt der biologi­sche Vater in diese heile Familienwelt ein und kann alles zerstören. Ich frage Sie: Ist das wirklich das Ziel, das Sie haben, und soll das zum Wohl der Familie, der Frauen und vor allem der Kinder sein?

Sogar Arthur Schnitzler hat schon 1904 diesen Sprengstoff Gen-Vater versus sozialen Vater erkannt, und zwar in seinem Stück „Der einsame Weg“. Hier erfährt ein junger Mann kurz nach dem Tod seiner Mutter von einem Freund der Familie, dass dieser Freund sein leiblicher Vater ist. Daraufhin sagt der Sohn – ich zitiere –:

„Es hat sich nichts verändert ... nichts. Das Andenken meiner Mutter ist mir so heilig als zuvor. Und der Mann, in dessen Haus ich geboren und auferzogen bin, der meine Kindheit und meine Jugend mit Sorgfalt und Zärtlichkeit umgeben hat (...), gilt mir ge­rade so viel, als er mir bisher gegolten – und beinahe mehr.“ – Ende des Zitats.

Und dann gibt es noch ein Gespräch zwischen dem aufgetauchten leiblichen Vater und einem Bekannten der Familie. Der Bekannte sagt zum Vater: Ihr Sohn „fühlt es, daß man sehr wenig für einen Menschen getan hat, wenn man nichts tat, als ihn in die Welt zu setzen.“ – Ende des Zitats.

Sehr geehrte Damen und Herren von ÖVP und FPÖ! Wenn Sie schon nicht auf die Opposition oder – noch schlimmer – auf die Betroffenen in der Bevölkerung hören, dann kann Sie vielleicht Arthur Schnitzler überzeugen. Auf den Punkt gebracht, sehr geehrte Damen und Herren: Der genetische Vater darf alles, aber die Mutter darf nichts. Das ist Ihr Weltbild, und das ist heute wieder einmal sichtbar geworden. – Vie­len Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

 


19.35

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite