Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 73. Sitzung / Seite 126

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weiterbildung rund zehn zu machen, hat die Nation nachhaltig aufgeregt, was einiger­maßen verwunderlich ist.

Aber ein Ereignis verdient es hier erwähnt zu werden, nämlich der eindrucksvolle Sieg der Aktion Kritischer SchülerInnen bei den Schülervertretungswahlen in ganz Öster­reich. Darauf sind wir stolz; und das haben sich diese jungen Leute auch sehr redlich verdient. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Haidlmayr.)

Sie haben gewonnen, weil sie sich für bildungspolitisch wichtige Themen eingesetzt haben. Sie haben eine Charta der SchülerInnenrechte erarbeitet, sie haben sich an dieser Bildungsplattform beteiligt, und sie haben insgesamt sehr gute Arbeit geleistet, an den Schulen und in den Landes- und Bundesschülervertretungen. Man sieht, es geht ihnen um Qualität, es geht ihnen um die Zukunft unseres Schulsystems.

Wir werden die meisten Gesetzesnovellen, die heute auf der Tagesordnung stehen, einstimmig beschließen, aber so wirklich als Beweis für die Reformfreudigkeit im Unterrichtsbereich kann man sie nicht ansehen. Ich würde eher sagen, dass der Reform-Elan vom Prinzip der Entschleunigung geprägt ist. Das Einzige, was zurzeit immer recht schnell geht, sind die Contra-Aussendungen des Kollegen Amon, wenn wir irgendwelche Vorschläge in die Diskussion einbringen.

Ich möchte daher diese Gelegenheit nützen, um jenes Papier ein wenig zu be­sprechen, das Sie, Frau Bundesministerin, als Bilanz herausgegeben haben und das auflistet, was alles geschehen ist beziehungsweise was Sie noch vorhaben.

Wir haben uns an der Diskussion rund um klasse:zukunft aktiv beteiligt. Wir unter­stützen die Vorschläge der Zukunftskommission, wir beurteilen dieses Projekt bisher als sehr positiv. Wir unterstützen die Qualitätsoffensive, die Professionalisierung der Schulleitungen, die „Verlässliche Schule“, den Oberstufenlehrplan – um nur einiges daraus zu nennen.

Dieses Papier ist betitelt mit „Stabilität und Qualität im Vordergrund“. – Wir sagen ja zur Qualität, aber nein zu einer Stabilität, die Stillstand bedeuten würde. Und wir werden sehr genau darauf schauen, dass die vielen, guten Vorschläge der Zukunfts­kommission nicht auf diesem Altar der Stabilität „geopfert“ werden.

Sie schreiben darin auch, Frau Bundesministerin – ich zitiere –: „Wir plaudern nicht unverbindlich über Organisationsfragen, wir stellen uns den Herausforderungen.“

Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, was Sie mit dem Satz „Wir plaudern nicht unverbindlich über Organisationsfragen“ meinen könnten und mich gefragt, ob Sie vielleicht jene Statistik meinen, die das Österreichische Institut für Familienforschung herausgegeben hat.

Zu Bildungschancen in Österreich gibt es darin eine Graphik: „Wer absolviert die AHS-Unterstufe?“ – Wenn Sie das genau durchsehen, dann erkennen Sie: Von Mädchen auf dem Land mit Eltern mit Pflichtschulabschluss absolvieren 11 Prozent eine AHS-Unterstufe. Mädchen in der Stadt mit Eltern mit Universitätsabschluss besuchen zu 84 Prozent die AHS-Unterstufe. (Abg. Dr. Brinek: Das ist aber nichts Neues!) – Oh ja! In dieser Deutlichkeit sollte Ihnen das zu denken geben. (Abg. Dr. Brinek: Nein, nein! Das war schon unter Kreisky so!) – Und wenn Sie, Kollegin Brinek, sagen, das sei nichts Neues, dann finde ich es umso bedauerlicher, dass nichts dagegen unternommen wurde, dass dieser Zustand, diese ungleichen Bildungschancen endlich beseitigt werden. (Abg. Dr. Brinek: Weil auch schon auf dem Land gebildete Leute wohnen ...!)

Und in der Frage, wie sie zu beseitigen sind, geht es nämlich genau um diese Organi­sationsfragen, da geht es um die Frage, wann die Kinder bei uns in Österreich in zwei


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