Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 81. Sitzung / Seite 40

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die es gibt, nämlich im Bildungsbereich, im Forschungsbereich, an den Universitäten und an den Pflichtschulen. (Beifall bei den Grünen.)

Ich bitte Sie, diese Tausenden jungen Menschen als Bundesregierung auch ernst zu nehmen (Abg. Neudeck: ... Außenpolitik?) und die dramatische Situation an den Uni­versitäten auch als solche anzuerkennen und dagegen etwas zu unternehmen.

Wenn Finanzminister Grasser sagt, die Universitäten sollen sich durch mehr Effizienz den Spielraum selbst erarbeiten, dann frage ich mich wirklich, wo er seinen Magister­titel herhat, denn wenn jemand so etwas sagt, dann hat er schon sehr, sehr lange keine Universität mehr von innen gesehen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

Mittlerweile ist es so, dass Studierende in Seminare nicht mehr hineinkommen, aber trotzdem Studiengebühren zahlen müssen, dass man davon sprechen kann, dass eigentlich die Freiheit der Wissenschaft und der Forschung gefährdet ist.

Es gibt viele Aussagen von Vertretern einzelner Institute, die sagen, dass es unter dem derzeitigen Sparzwang unmöglich ist, auch nur den Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten – von der Forschung ganz zu schweigen. Das ist eine so ernste Situation, dass man das nicht einfach damit wegwischen kann, dass man sagt: Die sollen eben bei sich selbst sparen und sich ihre Spielräume durch Effizienz irgendwie weiter erwirtschaften! – Das ist zynisch, und das können wir auch nicht akzeptieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Von einem angeblichen Schwerpunkt im Bereich Forschung, Entwicklung und Universi­täten ist im Budget absolut nichts zu finden, im Gegenteil: Wir sind mit dem derzeitigen Finanzierungsstand beim Unibudget auf dem Stand des Jahres 1999. (Abg. Steibl: Frau Kollegin, haben Sie das Thema verfehlt?)

Vor diesem Hintergrund mittlerweile noch davon zu sprechen, dass man Elite-Unis braucht, ist wahrlich eine völlige Verkennung der politischen Notwendigkeiten!

Herr Bundeskanzler – gut, dass Sie heute auch hier sind! –, ich bitte Sie, den Finanz­minister in dieser Frage an die Kandare zu nehmen. Es geht nicht an, dass im Bereich Forschung, Entwicklung, Universitäten und Schulen so vorgegangen wird. Hier nur eine Zahl: 1 500 bis 2 000 Pflichtschullehrer weniger! – Das kann nicht Ihr Ernst sein! Das kann nicht Ihre Antwort darauf sein (Abg. Dr. Brinek: ...! Wien hat das verhan­delt!), dass Österreich in diesem Bereich den Anschluss an die europäische und vor allem auch an die internationale nicht einmal mehr Spitze, sondern an das Mittelfeld verlieren wird. (Beifall bei den Grünen.)

Was auch nicht geht, ist, dass man dann von einem Topf in den anderen verschiebt, wenn beide Töpfe de facto nichts mehr haben, nämlich dass man jetzt einfach hergeht und sozusagen als Notmaßnahme Mittel aus dem Forschungsbereich in die Universi­täten hineinsteckt. Das bedeutet de facto, einen Mangel zum nächsten hinüberzuschie­ben, und löst die Misere nicht – im Gegenteil.

Ein drittes Thema wollte ich noch kurz anschneiden, weil es im Moment auch sehr viele Leute bewegt und diesen Schlingerkurs der Bundesregierung in der letzten Woche noch einmal eindrucksvoll bestätigt hat:

Wenn Sie heute die Zeitungen aufschlagen, dann lesen Sie: 1 500 ÖBB-Mitarbeiter sollen zwangspensioniert werden. (Abg. Dr. Gusenbauer: 15 000!) – Wenn das Ihre Antwort darauf ist, dass man bei den ÖBB eine ordentliche Umstrukturierung braucht, dann gute Nacht! Das kann es wohl wirklich nicht sein, dass man Menschen mit, ich weiß nicht, 50, 53, 54 Jahren zwangspensioniert (Ruf bei der SPÖ: Mit 45! – Abg. Par­nigoni: Mit 47!) – mit 45 oder 47 sogar, Entschuldigung! – und so versucht, das Unter-


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