Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 81. Sitzung / Seite 90

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noch eine zweite Variante dieses Papiers, für den Ministerrat vom 25.6.2002, versehen mit der Unterschrift von BM Scheibner, in dem die Beschaffung von Kampfflugzeugen der Type Gripen von Saab/BAE vorgeschlagen wird.

Konfrontiert mit diesem ersten Ministerratsvortrag von BM Scheibner am 25.6.02, in dem die Beschaffung des Kampfflugzeugs Gripen von Saab/BAE vorgeschlagen wird, äußerten Abgeordnete der VP und FP bis zum Vorhalt zunächst Zweifel an der Echt­heit des Dokuments und in der Folge an der Unterschrift. BM Platter sagte, er wisse nichts von der Existenz dieses Papiers.

Abg. Pilz übergibt RH Präsident Moser eine Kopie des Dokuments; BM Platter sagt, dass er dazu nichts sagen kann.

Um diesen Sachverhalt aufzuklären fordert die Opposition die Ladung des damals zu­ständigen Ministers Scheibner und des damaligen Kabinettschefs Günther Barnet als Auskunftspersonen.

Zum „Memorandum“ von MinR Wagner

Ministerialrat Heribert Wagner war Mitglied der Bewertungskommission und für die ad­ministrativen Abläufe zuständig. Am 28.6.2002 verfasste er ein Memorandum mit An­merkungen zur Vergabeempfehlung und zu den angebotenen Flugzeugen. In diesem Text stellt MinR Wagner fest, dass die Vergabeempfehlung „erzwungen“ sei und „ratio­nal nicht nachvollziehbar“.

Zum Kampfflugzeug Eurofighter merkt er an: „Es handelt sich um kein eingeführtes System“. Es sei „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit Auftreten von Störungen („Kinderkrankheiten“) während der Einführungsphase zu rechnen“ und als Folge könnte „in den kommenden 10 Jahren daher die Luftraumüberwachung in Öster­reich schwerstens beeinträchtigt sein“.

Das sind sehr schwere Vorwürfe eines Insiders der Kommission, die der Aufklärung bedürfen. Der Ladungsantrag für MinR Wagner war von den Regierungsparteien aber abgelehnt worden.

Geradezu unglaublich war die Vorgangsweise Platters zur Entkräftung der damaligen Einwände von MinR Wagner: er verlas Auszüge aus einem angeblichen Schreiben Wagners und aus einem Schreiben des damals angeblichen Empfängers GenMjr Com­menda, in denen alle damaligen Aussagen widerrufen und bestritten werden. Um die Kontrollrechte des Nationalrats zu gewährleisten, beantragt Abg. Dr. Pilz daher erneut die Ladung von MinR Wagner und außerdem von GenMjr Commenda als Auskunfts­personen, um sie persönlich befragen zu können.

Darüber hinaus hat BM Platter etliche wichtige weitere Fragen unbeantwortet gelassen.

(Ende Aktenvermerke)

Die Oppositionsparteien brachten daher gemeinsam Anträge zur Ladung von insge­samt 10 wesentlichen Auskunftspersonen ein und begründeten diese Anträge ausführ­lichst.

Die Regierungsparteien signalisierten, dass sie sich nicht an der Aufklärungsarbeit be­teiligen wollen.

Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die Aufklärung der Vorkommnisse bei der Aus­schreibung, bei der Vergabeabwicklung und Vorbereitung des Kaufvertrags zum An­kauf von „Luftraumüberwachungsflugzeugen“ verhindert und eine parlamentarische Kontrolle nicht zugelassen werden soll.

 


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