Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 82. Sitzung / Seite 15

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Anders ist das natürlich bei einer ausgegliederten, autonomen Universität mit einem überschaubaren Bestand an Geräten und Gebäuden. Diese Mittel, wenn Sie so wollen, dieser Bestand an Infrastruktur ist zu versichern. Das geht auch bei kleinen Universitä­ten in die Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Euro. Das kann jeder Bürger und jede Bürgerin sofort nachvollziehen, der oder die ein Einfamilienhaus hat und dieses Haus gegen elementare Schäden versichert hat.

Also: Ohne dass ein einziger Posten dazukommt, ohne dass ein einziger Hörsaal dazu­kommt, ohne dass ein einziges Laborgerät dazukommt, steigen die Kosten an den Uni­versitäten! – Sie von den Regierungsfraktionen haben zugesagt, diese Zusatzkosten abzugelten. Sie haben das aber nicht getan! Die Autonomie der Universität besteht darin, den Mangel zu verwalten. Und davon versprechen Sie sich eine großartige Motivation des Personals an den Universitäten. Das verstehen Sie unter dem Weg zur „Weltklasse-Universität“.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber nur lachen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Frau Bundesministerin Gehrer erwidert in der Regel auf solche Vorhalte: Ich kann gar nichts dafür; das Globalbudget der Universitäten ist zwischen den Rektoren und Finanzminister Grasser verhandelt worden! – Es ist richtig, Frau Universitätsministerin, dass die Verhandlungen so gelaufen sind. Sie sollten sich aber nicht auf die Position zurückziehen: selber schuld, wenn es nicht reicht. So stiehlt man sich nämlich nur in der Provinzpolitik, nicht in der „Weltklasse“-Politik aus der Verantwortung! Da geht es aber nicht nur um die Universitäten als solche, sondern um die Zukunft des Landes mit den entsprechenden wirtschaftlichen Effekten für die Produktivität der Arbeitnehmer in der Zukunft. – Herr Kollege Stummvoll! Sie zumindest sollten doch nachvollziehen kön­nen, worum es da geht – jenseits der reinen Kosten für die Lehre und die Forschung. (Beifall bei den Grünen.)

100 Millionen € haben die Rektoren als notwendige Ergänzung, Reparatur, den not­wendigen Ersatz der Infrastruktur an den Universitäten verlangt, angesichts des Rück­staus der Investitionen in den letzten Jahren.

Frau Bundesminister Gehrer zieht sich aus der Verantwortung zurück und verweist auf den Rat für Forschung und Technologie. – Frau Bundesministerin Gehrer, Sie haben schon auch noch eine Zuständigkeit für die Universitäten! (Beifall bei den Grünen.) Der Rat hat außerdem nur Forschungsmittel zu vergeben und ist nicht zuständig für die Infrastruktur in der Lehre.

Und jene Mittel, die Sie hier angekündigt haben, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Jetzt kann man schon sagen: Ein Tropfen ist besser als gar kein Tropfen. – Ja, aber dann hören Sie bitte auf, gleichzeitig von der „Weltklasse-Universität“ zu schwa­feln! Das kann einem nur auf die Nerven gehen! (Beifall bei den Grünen.)

An welcher Universität auch immer Sie sich umhören, Sie hören immer die gleichen Sachen, nicht in jeder Studienrichtung, aber in vielen Studienrichtungen: Zu wenig Lehrveranstaltungen, Hörsaalkapazitäten sind ein Problem, zu wenig Vortragende, mit dem Effekt, dass die Studierenden in der vorgesehenen Zeit, nämlich acht Semester bis zum Magister, ihr Studium nicht absolvieren können.

Aber dann sind Sie von den Regierungsparteien die Ersten, die klagen, jammern und schimpfen über die Studenten, die zu wenig arbeiten! Die können doch gar nicht in der vorgesehenen Zeit studieren, das ist die Situation derzeit!

Das führt natürlich zu einem Circulus vitiosus, das führt natürlich dazu, dass die Stu­dentinnen und Studenten auch mehr arbeiten müssen, weil sie ja gezwungen sind, von etwas zu leben, Geld dazuzuverdienen, was dann wiederum die Studienzeit verlängert.


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