Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 97. Sitzung / Seite 115

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seit den siebziger Jahren bis zum heutigen Tag null verändert. So schnell ist die Evo­lution nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Max Walch, FPÖ, hat gemeint: „Ich begrüße den Vorschlag von Verkehrsminister Hubert Gorbach, dass Tempolimit auf den Autobahnen auf 160 km/h zu erhöhen. Dass sich die Unfallzahlen dadurch erhöhen, glaube ich nicht. Der Großteil der Autofahrer ist vernünftig genug, die Geschwindigkeit an die Verkehrssituation anzupassen.“ (De­monstra­tiver Beifall und Bravoruf des Abg. Walch.)

Sie wissen, was gestern passiert ist: ein schrecklicher Unfall! Hier heißt es (eine Zeitungsseite in die Höhe haltend): „Im Nebel ungebremst in den Tod“, „Raser ignorie­ren Warnungen und Blaulicht“. Es gab zwei Tote, elf Verletzte – das ist er­schütternd! –, trotz Warnungen und Aufforderung, die Geschwindigkeit zu drosseln. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das hat doch damit nichts zu tun! Das ist unseriös, einen Nebelunfall damit in Zusammenhang zu bringen!)

Herr Walch, Sie glauben, dass sich durch die Erhöhung des Tempolimits die Unfall­zahlen nicht erhöhen? Das widerspricht jeglicher Logik. Wir haben uns bemüht, eine sachliche Diskussion darüber zu führen, und haben dazu eine Studie erstellen lassen, und ich möchte Ihnen jetzt ein paar bemerkenswerte Details aus dieser zitieren. Es ist faszinierend, wie die Gesetze der Physik und der Naturwissenschaft im Verkehr wirken. Es darf vor allem nicht in Vergessenheit geraten, welche Kräfte auf einen einwirken – auch dann nicht, wenn man den Fuß am Gaspedal hat.

Ein paar Zahlen dazu: Herr Minister Gorbach, stellen Sie sich vor, Sie fahren auf der Autobahn mit 160, ich fahre neben Ihnen mit 130. Wir sitzen beide in einem Fahrzeug, ich in einen kleinen Fahrzeug, Sie auch in einem kleinen Fahrzeug, in einem spar­samen, ökologischen Fahrzeug. 125 Meter vor uns taucht ein Hindernis auf. Ich beginne zu bremsen. Sie beginnen zu bremsen. Ich schaffe es mit 130 km/h vor dem Hindernis zum Stehen zu kommen. Sie stehen bei diesem Hindernis – und jetzt möchte ich Sie fragen, ob Sie wissen, mit welcher Geschwindigkeit Sie jetzt fahren: Fahren Sie mit 30 km/h, mit 60 km/h oder mit mehr km/h? (Abg. Neudeck: Das ist keine Führer­scheinprüfung!)

Die Gesetze der Physik nicht außer Acht zu lassen, wenn man den Fuß am Gaspedal hat, das ist ganz wichtig. Man darf die Gesetze der Logik der Physik nie außer Acht lassen!

Sie stehen vor diesem Hindernis mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h und knallen in dieses Hindernis mit 100 km/h. Mit 100 km/h in ein Hindernis zu fahren, überlebt man nicht. (Abg. Neudeck: Jetzt sagen Sie nicht, Sie wünschen das dem Vizekanzler!) Mit 130 km/h steht man vor diesem Hindernis. Der Anhalteweg verändert sich drama­tisch. Das geht in exponentiellen Kurven.

Weitere Beispiele, die sehr interessant sind, und zwar betreffend die Lärmerzeugung: Ein Fahrzeug mit 160 km/h verursacht genau denselben Lärm wie zwei Pkw mit 130 km/h. Im Übrigen: Ach international ist das lange diskutiert worden. In ganz Europa gibt es eigentlich nirgendwo – außer in Deutschland – höhere Geschwindigkeitslimits als bei uns.

Auch historisch gesehen ist das sehr interessant – ich habe das selber nicht mehr so genau gewusst; ich war damals erst vier oder fünf Jahre alt –: Vor 1973/74, also bevor in Österreich Tempolimits eingeführt worden sind, gab es auf den österreichischen Straßen fast 3 000 Verkehrstote. Ich betone: fast 3 000 Verkehrstote! Nach Einführung des Tempolimits 130 auf der Autobahn und 100 auf Freilandstraßen hat sich die Zahl der Verkehrstoten innerhalb sehr kurzer Zeit drastisch reduziert, nämlich auf unter 2 000 Verkehrstote.

 


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