Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 112. Sitzung / Seite 152

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heraus­kristallisiert. Man kann praktisch schon von einer Art Seipel-Misswirtschaft sprechen, wenn man das meint, in der Kultur von anderen.

In manch einem Pressegespräch habe ich in den letzten Tagen immer wieder die Frage gehört: Was ist denn der wichtigste Kritikpunkt? Wo sind die Kritikfelder, die besonders tragisch sind? Wo sind die schlimmsten Missachtungen des Gesetzes? – Nun, diese Frage ist einfach nicht zu beantworten. Es handelt sich um ein Schlamm­feld, um einen Sumpf, und in einem Sumpf fragt man auch nicht: Wo ist die Stelle, an der man einsinken kann?

Schlagen Sie einfach irgendeine Seite in diesem Rechnungshofbericht auf, und Sie werden zwei oder drei Sachen finden, die die schlimmsten sind. Da fehlen sogar noch Dinge. Da fehlt zum Beispiel das Verschwinden, der Raub der „Saliera“, und zwar deswegen, weil dieses Verschwinden nicht im Jahr 2002, das der Rechnungshof geprüft hat, geschah, sondern erst im Jahr 2003.

Frau Ministerin, und da frage ich mich schon, wieso der Schadenersatz von der Ver­sicherung nicht eingeholt wird. Die „Saliera“ war ja versichert, und diese Versicherung wurde bezahlt, dafür ist schon sehr viel Geld ausgegeben worden. (Abg. Dr. Cap: Unter­versichert!) Aber jetzt wird eigentlich von dieser Versicherung der Schaden nicht zurückgeholt, es wird nicht darauf gedrungen, dass der Schaden ersetzt wird. Wenn man allein die Zinsen, die uns, dem Staat, der Republik dadurch entgehen, hernimmt, dann ist das ein Millionenbetrag. Mit diesem Millionenbetrag, Frau Ministerin, könnten Sie im Kunsthistorischen Museum freien Eintritt machen, so wie bei einem Fonds. Jedes Jahr sind die Zinsen dieser 30 Millionen oder 40 Millionen – je nachdem, wie viel Sie dafür bekommen – dazu geeignet, freien Eintritt im Museum herzustellen.

In den letzten Tagen habe ich noch etwas anderes erfahren, nämlich dass im Mu­seumsshop diese Replik der Saliera – ich habe sie hier mit – nicht mehr verkauft wird (der Redner deponiert die erwähnte Nachbildung auf dem Rednerpult), einfach weil Direktor Seipel der Meinung ist, dass das die Besucher zu sehr daran erinnert, dass da etwas schief gelaufen ist. (Heiterkeit bei den Grünen.) Ich sage dazu, dem Museums­shop entgeht dadurch jährlich eine Summe von 100 000 €. 1 000 Leute kaufen das um 150 €, oder sagen wir, es sind nur 80 Leute, da entgehen dem Museumsshop 100 000 €. Ich frage Sie, Frau Ministerin: Wird da nicht irgendwie eigenartig gewirt­schaftet? (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Frau Ministerin, Ihre Stellungnahme ist in der Zwischenzeit zu einem stereotypen Bündel von Ausreden geworden, die eigentlich schon der Direktor dem Rechnungshof andrehen wollte, allerdings nicht mit großem Erfolg behaftet. Für Sie ist anscheinend weiterhin alles superb, das Museum ist eins a aufgestellt, und nur die Kritik macht alles kaputt. Es gibt allerdings Kritik von allen Medien in Österreich. Wenn man von Herrn Worm absieht – das war die einzige Stellungnahme, die Seipel verteidigt hat –, kann man sagen, die gesamte österreichische Medienlandschaft kritisiert das Verhalten des Dr. Seipel und auch Ihres in diesem Zusammenhang.

Wenn man dann auch noch aus Ihren Reihen erfährt – ich nenne da Ihren Vorgänger, Dr. Busek, der das in der „Presse“ schreibt –, dass die Museumspolitik letzten Endes zu einem Jahrmarkt der Eitelkeiten geführt hat und dass die Ausgliederung völlig fehlgeschlagen ist, dann frage ich mich wirklich, was das soll, dass Sie hier stehen und noch immer eine Museumspolitik verteidigen, an die schon niemand mehr glaubt. Das Einzige, was wir uns vorstellen können, ist (Abg. Dr. Sonnberger: Internationales Vorbild, Herr Kollege!), dass Sie dort auch ein Geburtstagsfest feiern wollen und dass Dr. Seipel Sie demnächst einlädt. Sie, Frau Dr. Partik-Pablé, werden diese Chance nicht mehr bekommen, Sie waren jetzt doch schon zu kritisch. Aber ich glaube, von der


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