Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 97

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kussion eher als Arzt einbringe und weniger als Politiker. Bei diesem WHO-Abkommen betreffend Zurückdrängen des Tabakmissbrauches handelt es sich um ein sehr enga­giertes, international hervorragendes Papier.

Worum geht es eigentlich? – Ich möchte Ihnen eine persönliche Geschichte erzählen. Vor vier Wochen etwa hatte ich eine 49-jährige Frau in meiner Praxis, die seit Jänner an einer Bronchitis gelitten hat. Sie wurde dann zum Lungenfacharzt geschickt, der eine Verschattung festgestellt hat. Diese Verschattung war ein Karzinom. Sie ist auf der Baumgartner Höhe, dort hat man festgestellt, es ist nicht operabel. 49 Jahre! Ursache: Rauchen.

Das Quälende an dem Ganzen ist eigentlich die Reaktion der Patienten. Diese Patien­tin sagt: Warum gerade ich? und: Hätte ich nicht früher etwas tun können? Und dieses „Hätte ich nicht früher etwas tun können?“ beantwortet, glaube ich, diese WHO-Kon­vention sehr gut. Auf die Frage: Was kann man tun? gibt diese WHO-Konvention sehr viele Antworten.

Erstens, dass man gar nicht einsteigt. – Auch Österreich wird da seinen Teil leisten. Erste Maßnahme: Ab 1. Jänner 2007 wird es nicht mehr möglich sein, dass Unter-16-Jährige Zigaretten beim Zigarettenautomaten bekommen. Das wird gekoppelt an eine Art Chipkarte. Als zweite Maßnahme soll der Einstieg natürlich durch hohe Tabak­preise verhindert werden und – drittens – durch eine Ausweitung der Werbeverbote.

Zweitens: Die WHO sagt ganz deutlich, man solle den Menschen Hilfe zum Aussteigen geben. – Auch das ist wichtig. Zwei Drittel wollen irgendwann einmal aufhören.

Drittens geht es um den Schutz derer, die „zwangsberaucht“ werden, also passiv rau­chen. – Das passiert im eigenen Haushalt, am Arbeitsplatz, zum Beispiel in der Gastro­nomie. Man muss da schon überlegen, ob es gerechtfertigt ist, wenn man von der Ge­fahr des Feinstaubes redet, aber die Kellnerinnen dann einfach im Regen stehen lässt. Gott sei Dank gibt es jetzt eine vorerst freiwillige Vereinbarung mit der Industrie, dass gemäß dem Trend der Zeit verpflichtend Nichtraucherzonen in den Lokalen eingeführt werden sollen.

Das Paket der WHO wird natürlich jedem Arzt immer noch zu wenig weit reichen, aber es ist erstaunlich vernünftig. Ich glaube, es ist sinnvoll, dass Österreich jetzt als 69. Staat mit dabei ist.

Es gibt, das möchte ich Ihnen noch mitgeben, eine Studie der WHO, die über eine Mil­lion Patienten umfasst. 50 Prozent der Raucher sterben an den Rauchfolgen, 50 Pro­zent nicht – das ist wie ein russisches Roulett. 30 Prozent aller Krebstodesfälle werden durch Rauchen verursacht. In Österreich wären das bei 36 000 Krebsfällen im Jahr, neu diagnostiziert, 12 000. Wir könnten ganze Spitäler zusperren! Und: Der Raucher verliert im Schnitt acht Jahre in Hinsicht auf seine Lebenserwartung.

Wer dann sagt, die WHO-Initiative sei nicht sinnvoll, wer dann sagt, eigentlich sei all das ein Thema des Eigennutzes, also was jemand für sich selbst tut, dem sage ich: Wenn es dann so ist wie bei jener Frau, die völlig verzweifelt bei mir sitzt und sagt: Warum habe ich früher nichts gemacht?, dann, glaube ich, ist die Politik gefordert! Und in diesem Fall war die Politik der WHO, aber auch jene der Nationalstaaten, der einzelnen Gesundheitsminister sehr vernünftig. Wir müssen in Österreich diesen Weg schlicht und einfach weitergehen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

13.58


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Schasching zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


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