Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / Seite 180

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nungen. Ich glaube, diesen allgemeinen Konsens haben jetzt einige vergessen in dieser Debatte, wenn ich mir vergegenwärtige, was da so gekommen ist: Sauerei, Zynismus – das war, glaube ich, Herr Jarolim –, von einer „Mutterkreuz-Politik“ haben wir heute schon gehört. Das sind ja eher „Trümmermütter“, das ist ein rechtes Gesetz, da schielt man wieder an den rechten Rand, den es irgendwo gibt. „Rechten Boden­satz bei Wahlen“ habe ich noch im Ohr. (Abg. Dr. Jarolim: Verneigung vor dem rechten Rand!) Ja, „Verneigung vor dem rechten Rand“. Danke, Herr Jarolim.

Das alles bitte bei einem Gesetz, bei einem Paket, bei dem es darum geht, noch einmal festzuhalten ... (Abg. Dr. Puswald: Jörg Haider sieht darin seine Handschrift!) – Sie sollten zuhören und sich ein bisschen schämen, Herr Kollege, denn von Ihnen sind diese Ausdrücke auch zum Teil! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das bei einem Gesetz, wo es darum geht, noch einmal festzuhalten, dass dieser etwas missverständliche Begriff „Befreiungsamnestie“ keine Strafamnestie gewesen ist 1946, sondern die Aufhebung aller Gerichtsurteile, die typisch nationalsozialistisches Gedan­kengut umfasst haben, das die Homosexuellen in das Opferfürsorgegesetz mit einbezieht, das für die Widerstandskämpfer eine Jubiläumsgabe zwischen 500 € und 1 000 € umfasst.

Meine Damen und Herren von den Oppositionsparteien, ist das in Ihren Augen ein „Schielen auf den den rechten Rand“ oder auf irgendwelchen „Bodensatz“? Meinen Sie das wirklich ernst?! Oder ist das nur der Ausdruck des schlechten Gewissens, dass es 60 Jahre gedauert hat, bis derartige Festlegungen geschaffen wurden und Sie in diesen 60 Jahren in der Mehrheit der Jahre in der Bundesregierung gewesen sind? (Zwischenrufe bei der SPÖ sowie Gegenrufe bei den Freiheitlichen.) Ist es das vielleicht, was Sie daran hindert, das heute hier voll und ganz zu loben und dem zuzustimmen?

Wenn Sie die Kriegsgefangenenentschädigung kritisieren oder die „Trümmerfrauen“ – ich erinnere: „Trümmermütter“, „Mutterkreuz-Politik“ –: Ja, selbstverständlich hätten wir uns auch gewünscht und könnte man sich vorstellen, dass man allen Frauen, die in der schwierigen Nachkriegszeit am Wiederaufbau unseres Landes alleine gearbeitet haben, eine entsprechende Entschädigung gewährt. Aber wir haben gesagt: We­nig­stens jenen Frauen, die noch dazu kleine Kinder aufziehen mussten (Abg. Öllinger: Nicht einmal das stimmt!) – Sie schütteln den Kopf Herr Kollege Öllinger –, denen wollen wir zumindest einen symbolischen Beitrag geben, vor allem dann, wenn sie zu den sozial Schwächsten gehören.

Und wenn Sie das so abwimmeln – ich gehöre Gott sei Dank, so wie Sie ... (Abg. Öllinger: Nicht einmal das stimmt! Ihre Argumentation stimmt nicht!) Ja, stimmt nicht. Es ist mir egal, ob es stimmt in Ihren Augen oder nicht. Aber wenn ich mir Bilder aus dieser Zeit ansehe, Herr Kollege Öllinger, Bilder von Frauen, die damals die Säuglinge auf dem Rücken getragen haben oder in den Kinderwägen transportiert und zehn, 15 oder 20 Kilometer etwa aus dem großstädtischen Bereich hinaus aufs Land gefahren sind, um dort zu einem Hungerlohn in der Landwirtschaft zu arbeiten, die Holz geklaubt haben und wieder zehn, 15 oder 20 Kilometer in die Städte zurückgekommen sind, wo sie in feuchten Kellern versucht haben, mit ihren Kindern zu überleben, da ist kein Kopfschütteln am Platz! (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.) Da können wir nur dankbar sein. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Das waren unsere Großeltern, Herr Kollege Öllinger, die das gemacht haben, und unsere Eltern sind in den Kinderwägen gesessen und in den Tragtüchern gelegen. Da haben wir doch eine Verantwortung, zumindest diesen kleinen symbolischen Akt zu gewährleisten – und hier nicht zu differenzieren und mit Ausdrücken wie „Mutterkreuz-


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