Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 47

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lade Sie herzlich ein, die Sinnhaftigkeit einer Diskussion als Grundlage eines demokra­tischen Diskussionsprozesses nicht in Frage zu stellen!

Sie müssen nicht mit jeder Äußerung des Herrn Staatssekretärs einverstanden sein, aber es macht immer Sinn, seine Argumente auf den Tisch zu legen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Sburny: Ich habe es eh gemacht!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass Herr Kollege Broukal auf Grund seiner früheren Profession sehr sprachgewandt – vor allem auch in der Subtilität – ist, ist bekannt. (Ruf bei der ÖVP: Naja! Hält sich in Grenzen!) Aber wenn er immer davon spricht, dass nur die verschränkte Ganztagsschule eine vollwertige Schule ist – wobei ich weiß, dass die Kollegen dort hervorragende Arbeit leisten –, dann halte ich entgegen, dass alle Schu­len, unabhängig davon, ob sie in vier Stunden, in sechs Stunden, ganztägig oder wö­chentlich organisiert sind, Vollwertschulen in Österreich sind, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Für uns ist die ganztägige Betreuung ein Angebot, weil wir der Entscheidungsfreiheit der Familien, auch was die Freizeitgestaltung betrifft, Rechnung tragen wollen und weil auch das Kennen-Lernen und Sich-Bewegen in anderen Gemeinschaften als der Schule – fragt einmal die Kinder! – ein notwendiges Aufrüsten im Lernprozess und im Erwachsenwerden ist. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Mir ist in dem Zusammenhang eine Äußerung des Vorsitzenden des Staatsschulden­ausschusses Univ.-Prof. DDr. Frisch wichtig, der eine sinnvolle Perspektive für den Stabilitätspakt ab dem Jahr 2007 gezeichnet hat, und wir haben natürlich damit zu kämpfen, dass die Länder die Lehrer-Schüler-Relation im Finanzausgleich festge­schrieben haben.

Ich halte aber fest, dass das nicht ad libitum fortzuschreiben ist. Wir sollten den Rück­gang der Schülerzahlen, der jetzt in der Grundstufe und daher in der Verantwortung der Länder liegt, der sich dann in die Sekundarstufe I und II fortschreiben wird, dazu nützen, dass wir auch kleinere Klassen bilden können und dass wir die kleinen Schulen in den ländlichen Räumen entsprechend erhalten. Das ist ein wichtiges Anliegen mei­ner Partei. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben am ersten Tag dieses dreitägigen Plenums über das Szenario über Europa, über die Fehlzündungen im weiteren Prozess in Euro­pa, über nationale Egoismen geredet; wir sind gestern von dem Menschen verachten­den Terror überrascht worden; wir sprechen heute von Bildung: Irgendwie scheint das doch auch zusammenzugehören. Wie lange sind wir denn eigentlich von derartigen Bildern des Grauens betroffen und berührt? Wer erinnert sich denn wirklich mit Betrof­fenheit an den September 2001 in New York? Oder an den Terror vor mehr als einem Jahr in Madrid?

Liebe Kolleginnen und Kollegen! In drei Tagen gibt es ein trauriges, zehnjähriges Jubi­läum: 8 000 bosnische Serben sind in Srebrenica nicht ums Leben gekommen, sie sind abgeschlachtet worden. Wie berührt das eigentlich noch? Was kann Schule dabei leisten?

Und da bin ich schon bei Josef Broukal, der auch von der Werterziehung, von der Her­zensbildung neben der fachlichen Ausbildung gesprochen hat. Wir müssen unseren Kindern wieder mehr Rücksichtnahme, Verantwortung, Freundschaft statt Egoismus, Verantwortung auch für die Zukunft und eine Absage an die Zeitgeist-Gesellschaft an­erziehen, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das kann Schule nicht allein leisten. Roman Herzog, der von mir sehr geschätzte frü­here Präsident der Bundesrepublik Deutschland, hat formuliert: Immer mehr Eltern


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