Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 125. Sitzung / Seite 279

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Dass die SPÖ dem zugestimmt hat, das ist nicht mein Problem, sondern ihr Problem, und zwar nicht nur legistisch, sondern vor allem inhaltlich. Aber das müssen Sie mit sich und Ihrem Gewissen ausmachen. Dass Sie heute ein wenig bedauern, dass die Abmachungen mit der Regierung nicht gehalten haben, entlockt mir nur ein enden wollendes Mitgefühl, muss ich ganz ehrlich gestehen. Aber man sollte sich eben nicht auf Regierungen einlassen, die Zwangsernährung beschließen, und dann noch mit­stimmen. (Beifall bei den Grünen.)

Was ich spannend an den Ausführungen des Abgeordneten Kößl gefunden habe, ist, dass er zum Thema Saisoniers und Selbständige ja recht offen benennt, welche Gruppen das bei den so genannten Selbständigen sind, zum Beispiel die Kolpor­teure. – Wo ist er denn, der Abgeordnete Kößl? – Es sollte auch Ihnen inzwischen bekannt sein, dass das schon fast das Paradebeispiel schlechthin für Schein­selb­ständigkeit ist. Dazu gibt es eine lupenreine Judikatur, mit der Sie sich vielleicht einmal vertraut machen sollten. Uns das hier als Selbständige zu servieren, das ist einiger­maßen dreist.

Die zweite Gruppe, die Sie nennen, sind die Prostituierten. Bei denen stelle ich die Selbständigkeit auch mehr als in Frage. Jedenfalls ist auffällig, dass Sie sich sozu­sagen darum kümmern, dass es mit dem Visum klappt, aber an einer ganz anderen Stelle, wo im selben Gesetz Änderungen notwendig sind, die Ohren völlig ver­schließen. Sie bekämpfen immer dann, wenn eine Affäre ruchbar wird oder in die Schlagzeilen kommt, verbal ein paar Frauenhändler – oder nicht einmal das. Ich kann mich nicht an Ihre Wortmeldungen zur Callgirl-Affäre heuer im Sommer erinnern. Die Opfer dieses Frauenhandels, Frauen, die mit Gewalt hergeschleppt und in die Prostitution gezwungen werden, sind Ihnen egal. Die schieben Sie ab, Sie belegen sie mit Verwaltungsstrafen und sagen, der Aufenthalt in Österreich kommt nicht in Frage. Als Zeuginnen dürfen sie in Zukunft dableiben, allerdings nur so lange, wie das Verfahren dauert.

Das ist Ihr Umgang mit Opfern von Frauenhandel, von Menschenhandel? – Nein, danke! Da bestünde dringendster Reformbedarf in diesem Gesetz. (Beifall bei den Grünen.)

Und ein letzter Punkt ist die wirklich blamable Regelung, die Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen und auch Beratungsinstitutionen für Flüchtlinge eine Strafe androht, wenn sie zur Verlängerung eines in Ihren Augen illegalen Aufenthalts beitragen. (Abg. Scheibner: Was heißt: in unseren Augen?) Das halte ich wirklich für eine blamable Regelung in einem Rechtsstaat – und nicht nur ich. Da haben Sie Schreiben von der Rechtsanwaltskammer vermutlich genauso bekommen wie wir, in denen heftig dagegen protestiert wird. (Abg. Scheibner: Das wird jetzt geändert!)

Wenn man da sagt, man ändert nicht das Gesetz, sondern man rettet sich in eine unverbindliche Ausschussfeststellung, in der man sich wiederum weigert, auch Beratungsinstitutionen mit hineinzunehmen, und dafür ist, nur ein paar Rechtsanwälte zu umfassen – wobei man gleich sagt, für die Caritas, die Diakonie oder wen auch immer soll unsere Ausnahme nicht gelten –, dann sage ich auch dazu herzlich: Nein, danke! Ihr Fremdengesetz enthält das, was es schon angekündigt hat, nämlich eine menschenfeindliche Politik. (Beifall bei den Grünen.)

22.36

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Scheibner. Wunschredezeit: 2 Minuten. – Bitte.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite