Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / Seite 143

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Da freuen wir uns dann gerne, und da gehen wir gerne gemeinsam, wenn wir in diese Richtung etwas erreichen. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wer die Kinder kriegt, ist wirklich keine politische Entscheidung! Das ist einfach nicht wahr!)

Frau Ministerin Rauch-Kallat, Sie haben ... – Nein, ich möchte zuerst noch ein paar Zahlen in den Raum stellen, weil es vielleicht auch die Orientierung leichter macht:

Kollegin Fuhrmann hat uns Vorurteile und Klischees unterstellt, wenn wir unsere frauenpolitischen Ansätze und auch unsere familienpolitische Sichtweise vertreten. Liebe Kollegin Fuhrmann! Ich möchte gerne eine Zahl nennen, die da lautet: 85 Prozent der Frauen zwischen 18 und 60 Jahren sind der Meinung, dass Familie und Beruf vereinbar sein müssen. 85 Prozent – also ein ganz, ganz hoher Prozentsatz! Wenn wir von diesem Bedürfnis der Frauen ausgehen, dann müssen wir etwas tun, dann können wir nicht alles so lassen, wie es jetzt ist. – Gut. (Beifall bei den Grünen.)

Bei den Gründen für Nichterwerbstätigkeit von Frauen geben 71 Prozent der gleichen Altersgruppe an, dass die Kinder beziehungsweise die Familie der Grund sind, warum sie nicht erwerbstätig sein können. – Also 85 Prozent wollen erwerbstätig sein, und 71 Prozent können es nicht, weil sie Familie und Beruf haben.

Da ist jetzt der Wurm drinnen: Sie möchten gerne, aber sie können nicht. Und da endet Ihre immer wieder zitierte Freiheit der Frau, sich entscheiden zu können. Es ist de facto keine Freiheit, solange die Zahlen so ausschauen! Eine Freiheit ist es absolut nicht! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Gradwohl.)

Wir haben im Zusammenhang mit der gesamten Diskussion um Arbeitszeiten jetzt sehr oft die Teilzeitarbeit angesprochen, und Sie, Frau Ministerin, haben auch Seriosität bei der Diskussion dieses Themas verlangt. Ich möchte wirklich versuchen, diese auch hineinzubringen.

Sie unterstellen uns ja manchmal, wir wollen einerseits Teilzeitmöglichkeiten und schimpfen andererseits – so sagen Sie – dann wieder, wenn so viele Frauen in Teilzeit sind. – Ja, wir wollen Teilzeit, wenn diese vor allem bedeutet, dass die Erwerbs- und die Familienarbeit gleich und gerecht zwischen Männern und Frauen verteilt wird. Dann ist das eine Supersache. Und Teilzeit ist eine gute Sache, wenn sie in einem ausreichenden Ausmaß zu guten Bedingungen stattfinden kann. Das haben wir aber derzeit nicht. Derzeit schaut es so aus, dass die Frauen weitgehend diejenigen sind, die die Familienarbeit und die Erwerbstätigkeit machen müssen, und diese Teil­zeitarbeit ist oft unfreiwillig.

Kollegin Binder hat im Ausschuss ein sehr gutes Beispiel von einem Supermarkt, der in ihrer Nähe eröffnet worden ist, gebracht. 15 MitarbeiterInnen: 14 Mitarbeiterinnen und ein Mann. Sie können raten, wer der Leiter ist: der Mann, und er arbeitet Vollzeit. Eine Stellvertreterin arbeitet auch Vollzeit, alle anderen Arbeitskräfte Teilzeit. Diese Frauen arbeiten nicht freiwillig Teilzeit, sondern die Firmen stellen sie zu 25 Wochenstunden an, weil sie damit eine irre Puffermenge an Arbeit haben, ohne dass sie Überstunden zahlen müssen.

Wenn Sie im Bereich der Teilzeit wirklich etwas Wesentliches verbessern wollen, dann schreiben wir gemeinsam fest, dass Überstunden ab dem Stundenausmaß zu bezahlen sind, auf das der Arbeitsvertrag lautet: Wenn eine Frau 25 Stunden Wochen­arbeitszeit hat, ist die 26. Stunde eine Überstunde und entsprechend zu bezahlen. – Jetzt wird erst die 39. oder 41. Stunde als Überstunde bezahlt. Wenn wir das abstellen, haben wir für die Frauen sehr viel erreicht, und dann gibt es nicht solche Firmen­konstruktionen, die auf dem Rücken der Frauen ihre Personalpolitik und ihr Jonglieren mit Arbeitskräften austragen. Das wäre ein guter Schritt, bei dem wir gemeinsam vorgehen könnten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


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