Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 53

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Nutzung des Schuljahres von der ersten Woche an. Es war immer ein großes Ärgernis, dass die Ferien zwar aus sind, aber doch noch nichts Vernünftiges in der Schule pas­siert. Das ist schon sehr oft vorgekommen. Das andere ist die Zeit nach der Notenkon­ferenz in der vorletzten Schulwoche. Also ich meine, solange man in der Schule sein muss, sollte das auch Sinn haben. (Abg. Dr. Niederwieser: Was heißt „muss“?) Darf! Aber das erzählen Sie einmal den jungen Leuten!

Die Änderung und die Vorverlegung des Aufnahmeverfahrens sind gut für Schüler und auch Lehrer, weil die Planbarkeit am Anfang des Schuljahres dadurch natürlich eine viel größere ist.

Das Schulpaket hat aber auch prinzipielle Impulse. Das eine ist die Ausweitung der Be­gabtenförderung und das andere die Sprachförderkurse zum Erlernen der Unterrichts­sprache Deutsch.

Natürlich keine Schuldebatte ohne PISA, und natürlich keine PISA-Debatte ohne die bereits bekannten Standpunkte, obwohl mittlerweile doch eine etwas neue Sicht hätte Platz greifen können, nämlich die Sicht, dass es notwendig ist – ich kenne das aus der familienpolitischen Debatte –, nicht eine Struktur im Gesamten mit einer anderen Struk­tur zu vergleichen und dann einen Punkt herauszuziehen, sondern das natürlich diffe­renziert zu machen.

Wie erfreulicherweise zuerst Amon und dann auch Faul gesagt haben, ist es eben ein Unterschied, ob in einem Land wie Finnland lediglich 3 Prozent der Bevölkerung nicht die Landessprache als ihre Muttersprache haben oder ob wir in Wien mittlerweile nahe­zu einen 50-Prozent-Anteil an Schülern in den Pflichtschulen haben, die nicht Deutsch als Muttersprache sprechen. Es ist fein, dass auch die sozialdemokratische Fraktion bereit ist, hier endlich die Problematik zu sehen und die Dinge realistisch zu betrach­ten. Nur: Wir haben nichts davon, wenn wir einen Durchschnittswert über Österreich legen, obwohl wir wissen – und es ist nicht gut, nur eine differenzierte Analyse zu machen, sondern man muss auch ein bisschen den eigenen Augenschein und die eigene Wahrnehmung zu Rate ziehen –, dass eine Hauptschule auf dem Land oft bei weitem ein höheres Niveau haben kann als eine AHS in Wien. Das bringt uns nichts, wenn wir das nicht berücksichtigen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Daher auch noch ein kurzes Wort zu Wien und zur Förderung der Unterrichtssprache bei Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache und zu den Fragen der Integration. Ich glaube, dass es wichtig ist, auch einmal klar zu sagen, dass wir uns das alles auch leisten können müssen. Bis vor kurzem hat man uns erklärt und belehrt, dass wir die Einwanderung ganz dringend brauchen. Jetzt stellen wir fest, es ist das eine Frage, wie viel davon wir uns leisten können und wie viel davon wir unseren Leuten zumuten kön­nen. Das ist nicht nur eine Frage der Begleitlehrer.

Zu dem in Vorarlberg kurz ausgebrochenen Projekt, das man dann wieder zurückge­stellt hat. Man hat das Ganze dann mit einem Missverständnis begründet, aber das war schon so vorgesehen und geplant. Wie Max Frisch sagt: Die Wahrheit ist die beste Tarnung! – Das ist schon so gewesen, man kann das hören, weil es doch die Tendenz gibt, Integration nicht so zu verstehen, dass sich Zuwandernde in die Leitkultur integrie­ren sollen, sondern so – und das ist auch schon ausgesprochen worden –, dass sich beide Gruppen, die Autochthonen und die Zuwanderer, in eine neue, dritte Kultur in­tegrieren müssen, was wir übrigens absolut ablehnen.

Aber abgesehen davon, der Vorschlag in Vorarlberg, dass österreichische Volksschul­lehrer Türkisch lernen sollen, damit sie eben besser den Migrationshintergrund verste­hen können, ist nicht nur den Österreichern nicht zuzumuten, sondern ist schlicht und einfach auch naiv. Haben Sie sich überlegt, dass es dann natürlich auch Serbokroa­tisch oder Paschtu sein müsste? Es sind auch sehr viele Afghanen da. (Zwischenrufe


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