Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 130

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Zweites Argument: Börsengang ist nichts anderes als ein Fitnessprogramm für ein Unternehmen. Und fit zu sein, meine Damen und Herren – egal, ob für ein Unter­nehmen oder für uns alle –, heißt nichts anderes, als Leistungen so zu erbringen, dass die Kundschaft zufrieden ist. Das Unternehmen Post wird dann an der Börse erfolgreich sein, wenn die Kundschaft sagt: Das ist ein tolles Unternehmen! So, wie es dieses Unternehmen in den vergangenen drei Jahren auch schon geschafft hat – Gratulation an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! –, weil die Post dreimal Europa­meister war, was die Briefzustellung betrifft, und damit gezeigt hat, welch hervor­ragende Qualität sie zu leisten in der Lage ist. Über zufriedene Kundschaft kann man am besten – das meinen zumindest wir, die wir an die Marktwirtschaft glauben – Arbeitsplätze absichern. Und genau das wollen wir, meine Damen und Herren! Wir wollen sowohl sichere Arbeitsplätze in diesem Unternehmen als auch dessen Eigenständigkeit. Beides ist unser Ziel. (Beifall bei der ÖVP.)

Drittes Argument, warum Börsengang. – Weil wir so den Zugang zum Kapitalmarkt eröffnen. Jeder, der die Situation der Post analysiert, kann erkennen, dass eine Libera­lisierung auch in diesem Bereich auf uns zukommt. Und Liberalisierung heißt, dass andere Unternehmen auf den österreichischen Markt drängen werden. Das heißt, diese wollen unserer Post Marktanteile wegnehmen; sie wollen in Österreich Briefe und Pakete zustellen und so weiter. Und was macht man da? – Man versucht, Marktanteile zu verteidigen. Was braucht man, wenn man seinen eigenen Markt verteidigen, wenn man Kunden ansprechen beziehungsweise akquirieren und Marketing-Aktionen machen will? – Man braucht Geld! Geld bekommt man unter anderem über den Kapitalmarkt. (Abg. Verzetnitsch: Oder vom Eigentümer!) – Das tun wir auch gerne; darauf komme ich noch zu sprechen, Herr Präsident. Da haben wir völligen Konsens.

Wozu braucht man Geld noch, meine Damen und Herren? – Das eine ist die Verteidi­gung des Heimatmarktes, das andere ist die Frage des Wachstums. Angriff ist die beste Verteidigung! Das heißt, nicht nur die einen auf den eigenen Markt herein­drängen lassen, sondern auch sagen: Wir wollen in anderen Märkten erfolgreich sein und damit wachsen – so, wie das Banken und Versicherungen geschafft haben, egal ob die Wiener Städtische, die Erste, Raiffeisen und so weiter.

Arbeitsplätze in Österreich abgesichert über einen riesigen Erfolgsweg in unseren Nachbarländern! Dazu aber braucht man Geld, meine Damen und Herren, und das bekommt man über den Kapitalmarkt! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)

Das einzige Argument, das ich bisher hier gehört habe: Wenn man Geld braucht, warum geht das Geld für den Börsengang, das hereinkommt, jetzt an die ÖIAG? Diese Frage, meine Damen und Herren, beantworte ich gerne: Deswegen, weil wir nicht der Post das Geld weggenommen haben, weil wir nicht das gemacht haben, was uns unterstellt wurde, das lediglich aus budgetären Gründen zu tun. Im Gegenteil: Im Unternehmen Post haben wir zurzeit 300 bis 400 Millionen € an Liquidität auf den Konten. 300 bis 400 Millionen €!

Ich darf Ihnen sagen, wir haben folgende Frage diskutiert: Machen wir eine Kapital­erhöhung im Zuge des Börsengangs und sagen, das Geld, das jetzt hereinkommt, soll zu einem guten Teil, zum größten Teil – wie immer – noch einmal dem Unternehmen sofort zugute kommen? Alle Experten haben uns gesagt, dass das ein absoluter betriebswirtschaftlicher Unsinn wäre angesichts des Umstandes: 300 bis 400 Mil­lionen € auf der hohen Kante, das heißt, die „Kriegskasse“ prall gefüllt für einen Wachs­tumsweg, und dazu noch Eigenkapitalquoten, von denen die private Wirtschaft nur träumen kann.

Daher war die ganz klare Aussage – da können Sie jetzt Experten nehmen, so viel Sie wollen, Experten sonder Zahl, und zwar sowohl im In- als auch im Ausland –: Jetzt das


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