Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 171

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Ich weiß schon, warum er die Telekom-Privatisierung nicht genannt hat, und ich erzähle Ihnen, auch wenn Sie es nicht gerne hören, was da falsch gelaufen ist bei der Telekom-Privatisierung. Die Telekom-Privatisierung war das letzte Beispiel vor diesem jetzt von Ihnen geplantem Börsegang für eine Volksaktie. Jeder Österreicher soll Telekom-Aktien besitzen. Wissen Sie, was passiert ist? – Sie haben einen Ausgabe­kurs von 9 € festgesetzt, und am Wochenende vor der Ausgabe war das Aktienporte­feuille noch immer nicht gezeichnet, überzeichnet, vollständig gezeichnet.

Was hat man gemacht? – Man hat, entgegen den Bedingungen des Börseprospektes, der in diesem Fall nicht nur für Österreich, sondern auch für die USA gegolten hat, institutionelle Anleger aufgefordert, zu zeichnen: mit einem Extrarabatt von 25 Prozent. Das haben sie auch gemacht, denn das ist eine Mezzie für jeden institutionellen Anleger: 25 Prozent von 9 € Extrabonus. Was haben die institutionellen Anleger am ersten Tag gemacht – Sie können es nachvollziehen am Börsegang und am Börse­kurs –: Sie haben sofort verkauft.

Der Aktienkurs ist auf 6 € gefallen, und das liegt weit unter dem, was die Telekom wert war. – Das wollen Sie uns als erfolgreiches Beispiel verkaufen?! Das war ein Betrug an den österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.39


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeord­neter Neudeck. Wunschredezeit: 2 Minuten; Gesamtrestredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


17.40.00

Abgeordneter Detlev Neudeck (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Meine Herren Staatssekretäre! Ganz kurz: Kollege Hoscher hat den Chef-Analysten der RZB Peter Brezinschek zitiert. Ich habe gerade den „Kurier“ bekommen, und darin ist ein ganz anderes Zitat zu finden.

„Die Post-Aktie ist als Investment interessant“

RZB: „Zur Risikostreuung“ geeignet.

„Der für dieses Frühjahr geplante Gang der Österreichischen Post an die Wiener Börse wird von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) begrüßt. ,Die Aktie ist ein interessantes Investment‘, meint deren Chef-Analyst Peter Brezinschek. Zwar sei die Kursphantasie begrenzt, aber der Titel sei von Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Konjunktur­schwankungen kaum betroffen. Die Anleger dürften daher kaum von größeren Kurs­schwankungen beunruhigt werden.“ (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Und weiters: „Zudem eigne sich die Aktie – insbesondere für Kleinanleger – zur Risiko­streuung und langfristigen Veranlagung. Alles Geld in eine Aktie, egal welche, zu stecken, wäre aber falsch. ,Sie sollte Teil‘“ – hören Sie zu! – „,eines Volksaktien­bün­dels sein‘, zu dem der Experte auch etwa die Telekom Austria oder die voestalpine zählt.“ (Aha-Rufe bei der ÖVP.)

Auf Grund der Historie ist es in Österreich nahe liegend, dass eine Volksaktie aus dem staatlichen Bereich kommt, es kann aber auch ein Privatunternehmen sein.

Meine Damen und Herren, ich würde Ihnen diese Lektüre noch vor der Abstimmung empfehlen, vielleicht empfinden Sie dann die Postprivatisierung als positiv. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

17.41

 


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