Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 119

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quenzen daraus gezogen, dass die ÖVP-Politik ihm offensichtlich nicht das ermöglicht, was Ziel des Ganzen war.

Im Grunde genommen könnte man sich über diese ganze Sache eher lustig machen, wenn die Lage nicht so ernst wäre. Ein paar Anekdoten habe ich mir notiert, und die Zeit erlaubt es, sie zu bringen. – Heute bin ich ungewöhnlich schnell. (Ruf bei der ÖVP: Es gibt ja auch nichts zu erklären!)

Ein paar Anekdoten zum Ernst der Lage: Bundeskanzler Schüssel sagt zum Beispiel, so entnehme ich den Medien, man brauche vierzehn Minuten von der Stadt Wien nach Gugging. (Abg. Öllinger: Mit dem Flugzeug! Mit dem Hubschrauber!) – Es wurde getestet: Der schnellste Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert eine Stunde, aber Landeshauptmann Pröll war der Meinung, es dauere nicht 14 Minuten, sondern 13 Minuten. Wahrscheinlich sind beide davon ausgegangen, dass Professor Zeilinger sie vom Ballhausplatz nach Gugging beamen kann. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Mit Tempo 160!)

Ein niederösterreichischer Lokalpolitiker sagt, selbst die berühmte Harvard-Universität liege abseits der großen Städte. – Vielleicht sollten wir ihm ein Flugticket nach Boston besorgen. (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ. Abg. Broukal: Soweit man das halt in Niederösterreich weiß! Bis zu der U-Bahnstation!)

Im „Standard“ war ein Faksimile eines Gesetzentwurfes abgedruckt, den es ja angeblich gar nicht gibt. – Es gibt diesen Gesetzentwurf zum damals noch so unselig benannten Wittgenstein Institute of Technology nicht, Herr Molterer, aber er war dort abgedruckt. Bundesministerin Gehrer sagte, dazu befragt, das Papier sei nicht von ihr. – Also von uns war es auch nicht! Wir haben keinen Gesetzentwurf zum Wittgenstein Institute of Technology gemacht. (Abg. Dr. Stummvoll: Das glauben wir sofort! Abg. Mag. Molterer: Was haben Sie gegen Wittgenstein?)

Außerdem sagt sie, mit dem Namen Wittgenstein habe sie schon überhaupt nichts zu tun. (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ.) Das stimmt möglicherweise, denn angeblich war es die Idee von Bundeskanzler Schüssel, einen anerkannten Philo­sophen zum Schirmherren eines Physik- und Chemieinstitutes zu machen.

Habe ich noch etwas übersehen? – Ja, das ist auch gut: Landeshauptmann Pröll sagte, im September 2006 – das ist heuer, meine Damen und Herren! – werden die ersten Büros funktionstüchtig sein.

So habe ich mir eine Elite-Universität oder ein internationales Forschungsinstitut immer schon vorgestellt: dass dort die ersten Büros funktionstüchtig sind, in der Landes­nervenheilanstalt Gugging. (Abg. Dr. Brinek: Ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit! Ruf bei der ÖVP: Das ist billig!) – Billig ist das, ja. (Abg. Murauer: Wenn die Grünen ohne Büro ...!) Es ist nur die Frage, was Sie als billig bezeichnen: Wollen Sie Gugging renovieren, oder wollen Sie ein internationales Forschungsinstitut machen? – Das ist die Frage! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dass es bald die ersten funktionstüchtigen Büros geben kann, das glaube ich schon. Da steht ein Schreibtisch drinnen und ein Telefon, und die Fenster sind hoffentlich dicht. Aber das ist ja nur die Karikatur eines internationalen Forschungsinstituts! Wo werden Sie denn, wenn der Ruf jetzt erst ruiniert ist, diese internationalen Forscher hernehmen? Haben Sie die Vorstellung, dass die ohnehin arbeitslos auf der Straße herumvegetieren und dadurch problemlos einstellbar sind? Was soll denn das? Ist das nicht ein interessantes, ernsthaftes Projekt, und Sie verludern das auf diese Art? (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Die Konsequenz aus diesem Debakel kann meines Erachtens nur heißen: Zurück an den Start! Gönnen wir uns eine neue Denkpause,


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