Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 127

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70 bis 80 Millionen Euro haben wird – das entspricht dem Budget der gesamten Universität Salzburg oder der gesamten Universität Linz –, dann fragen sie sich, ob diese Mittel wirklich zielgerecht, vernünftig und nachhaltig eingesetzt sind. Gut, man kann sich anders entscheiden. (Beifall bei den Grünen.)

Weiters habe ich den Eindruck, dass Sie glauben – und das ist ein großer Irrtum, und das glauben Zeilinger und andere Proponenten, auch viele von uns nicht –, dass Forschung verordenbar, von oben herab sozusagen in die Wiese oder sonst wohin gestellt werden kann. Das funktioniert international selten. Sie haben jetzt Institute genannt und früher erwähnt, da waren Berkeley, Princeton, Yale, Harvard, Stanford, MIT. Ja wissen Sie, dass Harvard und Stanford eine Tradition haben, die um 1760 beginnt, wie lange die gebraucht haben? Wissen Sie, dass diese Eliteuniversitäten über 300 Studienrichtungen anbieten? Wissen Sie das? (Abg. Dr. Stummvoll schüttelt den Kopf.) – Sie schütteln den Kopf, dann wissen Sie es eben nicht. Das sind Universitäten. Ich würde mit dem Begriff „Universität“ etwas selektiver umgehen. Aber das haben Sie, glaube ich, auch schon eingesehen, so etwas Institut zu nennen, ist klüger.

Aber Forschung funktioniert nicht, indem ich Wissenschaftler einkaufe wie inter­nationale Stürmerstars und sie in eine Mannschaft stelle, die niemand kennt, oder in einen Verein. Das geht nicht!

Da braucht es Tradition, da braucht es Anbindung an Strukturen, die gewachsen sind und die schon an die Exzellenz heranreichen beziehungsweise Exzellenz sind. Dafür gibt es genügend Beispiele.

Der Österreichische Forschungsfonds hat 16 Spezialforschungsbereiche etabliert, die auch einer internationalen Evaluierung unterliegen. Da war keine Österreicherin, kein Österreicher, der da mitgeredet hat. Internationale Experten wurden gefördert. Warum steckt man einen Teil dieses Geldes oder das ganze Geld in solche Institutionen, die nochmals Peer-reviewt werden, die nochmals einer internationalen Begutachtung unterliegen? Man holt sich da die Besten und macht es Fächer übergreifend, Naturwis­senschaften, Technik. Und bitte vergessen Sie nicht Kultur- und Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften. Auch da hat Österreich Tradition. Es ist nicht alles Exzellenz, was man mit Maschinen erforscht, da gibt es auch noch etwas anderes, dazu hat man nämlich einen Kopf. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was denke ich mir noch? Es könnte ja auch Alternativen geben, in diese Bereiche hineinzufinanzieren. Da sind die Universitäten auch nicht gekränkt und auch nicht zu Recht gekränkt und sehen eine Chance. Junge Leute brauchen Entwicklungs­poten­tiale. Und wenn Sie sehen, dass sich jetzt immer weniger um Posten bewerben, weil kurze Dienstverträge sich mit miserablen Gehältern paaren – alles andere zu behaup­ten wäre verlogen –, dann ist das nichts, was eine Basis für eine zukünftige Exzellenz und Spitze bildet.

Und noch etwas: Wenn Mangel herrscht, gehört er behoben, um alle österreichischen Universitäten konkurrenzfähig zu machen. Dann kann man auch über Exzellenz­institute reden.

Rektor Skalicky, den Sie ja sicherlich kennen, ist für Bonmots bekannt (Abg. Mag. Molterer: Nicht nur!), aber nicht nur das, und ich komme jetzt zu keinem Bonmot, sondern zur schlichten Wahrheit. Es gibt eine Auflistung weiterer Vergleiche: TU Wien mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne oder Zürich. Und wenn ich sehe, dass Zürich und Lausanne pro Studierenden ihrer Universität das 40-Fache von dem ausgeben, was die TU Wien ausgibt, dann, muss ich sagen, kann ich von


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