Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 155. Sitzung / Seite 88

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schaftsproduktionen und deren Gleichstellung mit inländischen Filmen möglich sind – sowie auch deshalb, weil wir jede Initiative zur Förderung des österreichischen Films begrüßen.

Aber auch da – wie immer – agiert diese Bundesregierung nur halbherzig. Die österrei­chische Filmwirtschaft, die rund 5 000 Mitarbeiter beschäftigt, stellt einen wichtigen Teil der Kreativindustrie dar – und trotzdem wird, was Förderungen betrifft, die österreichi­sche Filmwirtschaft ausgehungert. Trotz aller widrigen Umstände ist jedoch der öster­reichische Film international sehr erfolgreich.

Was bräuchten wir in Österreich? – Österreichs Filmindustrie bräuchte, um eine gewis­se Größe zu erreichen, etwa 20 bis 25 inländische Produktionen; derzeit sind es ledig­lich zwischen zehn und zwölf.

Was bräuchten wir in Österreich noch? – Die österreichische Filmindustrie bräuchte eine kontinuierliche Auslastung, denn wenn das nicht der Fall ist, wandern die besten Kräfte ab. Den zweifellos zahlreichen österreichischen Talenten, die immer wieder in­ternationale Preise gewinnen, müssten bei uns bessere Verwirklichungsmöglichkeiten geboten werden. Es gibt ja auch das Problem beim Fonds für Wissenschaft und Tech­nologie: viele Projekte zwar, nur: Diese können nicht finanziert werden! Und so ähnlich ist es auch im Filmbereich.

Wir in Österreich müssen unsere Filmindustrie zu einer Exportindustrie machen, ähn­lich wie das in den neunziger Jahren mit der Umweltindustrie geschehen ist, dass eben wirklich alle Kräfte gebündelt werden.

Ein ganz wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist auch noch, dass wir sozusagen unsere Mitbestimmung erhöhen müssen, und zwar über das, was über Österreich er­zählt wird. Es ist nämlich ein Unterschied, ob ein US-amerikanisches Filmteam einen Film über Mozart dreht – oder ob das beispielsweise junge österreichische Künstler tun. Die Identität, der Zugang dazu schaut doch da ganz anders auch. Das wäre ein ganz wichtiger Punkt.

Was ist notwendig beziehungsweise was fehlt in diesem Zusammenhang? – Die För­derung ist minimal. Dem Österreichischen Filminstitut stehen hiefür – zusammen mit den Mitteln aus dem Bundeskanzleramt – 10 Millionen € im Jahr zur Verfügung. Däne­mark hat das fünffache Budget. Und dort ist es so, dass bei dänischen Filmen mittler­weile US-amerikanische Stars mitspielen – nicht umgekehrt. Das ist ein Ziel, ein Vor­bild in diesem Bereich. (Abg. Mag. Molterer: Aber wir haben den RTR-Filmfonds! Den darfst du nicht vergessen!) – Das ist ein wichtiger Punkt, den ich erwähnt haben wollte.

Konkret: In Österreich müsste diese Förderung um mindestens 15 Millionen € erhöht werden. (Abg. Mag. Molterer: RTR-Filmfonds!) – Das weiß ich schon. – Dieser Betrag wäre nur ein Zehntel dessen, was bei der Postprivatisierung sozusagen liegen gelas­sen wurde, wie ich heute Vormittag schon erwähnt habe: Da wurde ja um 150 Millio­nen € zu billig verkauft. Wenn man dort die hoch bezahlten Manager angehalten hätte, nur ein Zehntel des Verlustes hiefür zu realisieren, hätten wir schon eine sehr gute ös­terreichische Filmförderung. (Abg. Großruck: Keine Ahnung!)

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der ORF als Auftraggeber, aber auch als Partner für innovative Produkte eingesetzt wird. Der ORF muss halt vom „Schwarz-Funk“ zu einem Kulturfunk umgemünzt werden. (Beifall des Abg. Reheis. – Abg. Mag. Molte­rer: In der ÖIAG, oder?! – Abg. Schöls: Das stimmt ja nicht!)

Da wäre der ORF gefragt, und zwar nicht nur was die Projektentwicklung als Auftrag­geber, sondern auch was die Sendung und die Verbreitung des Kulturgutes Film betrifft. Es hat doch überhaupt keinen Sinn, hochwertige Qualitätsfilme um 2 Uhr in der


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