Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll14. Sitzung, 7. März 2007 / Seite 110

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zum Probespiel überhaupt zugelassen wird. Das heißt, das Staatsopernorchester als Nadelöhr ist praktisch dafür verantwortlich, ob man Philharmoniker oder Philharmoni­kerin werden kann. Und ich kann nur sagen, wie in der Bibel: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass eine Frau über das Staatsopernorchester unter Werner Resel Philharmonikerin werden kann.

Bei der Frage 5 habe ich dann direkt gefragt: „Wie hoch ist der Anteil an Frauen ... im Staatsopernorchester und bei den Wiener Philharmonikern?“ – Beim Staatsopernor­chester ist die Antwort korrekt mit ein bisschen mehr als 4 Prozent ausgefallen. Dazu muss ich sagen: Das ist ein Anteil, der international ganz weit hinten, also an letzter Stelle rangiert. Es gibt kein international reputiertes Orchester, das einen so geringen Anteil hat! Das danach folgende Orchester wäre die Philharmonie in Prag mit 8 Pro­zent.

Und auf die Frage, wie viele Frauen denn bei den Wiener Philharmonikern angestellt sind, erhalte ich nun tatsächlich eine wirklich lachhafte Antwort, nämlich: mehr als 4,3 Prozent – weil nämlich fünf Frauen dort dabei wären: eine Aktive und vier Bewerbe­rinnen, Anwärterinnen.

Also das ist ja wirklich eine Lachnummer! Das ist ungefähr so, wie wenn ich fragen würde: Wie viele katholische Päpste gibt es?, und die Antwort lautet: 70 – nämlich einen aktiven und 69, die es gerne werden wollen. – Also das geht wirklich nicht! – Und es wird dann auch noch, und das steht auch schön in der Anfragebeantwortung drin­nen, mit den aktiven Mitgliedern verglichen, und dann kommt man auf einen Prozent­satz von 4 Prozent.

Wenn man tatsächlich die 116 aktiven Mitglieder der Wiener Philharmoniker zu der ein­zigen Frau ins Verhältnis setzt, kommt man auf einen Prozentsatz von 0,86 – und das kann man nicht einmal mehr als Frauenanteil bezeichnen, denn da gibt es ja auch so etwas wie einen Mindestwert.

Ich habe dann gefragt, wie sich das in den letzten zehn Jahren verschoben hat, also was sich da verbessert hat, und bekomme auf die Frage nur zum Staatsopernorchester eine Antwort; die Philharmoniker werden hier völlig ausgespart. – Na ja, ganz klar: Der Anteil hat sich nämlich überhaupt nicht verändert! Vor zehn Jahren hatten die Wiener Philharmoniker eine Harfenistin – und jetzt, also zehn Jahre danach, haben sie noch immer eine Harfenistin. Der Anteil ist also konstant geblieben, es gibt überhaupt keine Entwicklung.

Dann habe ich auch noch gefragt, was die Wiener Philharmoniker an Subventionen be­kommen. Das deshalb, weil nämlich in einigen Zeitungen gestanden ist, dass das ein privater Verein ist und dass sich die Grünen um die privaten Vereine nicht kümmern sollen – ein privater Verein, der noch dazu, ist gestanden, keine Subvention erhält.

Die Antwort ist korrekt ausgefallen: Die Wiener Philharmoniker bekommen jährlich 2,2 Millionen €, noch dazu wertgesichert. Und das ist natürlich ein Betrag, der mit einem Vertrag über zehn Jahre fixiert worden ist. Das ist eine echte Seltenheit in der Kunst! Das ist ja ein Betrag, der fast 3 Prozent des Kunstbudgets ausmacht und noch dazu auf zehn Jahre gesichert, also immer wiederkehrend – was für andere Kunstinsti­tutionen mit einem wesentlich höheren Frauenanteil überhaupt nicht gilt.

Meine Überlegung ist jetzt eigentlich die: Können wir als Parlamentarier und Parlamen­tarierinnen dem zuschauen? Können wir zuschauen, dass sich da überhaupt nichts abspielt, dass es hier keine Entwicklung gibt, noch dazu, wo in dem Vertrag zwischen den Wiener Philharmonikern und der Republik Österreich definitiv steht – und das ist auch aus der Beantwortung meiner Anfrage abzulesen –, dass die Wiener Philharmoni-


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