Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll14. Sitzung, 7. März 2007 / Seite 113

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anschaut: Die haben einen Prozentsatz von 12 Prozent an weiblichen Mitgliedern. Das Orchester der Oper Zürich hat sogar einen Prozentsatz von 40 Prozent.

Zu diesem immer noch sehr unterdurchschnittlichen Frauenanteil hat sicherlich auch das historische Selbstverständnis der Wiener Philharmoniker beigetragen. Es ist offen­sichtlich ein sehr schwieriger Prozess, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen und gläserne Decken zu verhindern.

Zusätzlich haben die vorhergehende Regierung und die gleichgültige Haltung der letzten Bundesregierung den Prozess der Veränderung in Frauenfragen nicht gerade beschleunigt. Ich habe da eine recht patzige Antwort des früheren Bundeskanzlers be­kommen, der auf die Frage, wie er sich den verschwindend geringen Frauenanteil bei den Philharmonikern und im Staatsopernorchester erkläre, wörtlich geantwortet hat: Diese Frage stellt keinen Gegenstand der Vollziehung dar.

Die Frage mehr Frauen ins Orchester wollte man offensichtlich auch ganz bewusst nicht aufgreifen, denn beim Abschluss des Vertrages von 2001, in dem die Republik sich zu Zahlungen von 2,2 Millionen € pro Jahr an die Wiener Philharmoniker verpflich­tet hat, hat man einen Kündigungsverzicht auf zehn Jahre vereinbart und somit die Frage der Frauen ausgeklammert.

Aber, meine Damen und Herren, es ist Tatsache, dass es zweifelsohne sehr gute, sehr viele ausgezeichnete Musikerinnen gibt, und diese Musikerinnen werden über kurz oder lang Einzug in das Orchester der Wiener Philharmoniker finden, weil sich Qualität langfristig durchsetzen wird. Es ist also nur eine Frage der Zeit. – Vorausgesetzt, meine Damen und Herren, man nimmt das Qualitätskriterium ernst und hält sich nicht nur während des anonymen Aufnahmeverfahrens daran, sondern auch in den darauf­folgenden Zeiträumen.

Hier kann man die Ähnlichkeit der Problemlage zu ganz anderen Bereichen deutlich erkennen, nämlich wie schnell in Organisationen die so genannte gläserne Decke ein­gezogen wird, wenn es gilt, Frauen abzuwehren oder auszugrenzen. Daher ist es so wichtig, dass wir wieder eine Frauenministerin haben und auch ein Bundeskanzleramt, das sich vehement für Frauenanliegen einsetzt.

Nun gibt es seit Herbst 2006 endlich einen Gleichbehandlungsplan für den gesamten Bundestheaterkonzern, der mittelfristig das Seine dazu beitragen wird, Frauen aktiv zu fördern. Ich teile daher die Einschätzung von Bundeskanzler Gusenbauer, der, wie er es in seiner Anfragebeantwortung geschrieben hat, eine weitere Erhöhung des Frauen­anteils im Kunst- und Kulturbereich im Generellen und im Besonderen bei den Wiener Philharmonikern erwartet.

Meine Damen und Herren, ich zitiere aus der Homepage der Wiener Philharmoniker:

„Im Laufe ihres nunmehr über 160-jährigen Bestehens erlebten und prägten die Musi­ker ... das musikalische Geschehen durch eine Zeitepoche hindurch, die aufgrund der Vielzahl an genialen Komponisten und Interpreten in ihrer künstlerischen Bedeutung einmalig erscheint.“

Perfekt wäre es, wenn dieses einzigartige Orchester in zehn Jahren nicht nur als musi­kalischer Botschafter Österreichs gesehen würde, sondern auch als jenes Orchester, das in den eigenen Reihen Frauen wie Männern tatsächlich und selbstverständlich den gleichen Platz einräumt und auf der Homepage stolz von seinem hohen Frauenanteil spricht! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.51


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Morak. Ebenfalls eine Redezeit von maximal 5 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


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