Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll14. Sitzung, 7. März 2007 / Seite 117

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gab Männergesangsvereine und es gab Frauengesangsvereine. Und es gab Männer-Turnvereine und es gab Frauen-Turnvereine. Und es gibt bitte natürlich auch Männer­orchester und Frauenorchester. Heute darf das nicht mehr sein.

Aber der Frauensache schaden Sie damit, wenn Sie einer hoch angesehenen Institu­tion in Österreich Dinge vorwerfen, welche diese gar nicht so schnell ändern kann und wo eben andere Dinge mit hineinspielen. Die Frage stellt sich: Was wollen Sie als Re­sultat dieser Debatte? Was wollen Sie als Resultat dessen, was Sie hier reden? – Wol­len Sie die Philharmoniker auflösen? Wollen Sie sie verbieten? Oder wollen Sie, wie Sie ja auch hier gesagt haben, dass Sie das fordern, ihnen die wirtschaftliche Grund­lage zerstören?

Meine Damen und Herren, das dient der Frauenpolitik, der gerechten Sache der Frau­enpolitik sicher nicht! Unterlassen Sie solche Dinge! (Beifall bei der FPÖ.)

19.04


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schalle. Ebenso 5 Minuten maximale Redezeit. – Bitte.


19.04.31

Abgeordneter Veit Schalle (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Staats­sekretärinnen! Hohes Haus! Die Wiener Philharmoniker zählen zweifellos zu den re­nommiertesten Orchestern der Welt und sehr wohl, ich würde sagen, zu den besten, wenn es nicht überhaupt das beste ist. Seit 48 Jahren ist das Neujahrskonzert der Wie­ner Philharmoniker ein Fixpunkt im ORF und wurde über die Jahre zum spektakulären Fernsehereignis. Weltweit sehen über 45 Millionen Zuschauer dieses wohl berühm­teste Konzert der Welt. Die Philharmoniker sind eines der größten Aushängeschilder Österreichs, ein unbezahlbarer Werbeträger für unser Land. Sie spielen wirklich in der Champions League, würde ich sagen.

Aber nun zu Ihrer Anfrage, Herr Abgeordneter Zinggl. Als Kultursprecher des BZÖ kann ich nur sagen, dass die Wiener Philharmoniker mit ihrer gut 160 Jahre alten Tra­dition als Männerverein im Jahre 1997 gebrochen haben. Und seit diesem Jahr werden Frauen als Philharmonikerinnen aufgenommen. (Abg. Öllinger: Wie viele?)

Wenn man einen Blick auf die Frauenquoten anderer renommierter internationaler Or­chester wirft, dann sieht man, dass bereits ein Viertel bis ein Drittel aller angestellten Musiker weibliche Mitglieder sind. Das Philharmonische Orchester in New York zählt über 30 Prozent Musikerinnen. Bei der Züricher Oper in der Schweiz liegt der Anteil der Musikerinnen bei 42 Prozent. Und sogar das iranische Symphonieorchester in Teheran hat bei 90 Mitgliedern 30 Prozent Frauen.

Da gebe ich aber nur eines zu bedenken: dass die Philharmoniker eben mit diesem noch geringen Frauenanteil neuerlich von internationalen Kritikern zum besten Orches­ter der Welt gewählt wurden, auf Grund ihrer Perfektion und weil sie sich eben ihren unverwechselbaren Wiener Klang, der tief im 19. Jahrhundert verwurzelt ist, bewahrt haben. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass sich die Philharmoniker diesen hohen Zuspruch in der Welt auch mit einer höheren Frauenquote erhalten werden kön­nen. Ich denke, der Zeitraum ist trotzdem zu kurz, um das fair beurteilen zu können. Ich weiß, die Frauenquote ist relativ niedrig, aber der Zeitraum ist auch zu kurz. In sechs bis sieben Jahren schaffen sie nicht eine Frauenquote von 20 Prozent.

Zusätzlich sind etliche Maßnahmen eingeleitet worden wie die Einrichtung eines Gleichbehandlungsbeauftragten für den ganzen Konzern, der fair beurteilen wird, ob die Frauenquote erhöht wird. Ich kann Ihnen ein Beispiel aus meinem ehemaligen Kon­zern erzählen. Wir haben dort das gleiche Problem gehabt. In der Zwischenzeit ist es so, dass eine Männerquote eingeführt worden ist, weil alle Frauen, die kommen, bes-


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