Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 78

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Das habe ich beinahe für eine Freud’sche Geschichte gehalten. Bei der Bezeichnung „Arbeiterbewegung“ haben wir bis vor kurzem immer an den 1. Mai gedacht. Aber das ist jetzt die Arbeiterbewegung. Und das könnte sozusagen nur unsinnig sein, aber es ist eben nicht unsinnig, weil jeder, der aus einem höher entwickelten Land kommt, den Lohn der Arbeiter dort drückt, wo er hingeht. Und das ist auch Sinn und Zweck der Sache. Aber dieses gesteuerte und politisch erwünschte Lohndumping wollen wir nicht, und dagegen verwahren wir uns! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich nehme aber hier vor allem zu den frauenpolitischen Aspekten des Budgets Bezug, und da muss man natürlich unter dem Titel „Gender“ nachschauen.

Was sind die „Gender-Aspekte“ des Budgets? Was ist das überhaupt? „Gender Main­streaming“ ist ein Grundsatz – ich werde dann noch ein bisschen versuchen zu ergründen, was es wirklich ist –, den sich die Europäische Union gegeben hat und dem sich auch die Bundesregierung verschrieben hat. Und was ist das jetzt? – Ich habe da ein bisschen nachgefragt bei sehr klugen, auch politisch interessierten, auch politisch tätigen Menschen, zum Beispiel beim Bürgermeister meiner Heimatgemeinde, der ÖVP zugehörig. Den habe ich gefragt: Wissen Sie, was das ist? Ist das Gemein­debudget auch gegendert? Da hat er mich ganz fassungslos angeschaut. Der zum Beispiel weiß es nicht.

Dieses Budget ist nach Meinung derer, die das vorantreiben, viel zu wenig, aber irgendwie gegendert. Zum Beispiel findet man im Lebensministerium einen Ansatz, der sagt, es gibt ein Projekt, das sich „Untersuchung der Gendereffekte von Zahlungen an die Nationalparks“ nennt. Irgendwie ist das kompliziert, aber es scheint sich darum zu drehen, dass Sexismus auch an den Grenzen von Nationalparks offenbar nicht haltmacht. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.) Ich entwickle jetzt mit Ihnen, was es ist.

Jetzt bin ich natürlich schon sehr gespannt, was uns der Herr Umweltminister Pröll dann als Ergebnis dieses Projektes vorlegen wird. Ich denke, es könnte vielleicht in diese Richtung gehen. – „Gender Mainstreaming“ ist natürlich schon lange länder­übergreifend, es kommt ja vor allem von der EU, ursprünglich natürlich aus Amerika. – Das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen hat auch so eine Studie in Auftrag gegeben und hat auch schon einen Abschlussbericht bekommen. Und darüber kann man im „Spiegel“ Folgendes lesen – ich zitiere –:

„Nach elf Monaten Arbeit legte das Forscherteam einen 67-seitigen Abschlussbericht vor. Es empfahl zum Beispiel, Bilder von der Hirschbrunft möglichst aus Werbe­broschüren zu streichen, denn so etwas fördere ‚stereotype Geschlechterrollen‘.“ – Zitatende.

Also möglicherweise läuft es darauf hinaus. (Abg. Heinisch-Hosek: Was hat das mit „Gender“ zu tun?) Das haben sie in Nordrhein-Westfalen gemacht. Vielleicht wird es auch anders. Ich werde mit Interesse verfolgen, was unser Umweltministerium aus diesem Posten macht. Aber damit verlasse ich das noch Heitere und komme eigentlich zum Ernsteren.

Was ist „Gender“? Der Begriff ist alt, uralt, ein uralter Hut. Das geht weit zurück. Simone de Beauvoir hat schon 1948 gesagt: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es erst!“ Das heißt also schlicht und einfach ... (Abg. Mag. Wurm: Gemacht wird man dazu!) – Man wird zur Frau gemacht! Ja, Sie sind eine gelehrige Schülerin der Frau von Beauvoir. Ich bin es überhaupt nicht, ich bin total gegenteiliger Meinung. Das kann ich gleich am Anfang einmal sagen.

Es ist also ganz offensichtlich: Hier geht man von der Idee aus, dass das Geschlecht ein Lernprogramm ist. Das wäre jetzt sozusagen ... (Abg. Heinisch-Hosek: Sie


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