Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung / Seite 67

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Ich zitiere weiter: „... wir fordern ein neues, demokratisches und faires Bestellungsver­fahren. Wir wollen ein offenes Bestellungsverfahren, das es jedem qualifizierten Men­schen in dieser Republik ermöglicht, sich für diese Funktion zu bewerben.“

Wissen Sie, wer das gesagt hat? – Der grüne Abgeordnete Peter Pilz am 7. Juni 2001. Gratuliere! (Beifall beim BZÖ.) Fast genau so steht das auch in unserem Antrag, der im Hohen Haus liegt, weil wir diese Parteiennominierung auch nicht wollen.

Aber dann gibt es noch ein Zitat, und das ist noch viel interessanter, weil es von jener Kandidatin kommt, die sich heute zur Wahl – oder nicht einmal zur Wahl, sondern eigentlich zum Abnicken – stellt, nämlich von Frau Stoisits, die ja jetzt Volksanwältin wird. Wissen Sie, was Frau Stoisits gesagt hat? Sie hat gesagt, dass „dieses wichtige, wertvolle Organ des Nationalrates“ – nämlich die Volksanwaltschaft – „nicht von die­sem Nimbus der Proporzbestellung, der Versorgungsposten ... überschattet sein“ sollte. Erinnern Sie sich noch, Frau Kollegin Stoisits, an das Jahr 2001?

Und dann fragen Sie: „Was ist“ denn „das für eine Wahl, wenn drei Parteien einfach je­manden nominieren?“ – Jawohl, Frau Stoisits, was – ich frage das heute – ist denn das für eine Wahl, wenn Sie sich hier einfach nominieren lassen? Wissen Sie, was passiert ist in dieser ganzen Volksanwaltsdebatte? Und das ist bisher einzigartig, und auch die Grünen haben jetzt erstmals ihre Unschuld verloren. Herr Kollege Van der Bellen! Frau Kollegin Stoisits! Frau Kollegin Glawischnig! Herr Abgeordneter Pilz! Wissen Sie, was passiert ist? – Sie sind mittlerweile erstmals auch überführt als Teil dieses Parteien- und Proporzgedankens. Das ist die Wahrheit! (Beifall beim BZÖ.)

Sie von den Grünen sind eine stinknormale, angepasste Proporzpartei geworden! Ihre Vorväter, Ihre Gründer, die hier eingezogen sind ins Parlament, die immer gegen das gekämpft haben, die werden sich heute schön wundern, beziehungsweise manche, die leider nicht mehr unter uns sind, drehen sich ja im Grab um, wie Sie sich angepasst haben und wie Sie sich an den „Hals“ des Proporzes schmeißen, nur damit Sie, wenn Sie einmal die Chance haben – das erste Mal, weil Sie zufällig ein paar Stimmen mehr haben als die FPÖ –, gleich zupacken und sagen: Wir sind da! Wir Grünen, wir greifen zu! – Völlig undemokratisch, völlig gegen jegliche Norm, die Sie bisher vertreten haben, und daher haben Sie hier Ihre Unschuld verloren.

Das ist etwas Interessantes im Parteienspektrum, und ich halte noch einmal fest: Es gibt in diesem Haus eine einzige Partei, die tatsächlich dafür eintritt, dass dieser selt­same Parteienproporz und dieses Nominierungsrecht bei den Volksanwälten endlich beendet wird: Wir haben einen Antrag eingebracht, dass Volksanwälte tatsächlich – Herr Kollege Cap, auch wenn Ihnen das unangenehm ist – von der Bevölkerung ge­wählt werden sollen. Jawohl, dafür treten wir ein, das wollen wir, denn das sind dann wirkliche Volksanwälte. (Beifall beim BZÖ.)

Und das kann man auch sehr kostengünstig machen – weil ich da schon höre: Das kostet etwas! – Na klar kostet es etwas, aber dann machen wir doch gleichzeitig mit der Bundespräsidentschaftswahl eine Volksanwaltschaftswahl! Ein Stimmzettel mehr ist überhaupt kein Problem. Aber Sie wehren sich alle dagegen, weil Sie eben die Ver­fechter des Proporzes sind und weil Sie – und gerade diese große Koalition – schon wieder dort angelangt sind, wo Sie in den neunziger Jahren aufgehört haben, nämlich in dem widerwärtigsten Postenschacher und Proporzbesetzungsschacher, den wir aus den neunziger Jahren kennen! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zum Beispiel beginnend beim Herrn Bundeskanzler, bei der Bundesregierung: 19 Mit­glieder sind zu wenig, also machen wir 20, dass sich die Regierungsbank an beiden Enden biegt, denn das kann man besser aufteilen zwischen Rot und Schwarz.

 


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