Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 66

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Schauen Sie, Herr Kollege Graf, die Frage ist ja nicht, wie viele junge Leute die Medi­zin-Universitäten zum Studium angenommen haben, sondern die Frage ist, wie viele junge Leute das Medizinstudium jedes Jahr beenden konnten. – Ich habe damit nicht sehr viel zu tun, aber auch wenn man nur ab und zu mit Medizinern redet, kommen dann Worte wie „Knochen-Kolloquium“ – das scheint eine Prüfung gewesen zu sein, im Vergleich zu der russisches Roulette eine sehr sichere Angelegenheit ist. (Abg. Dr. Bri­nek: Da sind immer die Knochen gebrochen!) – Soweit ich mich erinnere, hatte der Professor dabei ein großes Sackerl in der Hand, in dem sich einer der 700 mensch­lichen Knochen befand, und man musste blind hineingreifen und sagen, welcher das ist. Das ist ja etwas, was im normalen Leben eines Chirurgen relativ oft vorkommt: dass man blind wissen muss, wie die Knochen heißen. (Abg. Dr. Graf: Und die Profes­soren sind heute die, die die Zugangsbeschränkungen verlangen!)

Kaum war das vorbei, hat man dann – zumindest an der Universität in Wien – eine Ein­gangsprüfung, die summative integrative Prüfung, durchgeführt, bei der 50 Prozent der Leute durchgefallen sind. – Kommen Sie doch heraus und sagen Sie nicht, wie viele Leute auf die Uni gegangen sind, sagen Sie uns doch, wie viele Studentinnen und Stu­denten jedes Jahr zum „Doktor med.“ promoviert wurden! – Das waren nicht mehr als heute. (Beifall bei der SPÖ sowie demonstrativer Beifall der Abg. Dr. Brinek.)

Jetzt zu den Zugangsbeschränkungen. Die Wahrheit ist folgende: Irgendwann kommen wir alle nicht darum herum, dass wir uns einmal auch die Frage stellen, woher das Geld kommt. – Nun war ich lange genug Vertreter einer Oppositionspartei: Bei uns wa­ren es immer die Eurofighter, mit denen wir alles bezahlt haben, und die, die da oben gesessen sind – darunter Vertreter Ihrer Partei; auch jene FPÖler, die noch beim BZÖ mit dabei waren –, haben uns dann immer gesagt: Die Eurofighter habt ihr jetzt schon sieben Mal abbestellt; wollt ihr sie noch ein achtes Mal abbestellen? (Abg. Dr. Graf: Im Jahr 2002 habt ihr ...!)

Wenn Sie heute sagen: Doppelt so viele Studenten an die medizinischen Universitä­ten!, dann wissen Sie, dass Sie damit 500 Millionen € mehr für den Betrieb der Univer­sitäten verlangen. (Neuerliche Zwischenrufe des Abg. Dr. Graf.) Sie verlangen, dass in Wien ein neues Allgemeines Krankenhaus gebaut wird für die Patienten, die man an dieser doppelt so großen Uni braucht, Sie verlangen, dass es in Salzburg neue Univer­sitätskliniken gibt, dass man in Graz ein neues Landeskrankenhaus baut. – Sie verlan­gen also auf gut Deutsch Beträge, die jenseits von Gut und Böse sind, es sei denn, Sie können mir einen Hinweis darauf geben, wo Sie diese 1,5 Milliarden € hernehmen werden – jetzt und gleich, wie Sie das sagen! (Abg. Mag. Stadler: ... Wahlprogramm! Gusenbauer hat ja versprochen, er wolle die Studiengebühren abschaffen, Herr Brou­kal!)

Kollegin Brinek hat Ihnen einen Antrag vorgelegt, über den wir alle sehr froh sind, in dem ÖVP und SPÖ – und ich sage jetzt absichtlich zuerst „ÖVP“, weil das für die ÖVP die größere Überwindung war –, versprechen, dass wir bis zum Jahr 2020 die Budgets der österreichischen Universitäten um 50 Prozent erhöhen wollen – vom derzeitigen Geldwert, die Inflation herausgerechnet –, und Sie sagen: Das ist alles zu wenig und das ist alles zu spät!? (Abg. Dr. Graf: Da sind wir alle tot, im Jahr 2050!)

Ich erinnere Sie an Folgendes – Sie waren selbst lange genug Vertreter einer Regie­rungspartei –: Wissen Sie, Geld zu drucken ist verboten! Und es ist ein schönes Pro­gramm, wenn wir sagen, dass wir jetzt Jahr für Jahr, beginnend mit dem Jahr 2010, die Uni-Budgets um 150 Millionen € erhöhen wollen und im Jahr 2020 dann statt 3 Milliar­den 5 Milliarden € für die österreichischen Universitäten hergeben. – Ich denke, das kann sich sehen lassen.

 


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