Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll47. Sitzung / Seite 175

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sagt hat. Der hat nämlich gesagt: In Deutschland gibt es offensichtlich türkische Musli­me, die Schafe schänden, also Sodomie betreiben, wenn Sie es genau wissen wol­len. – Schütteln Sie nicht den Kopf, Sie kennen das Beispiel. Sie haben öffentlich dar­auf Bezug genommen, nur haben Sie sich nicht davon distanziert.

In Deutschland gibt es türkische Muslime, die schänden Schafe, betreiben Sodomie. Das ist ja harmlos, sagt er ganz zynisch, der junge Herr Winter. Das ist ja harmlos. In Österreich gibt es türkische Muslime, die schänden nicht Schafe, sondern die ver­gewaltigen unsere Mädchen! Türkische Muslime sind in Österreich Vergewaltiger von Mädchen. – In dieser generalisierenden Form hat sich der gute junge Herr Winter, ihr Sohn, über Türken beziehungsweise Muslime – man kann nicht einmal sagen: lustig gemacht – hetzerisch hergemacht.

Und das ist das eigentlich Erschütternde an dieser Geschichte: Ich habe mir die Mühe gemacht, in der Bundesrepublik zu recherchieren, wie das wirklich war, und auch, wie das wirklich war in Graz, das Beispiel von Vergewaltigung, auf das er Bezug genom­men hat. (Abg. Rädler: Haben Sie auch nachgefragt in Ternitz?) Ich habe in der Poli­zeidirektion Hessen angerufen. Die Polizeidirektion Hessen hat mir erklärt, bei dem Fall von Sodomie, der vor der Einstellung steht, gibt es überhaupt keinen Hinweise auf einen ethnischen Hintergrund und schon gar nicht auf einen religiösen Hintergrund. Herr Winter behauptet das!

Da habe ich mir gedacht: Na ja, dann möchte ich auch wissen, wie das in Graz war mit der Vergewaltigung des Mädchens. Ich habe die Polizeidirektion Graz, die Sittenpoli­zei, angerufen und habe dann auch einen Herrn erreicht, der mir Auskunft gegeben hat. Er hat gesagt, ja, das war eine ganz schwierige, langwierige Ermittlung. Wir haben uns lange damit beschäftigt, hat er gesagt, wir haben auch eine Gegenüberstellung gemacht, weil ein Name gefallen ist und wir geglaubt haben, diese Person könnte es sein, weil die auch dort in der Nähe wohnt et cetera. Wir haben die Personen gegen­übergestellt – es war auch ein Türke –, aber es hat sich herausgestellt, dass er es nicht ist. (Abg. Strache: Obwohl das Mädchen im Verhör genau was anderes gesagt hat! Das Mädchen, das vergewaltigt worden ist, hat das ausgesagt!) Und dieser Herr bei der Sittenpolizei hat mir dann gesagt: Wir ermitteln inzwischen nicht mehr gegen Personen mit türkischem Migrationshintergrund, sondern gegen Unbekannt.

Was bleibt aber im Raum stehen? – Herr Winter junior, der in beiden Fällen gegen Personen, wo er vermutet, türkisch heißt auch gleichzeitig Muslim, eine Hetze macht, gegen türkische Muslime im Allgemeinen.

Das ist die Politik, die Sie betreiben – egal, ob in Graz oder anderswo. Und das ist kei­ne Basis für eine Auseinandersetzung, wo man ernsthaft über Probleme reden könnte. Um nicht mehr und nicht weniger geht es.

Jetzt erzähle ich Ihnen noch eine Geschichte, weil ja schon mehrmals das Thema Kriminalität und Jugendkriminalität angesprochen wurde, aus meinem persönlichen Hintergrund. (Abg. Ing. Westenthaler: Das wird eine ganz liebe Geschichte!)

Mein Großvater war – ich komme aus einer Landgemeinde – Gendarm, Gendarmerie­revierinspektor in dieser Landgemeinde. Ich komme aus dem Innviertel, aus einer Ge­gend (Abg. Ing. Westenthaler: Das wird eine ganz liebe Geschichte!) – Herr Westen­thaler, passen Sie lieber auf! –, wo es bis in die Zwischenkriegszeit sogenannte Ze­chen gegeben hat.

Wissen Sie, was Zechen sind? – Das waren Zusammenschlüsse von männlichen Ju­gendlichen nach Ortsteilen, die sich gegenseitig in ihrer Freizeit die Schädel eingehaut haben. Und wenn sie sich nicht die Schädel eingehaut haben, dann haben sie ver-


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