Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll53. Sitzung / Seite 175

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wenn wir weiters davon ausgehen, dass die betriebswirtschaftlichen Kategorien die­jenigen sind, die die ersten Handlungsanleitungen im ökonomischen Tun und Treiben bewirken, dann wird man eigentlich in dieser Ratio durchaus für dieses Projekt und auch sozusagen für das Packing der Bundesregierung und der Staatsverträge sein können, ja vielleicht sogar sein müssen. Aber die Sache führt trotzdem auf den falschen Weg.

Was spricht für die Leitung? – Die erhöhte Diversifizierung und das Argument, dass Gas vorübergehend, vielleicht sogar gemessen an und im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern, etwas Gescheiteres ist als eben Kohle oder gar Öl. Außerdem ist es ja besser verwendbar.

Wie ist es jetzt wirklich mit der Diversifizierung? – Bei „Nabucco“ soll, was die Explorations-Diversifizierung betrifft – Sie haben es, glaube ich, ohnehin erwähnt, Herr Minister, dass es weniger nur um die Leitungen geht, also darum, dass zukünftig drei Leitungen nebeneinander liegen oder auch mehr, sondern darum, woher das kommt; das ist ja auch noch einsichtig –, nicht der aserbaidschanische Raum besonders exploriert werden, sondern die Grundidee war doch, dass iranische Felder erschlossen werden sollten, was ja vielleicht nicht so blöd wäre, wenn denn dort das Gas vermutet wird oder tatsächlich liegt. Nur, das erklären Sie uns jetzt einmal, wie zumindest bei den gegenwärtigen politischen Verhältnissen im Nahen Osten oder im Iran die Versorgungssicherheit enorm steigen soll.

Richtig ist, dass es eine andere wirtschaftliche Region ist als Russland oder Ukraine oder Aserbaidschan, aber dass dadurch auch neue Probleme entstehen können, liegt auf der Hand. Denn wenn man von diesen Lieferungen abhängig ist, wenn die euro­päische und, wenn man so will, auch die österreichische Industrie, vor allem die energieproduzierende Industrie sich darauf einstellt, dass das kommt und man dann von allen Schwankungen und vor allem von allen politischen Volten dort abhängig ist, dann haben wir zwar vorher das System weiter ausgebaut, was die Gasabhängigkeit betrifft, ist man dann aber mehr abhängig als vorher. Das müssen Sie doch einsehen.

Es ist ja nicht so, dass wir einen bestimmten Bedarf haben und jetzt sagen, dieser Bedarf wird durch mehrere Quellen bedient. Dann wäre vielleicht auch in diesem Sinn, ökonomisch betrachtet, mehr Wettbewerb. Aber es wird sich ja die Verbraucherstruktur anpassen, und dann hängen wir auch von dieser Region ab. Das Einzige, was zählt, ist, dass die Wahrscheinlichkeit von gleichzeitigen Konflikten und Problemen im nördlichen Asien, in Russland und vielleicht im Nahen Osten geringer ist. Das ja. Das ist aber schon die einzige Diversifizierung, die damit gelingt. Es kann geradeso gut sein, dass wir die Probleme verschärfen. – Das zum Ersten.

Zum Zweiten: Dass das ein fossiler Rohstoff ist, bestreitet ja niemand, und das wäre auch nicht das größte Problem, das größte Problem liegt, wenn wir jetzt die öster­reichische Situation anschauen, darin, dass mit steigenden Gasinfrastruktureinrich­tungen auch die Chance für die erneuerbare Energie zurückgedrängt wird. Gas ist nun einmal ein leitungsgebundener Energieträger, das ist ja klar, und wenn ich die Leitun­gen einmal gelegt habe, dann haben die Alternativenergieträger größere Probleme.

Wir haben jetzt erstens einmal im Kraftwerksbereich eine Fragestellung zu klären. Wenn ich an den Süden von Graz denke – 800-MW-Gas –, und wenn nicht einmal dafür Sorge getragen wird, dass die Abwärme dieses 800-MW-Blocks entsprechend gut genützt wird, dann kann man mir nicht einreden, dass das eine gescheite Geschichte ist. Und je mehr Gas wir sozusagen in die Volkswirtschaft einschleusen und gleichzeitig die Rahmenbedingungen nicht ändern, desto größer werden die Probleme, die wir hier erzeugen. Nicht einmal die Abwärme wird genützt. Wie gesagt, das Ganze ist ein Durchlauferhitzer der Mur im günstigsten Fall, bei gleichzeitig


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